Am 08.11.2022 um 03:07 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:Wesentlicher Inhalt meines Informations-Statements ist an Feynmans „it‘s all about atoms“ angelehnt.
Strophen aus Feynmans Gedicht „stand at the seashore, alone, and start to think“ bilden mir die „Brücke“ von seinem auf mein Statement: …
Atome als Träger von Information: Tanzende Muster von Atomen, DNA, Protein, Atome mit Bewusstsein; das ist nichts anderes als Information, die Materie in Form bringt.
Feynman hätte genausogut sagen können: it‘s all about information. Da ist nichts mit Propaganda!
Informationstragende Photonen wechselwirken mit Materie, wie das Feynman in seiner Arbeit über light-matter-interaction beschrieben hat. Neben QED vermittelt die Quantenchromodynamik (QCD mit Gluonen als Energieträger) als Theorie der starken Wechselwirkung zwischen Quarks noch eher die Bedeutung von Information durch Farbcodierung.
Neben diesen in ihren Einzelheiten doch sehr komplex theoretischen Überlegungen, Thesen und Hypothesen stellen sich über den üblichen Alltag hinaus denkende Menschen Fragen, wie diese Aussagen zu einem hinreichend gesamtheitlichen Weltbild (ohne Anspruch auf die illusionäre TOE) gefügt werden könnten. Dahin führen verschlungene Wege. Wege, die gelegentlich immer nur von Genies wie Feynman beschritten werden können und davon auf verständliche Weise berichten können. Nur gelegentlich entwickelt sich ein Formalismus (den Du stets forderst) wie z.B das Feynman-Diagramm.
Synergetik „it‘s all about synergetics“ als grundlegender denn Information zu sehen, verbietet sich selbstredend!
Schlichtweg, weil Synergetik kein genuines Prinzip ist, wie Information als entropisches Prinzip (zur Minimierung von Unwissen), sondern die Theorie der Wechselwirkungen von Elementen komplexer nichtlinearer Systeme. Sie befasst sich mit dynamischer, selbstorganisierenden Strukturbildung, wobei Phasenübergänge durch intrinsische Ordnungsparameter gesteuert sind. Diese Ordnungsparameter sind an die Entropie des betrachteten Systems und damit an Informationsmuster gebunden, also ist Information der Synergetik prinzipiell vorgängig.
Das zeigt sich auch im Bereich der Neurowissenschaften bei der gesamtheitlich systemischen Betrachtung (Synergetik) physischer wie psychische Grundfunktionen (Motorik, Perzeption, Gedächtnis, Entscheidungsprozesse, etc.), die allesamt als neuronale Informationsverarbeitung zu sehen sind.
Es kommt also auf die Definitionsebene an. Information als aktionsprägendes Prinzip bestimmt die Struktur von Systemelementen (z.B. des Gehirns/ZNS), ein aus diesen Elementen gebildetes Gesamtsystem ist dann unter dem Gesichtspunkt der Synergetik zu betrachten.
Zu Deiner Frage nach der Quelle meines Bezugs auf C.F.v. Weizsäcker „Das VIELE im EINEN und vice versa“: Weizsäcker beschreibt diesen Zusammenhang in mehreren Schriften und auch Vorträgen.
Konkret habe ich das in seinem Buch „Die Einheit der Natur“ hier vorliegen. Er schreibt, wie ich eben nachgelesen habe, nicht von Verschränkung, sondern von Wechselwirkung.
Nun hast Du mich indirekt wieder auf diese Spur gebracht und muss mir den Abschnitt nochmal durchlesen. Es ist immer wieder verwunderlich: Selbst sicher geglaubte Erkenntnis, die man vor Jahren zu haben schien, relativiert sich, fällt bisweilen sogar in sich zusammen, wenn man sich erneut damit beschäftigt.
Wittgenstein ist mir als „Umganssprachler“ näher, denn als Logiker und Bohm (was war da noch mit ihm? -
Du sagst, „Bei der Dekohärenztheorie handelt es sich um eine Anwendung der QM, in der Bohmschen Mechanik bspw. kommt sie nicht vor,“
Nun, das mag mit der Unvollständigkeit der QM zusammenhängen, von der auch Bohm ausging. Ich sehe seine Führungswelle nicht als Einzelwelle, sondern als Feld in Superposition residierend, aus dem sich zu jeder Zeit, an jedem Ort eine Dekohärenz ergeben kann, die dem Gesamtfeld keinen Abbruch tut. Admirabilis transitus a potentia ad actum. Leibniz‘ auf Aristoteles zurückgehende Entelechie (Kraft des metaphysischen Punktes als Monade) und damit sind wir wieder bei Metaphysik angelangt: Dir zum Missfallen, mit zum Wohlgefallen.