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Am 15.06.2022 um 18:04 schrieb waldemar hammel <waha3103x@googlemail.com>:

ich gestatte mir untertänigst den hinweis und denkanstoß, dass "information" keine grundgröße der welt sein kann, da sie nur immer für einen empfänger information wird. ist kein rezipient vorhanden, bleibt angebliche "information" nur ein emittiertes physikalisches "signal", also energie, ohne "information" und/oder gar bedeutung.
man darf halt nicht die sache von hinten aufziehen, zb "information" => materie u energie, sondern energie => kann zu information werden, wenn ein entsprechend aufgebauter und konditionierter empfänger vorhanden ist, und dann ist selbst zb "strom" der einen elektromotor antreibt, (1) für diesen motor und (2) unter diesen bedingungen information.

Von Information als „Grundgrösse der Natur“ war hier nicht die Rede, Waldemar.

Wie sollte das auch zu begründen sein, da der Informationsbegriff bis heute nicht einheitlich definiert ist. Ausgehend vom Urbegriff bezogen auf den lat. Wortstamm „informare“ also (etwas) eine Form geben, haben sich unterschiedlichste  Begrifflichkeiten (was man sich unter Formgebung in diversen Disziplinen vorstellt) entwickelt. 

Der allgemein gesellschaftliche Begriff von Information ist unschwer zu beschreiben: Informiert zu sein, darunter versteht die Klatschtante, das Neueste aus der Nachbarschaft erfahren zu haben und ist damit einer Kerneigenschaft von Information nahe: Information muss eine Bedeutung für den Empfänger haben, ist also handlungsorientiertes resp. zweckbezogenes neues Wissen, das ggf. vorhandenes Wissen erweitert bzw. korrigiert. Information ist diesbezüglich Träger (Neuigkeit) und Getragenes (per Übertragungssignal/kanal.

Müssig, hier noch weiter über diverse Auslegungen des Informationsbegriffs bezogen auf dessen Verwendung in der Kommunikationstechnik oder allg. umgangssprachlichen Gebrauch zu schreiben, da Ich bei meinen letzten Ausführungen hier einen viel grundlegenderen Zusammenhang von Information - eben die Wechselbeziehung mit Materie  - thematisiert habe.

Es ist aber schon jetzt absehbar, dass wir diesbezüglich keinen Konsens unserer gegensätzlichen Auffassungen haben können, da es aus materialistischer Weltanschauung unmöglich erscheint, Geist als grundlegend informationstragendes Agens eines universellen (Vor-)Bewusstseins anzusehen.

Erstaunlich für mich, dass ein Physiker (aber eben auch Philosoph) wie R.v. Weizsäcker mit seiner Ur-Hypothese überhaupt im positivistisch dominierten Wissenschaftsbereich hinlänglich akzeptiert wurde.

Ich war jedenfalls angetan (nicht nur) von seinem Informationsbegriff, wonach er  - bezogen auf die Quantenmechanik - von logisch kleinsten Objekten (Ure) ausging, diese als „Informations-Atome“ definierte und damit Materie und Energie (Einsteins E=mc^2 ) als Manifestationen von Information ansah. Damit komme ich nochmal auf Wheeler und sein Postulat von den „Ja-Nein-Entscheidungen“ der Natur zurück: Ur-Alternativen stellen den Informationsgehalt möglicher Ja/Nein-Entscheidungen dar und damit ein bit (Quantenbit) quantentheoretisch potentieller Information.

Nun liesse sich hier sofort weiter sinnieren: natürlich gehe ich mit Hameroff/Penrose davon aus, dass Informationsverarbeitung im Gehirn nach quantenmechanischen Prinzipien abläuft. Doch dazu ggf. später.


Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl

Ps: wer sich von ggf. hier Mitlesenden einen Begriff von den unterschiedlichen Definitionen zu Information machen will, dem kann tatsächlich der entspr. Wikipediaeintrag einen guten Einblick vermitteln.

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