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Am 23.06.2024 um 09:09 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb 


Moin Karl, 

meine erweiterte These wäre: Alles Handeln und Geschehen hat einen logischen Grund, eine physische Ursache oder entspringt dem Zufall. Du hast hinsichtlich des politischen Handelns die Massenmigration und das Radikalreligiöse genannt. Radikalreligiös sind die islamistischen Terrororganisationen, radikalideologisch die nationalistischen Kriegstreiber. Hinzu kommen Klimageschehen, Artensterben und weitere Externalitäten des Wirtschaftshandelns. Massenmigration ist die Folge. Wobei allerdings die von Bevölkerungsstatistikern und Wirtschaftsverbänden empfohlenen 400 Tsd. Einwanderer/Migranten zur Erhaltung des Wohlstands hierzulande jährlich im Langzeitmittel längst nicht erreicht werden.    

Soweit haben wir deutliche Übereinstimmung. Was die Zahl der Einwanderer und Migranten anbelangt, würde ich bei letzteren jedoch nach deren Motiven differenzieren. Selbstverständlich aufzunehmen sind Menschen, die nachweislich vor Krieg, Verfolgung, Unterdrückung etc. flüchten, hingegen nicht jene, die sich lediglich in das vermeintliche Wohlstandsparadies Germania absetzen wollen, dafür ihre Identitätsnachweise vernichten oder mit ähnlichen Betrugsmaschen (oftmals durch Schleuserkriminalität befördert) in dieses Land drängen.
Deutschland als Wohlstandsstaat hat ein immer noch ein gut funktionierendes Sozialsystem, was jedoch ein gewaltiger sog. „Pullfaktor“ und damit ein stark motivierender Anreiz für Schleuser und Eingeschleuste, dieses System zu missbrauchen. Dieses Einfallstor bislang unkontrolliert offen gehalten zu haben, war und ist ein gravierender politischer Fehler, den man inzwischen seitens der politischen Führung scheinbar eingesehen hat und abzustellen gedenkt. Dagegen stellen sich immer noch links-grüne Sozialromantiker, die sich wohl gerne am Strick ihrer eigenen Hirngespinste aufhängen lassen wollen; Oder wer von diesen Träumern Bert Brecht nahe steht: „Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selbst“.

Was glaubst Du wohl, was Muslime über die aktuelle Münchener CSD denken, denkst Du, sie würden ihre Frauen halbnackt durch die Straßen ziehen lassen?


Als Hippie-Träumer plädiere ich für einen Aufbruch ins Sonnenzeitalter.

Träumen darf man. Du träumst vom Sonnenzeitalter, Christen „träumen“ vom jenseitigen Paradies - wo ist da der Unterschied? Und gegen letztere ziehst Du zu Felde?!


Die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann hält in „Das Ende des Kapitalismus“ eine Mangelwirtschaft nach dem Vorbild der britischen Kriegswirtschaft während des 2. Weltkriegs für plausibel.

Ulrike Herrmann sieht m.E. zurecht das Streben nach ständigem Wirtschaftswachstum und damit den unbegrenzten Kapitalismus als treibende Kraft der Klimakrise. 
Da unbegrenztes Wachstum als dem spiralförmigen Aufwärtsstreben von Ressourcenverbrauch und sonstigem Raubbau an Natur und Lebenswelt gleichzusetzen ist und nicht zuletzt auch mit einer dem Leben abträglichen seelischen Verfassung von Menschen in Verbindung gebracht werden muss, ist nach dem Prinzip „actio=reactio“ die Gegenbewegung bereits vorgezeichnet und für mein Verständnis schon eingeleitet.

Verantwortungsbewusstes Wirtschaften kann nur als Kreislauf angelegt sein, das war mir schon sehr früh im Leben bewusst und in Schulaufsätzen der Oberstufe ging es damals schon um die Folgen von Raubbau an der Natur und Umweltverschmutzung. In Schul-Aufsatzthemen in English ging es um „Pollution“. 

Dennoch ging alles Wirtschaften, alles Konsumieren seinen gewohnten Nachkriegs-Wohlstandsgang, eigentlich bis heute und nun auch weltweit.

Ich denke, da hilft kein Lamentieren mehr, auch keine Klimakonferenzen und ich würde eher in Waldemars Abgesang einstimmen müssen, würde ich nicht an unsere Kinder denken und dabei die Hoffnung haben müssen, dass sie das Ruder nochmal „herumreißen“ können.

Natur ist stark, bisweilen gewalttätig und doch auch geduldig, vielleicht hat sie auch ein Einsehen mit ihren Menschenkindern und ihr gelingt mit durchaus harter Hand (Naturkatastrophen) ein Umerziehen.


Die Neurowissenschaftlerin Maren Urner fordert in „Radikal emotional" hinsichtlich eines „Wofür" statt „Wogegen“ radikale Aufmerksamkeit, Ehrlichkeit und Verbundenheit. Und um „Die Faltung der Welt“ geht es dem Physiker Anders Levermann in "The folding of art: avoiding one’s past in finite space", der unendliches Wachstums innerhalb endlicher Grenzen für möglich hält (vgl. meine Mail vom 9.3.24). 

Keines dieser Krisenbewältigungsbeispiele wird von einer politischen Partei verfolgt und die Wählermehrheit entschied sich nach der Europawahl für schwarz-blau, d.h. für rückwärtsgewandte statt zukunftsoriente christlich Konservative und reaktionäre Nationalisten.

Das ist nun Deine Interpretation dieses Wahlausgangs und seiner Konsequenzen. Mit plakativen Zuschreibungen ist schon gar nichts gewonnen, glaubst Du wirklich, die mehrheitlich agierende EVP wäre rückwärtsgewandt? 

Glaubst Du wirklich, der Löwenanteil der zuletzt Wählenden zum Europaparlament (unter ihnen viele junge Menschen) würden blind sein für die Probleme der Zeit? Eher bist Du rückwärtsgewandt in Deiner ideologischen Sicht auf das benannte Szenario.

Du bist doch selbst Vater und Opa - wolltest Du Deine Kinder und Enkel in Jutesäcken gekleidet und mit Lastenrädern durchs Land fahren sehen? Zurück zur Steinzeit oder in eine Zukunft, die der Mensch durchaus (insbes. auch technologisch) so gestalten kann, dass er und die ihn tragende Natur noch geraume Zeit auf diesem winzigen Staubkörnchen des Universums existieren kann. 

Und für den Menschen gilt, dass er sich als intelligentes Geistwesen bewusst sei und mit diesem Attribut ausgestattet, diesen Lebensraum zu gestalten und nicht zu verunstalten hat.


Und so wird neben unzureichender Klima- weiterhin eine unzureichende Migrationspolitik betrieben; denn keine Partei traut sich die Propagierung einer Mangelwirtschaft geschweige denn eine Überarbeitung des Asylrechts zu. Spätestens wenn zur Mitte dieses Jahrhunderts mehr Flüchtlinge als Einwohner Europas unterwegs sein werden, wird es zu einem „Change  by Disaster and not by Design“ kommen. 

Wie gesagt, es liegt tatsächlich an uns und ich bin überzeugt: Es kommt ein „Change by Design“ (my be in a long desperate run - no other way!).

KJ