Mich hindert nichts, aber auch wirklich nichts an freiem Denken! Was ich hingegen denke, ist ein anderes.Nun ist das o. Angeführte eine grundsätzlich zutreffende Annahme bezüglich Sozialisierung. Für nahezu jeden Menschen vollzieht sich eine spezifische Sozialisation s. M.Weber). Angefangen von den ersten Prägungen (sic!) in Elternhaus, Schule, ggf. Hochschule bis hin zu zahlreichen diesbezüglichen Einflüssen im Berufs- und Gesellschaftsleben.
Persönlichkeitsentwicklung geschieht immer durch Interaktion mit dem spezifisch sozialen und intellektuellen Umfeld. Wollte man diesem Einfluss entgehen oder davon ausgeschlossen sein, drohte des Schicksal des Kaspar Hauser; Im ungünstigsten Fall also soziale Deprivation und Ausbildung von Hospitalismus. Das gilt insbes. auch für den Entzug von emotionaler Zuwendung, etwa elterlicher Liebe.
Du kannst von Glück sagen, dass die von Dir beschriebenen Misshandlungen Deines Vaters offenbar keinen Schaden dieser Art verursacht haben, ausgenommen Deine Misanthropie.
Liebesentzug der Eltern führt fast immer zu psychischen Problemen, die es Kindern oftmals unmöglich machen, sich in eine hinreichend intakte soziale Umgebeung zu integrieren.
Ich bin zwar zuhause nicht geschlagen worden, war allerdings einem hohen Erwartungsdruck eines rational gefühlsarmen Vaters ausgesetzt. Die Mutter viel zu früh gestorben.
So trifft Deine Annahme in Teilen zu, ich sei durch stringente Sozialisierung (in meinem Fall Internat) mit konservativen Denkmustern geformt worden, die bis heute mein Weltbild beeinflussen. Andernteils habe ich dort garantiert mehr humanistische Ausbildung gehabt als das in jeder anderen (staatlichen) Schule der Fall gewesen wäre. Du musst mir also nichts von Giordano Bruno et.al. erzählen.
Binsenweit ist, dass die in Kindheit und teilweise Jugendzeit vermittelten „Werte“ auf gewisse Weise tief im Bewusstsein verankert sind und nicht selten es ein Leben lang bleiben. Sich davon in entsprechender Weise zu emanzipieren ist daher immer ein wichtiger aber bisweilen auch sehr mühsamer Prozess.
Für meint Teil weiss ich genau um den Grad meiner diesbezüglichen Emanzipation und wenn Du, wie ausgeführt, mir unterstellst, dass ich mich nicht von dieser stringenten Sozialisierung emanzipiert hätte, liegst Du schlichtweg falsch. Dann hast Du nichts verinnerlicht von dem, was ich hier je geschrieben habe. Nur weil ich nicht einem plumpen Materialismus fröne, mich dieser Lebenswelt nicht nur aus reduktionistischer, positivistischer Sicht zuwende und mich obendrein noch als Katholik hier „oute“, bin ich nicht auf ein „zeitlich epochal Übliches beschränkt“.
Einfach nur lächerlich, diese Unterstellung, die mich eher wütend macht. Aber andererseits bezeichne ich Dich ja auch als geistigen Totschläger oder Erbsenzähler und das ist ebenso nicht die feine Art.
Ingo T. kann nicht verstehen, wie ich als naturwissenschaftlich ausgebildeter Mensch sich in metaphysischen Themen verlieren kann, Ich bedauere ihn, weil er nicht über die Hilfswissenschaft Mathematik hinaus denken will, bzw. alles Denkbare auf Mathematik bezieht, die obendrein noch als Geisteswissenschaft deklariert. Langsam wird‘s hier schön bunt oder gar absurd?
Dann ging es um Entanglement. Dazu hatte ich auf Prof. Zeilingers diesbezügliches Experiment der Quanten-Teleportation hingewiesen. Wenn Quanten teleportiert werden, wird selbstredend Information übertragen und man, wie ich, Gehirnakrivitäten als quentenmechanische Prozesse ansieht (in Anlehnung an Penrose/Hameroff), kann angenommen, resp. vermutet werden, dass mit Teleportation von Quantensystemen auch mentale Zustände transponiert werden können. Natürlich ist das alles noch hochspekulativ. Doch sollen wir hier lediglich historische Philosophie abhandeln oder dürfen wir auf der Basis neuester Forschung auch in die Zukunft denken? Ingo (iT) träumt sogar vom Sonnenzeitalter!
Kaum einer der hier auftretenden Protagonisten ist noch aktives Mitglied in einer wissenschaftlichen Fakultät, was aber nicht heissen kann, sich nicht auf Basis zahlreicher Publikationen passiv daran beteiligen zu können/dürfen. Dabei sollte aber doch bitte bedacht werden, dass dieses Forum nicht den Charakter eines Kolloquiums hat, wo in einer Hochschulprüfung Wissen abgefragt und validiert wird, sondern in Art eines fachbezogenen Gedankenaustausches wissenschaftliche, wie auch lebenspraktische Aspekte erörtert und diskutiert werden.
Natürlich bedarf es eines kommunikativen Korrektivs und dieser ist in diesem Forum allemal gegeben, dafür sorgt allein schon der Umstand, dass wir zwar „Brieffreunde“ sind, aber wegen signifikanter Unterschiede in der Sicht auf Gesellschaftspolitik, auf Kultur und Religion niemals zu Freunden werden können. Das gerade ist aber „das Salz in der Suppe“ hier und damit ein wesentlich förderliches Element dieses Forums, denn wären wir konform in unseren spezifischen Weltsichten, könnten wir allenfalls das Niveau von Kaffeekränzchen halten.