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Am 08.03.2025 um 19:11 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

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* du kannst nicht begreifen oder willst einfach nicht akzeptieren, dass "sterben" ("tot-SEIN" kann man nicht, das ist nur sprachliche und daher denkerische schimäre, man kann und wird nur sterben, und das allerdings 100% sicher !) = wirklich und ganz im ernst
sterben ist und bedeutet, und man danach einfach, ganz wirklich und im ernst nicht mehr weder vor- noch in- noch nach- handen ist, "tot" bedeutet ganz tatsächlich irreversibles gewesensein, wie jedes andere irreversible ww-konvolut auch, und das gesamte weltall
in allen teilen irreversibel abläuft = es gibt keine "wieder-holungen", repetitionen dabei, in keiner art, es wäre tödlich für das gesamte weltall, wenn auch nur eine einzige ww jemals (genau gleich) wiederholbar wäre

Was ich durchaus begreifen kann ist, dass Atheisten notwendigerweise mit dem Tod des Menschen auch den irreversiblen Exodus dieses evolutionär ausgeformten Molekularhaufens annehmen müssen. Da ich nun mal kein Atheist, sondern Christ bin, folge ich der diesbezüglichen Seelenlehre. Dieses allerdings nicht in deren naiv angewandelter, quasi dogmatischen Auslegung in Anlehnung an  Platons Seelenlehre, eher vielmehr an seine Ideenlehre, nach der es eine Art Weltseele gibt. 


Vielleicht verbinde ich damit intuitiv die Vorstellung von einer kosmischen Intelligenz, als dem EINEN, dem JAHWE als unvergängliche und damit unsterbliche Entität; An sich namenlos, gestaltlos, keinem Bilde gleich;  Einzig Urprinzip, an diesem zu partizipieren, alles geistige Leben im Kosmos seine immaterielle Existenz verdankt. 


Das drückt sich in Platons Schrift (Nomoi)  aus, wenn er von der Seele als der Psyche spricht, die geistiges Leben erst ermöglicht, dem Körper eben diese Seele quasi einhaucht ist.


Das war zu dieser Zeit womöglich einer der wenigen Zugänge zum Verständnis der Ganzheit des Menschen als ein von Geist beseeltes Wesen: Die Seele eben als das (Ur-)Prinzip des Lebens, als solches apriorisch, unzerstörbar, unsterblich.


Als Verächter Platons muss Dir solchermaßen Angefasstes in den Ohren schrillen. Ebenso die darauf fußende christliche Vorstellung der Seele als ein Bindeglied zwischen Werden und Sein des menschlichen Lebens. 


Mit dem körperlichen Tod des Menschen trennt sich die Seele vom Leib: „Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück“. Dieses ist die ultimativ letzte christliche Ansage am Grab eines Verstorbenen und selbstredend wird damit nicht sein toter Körper, sondern seine Seele angesprochen. 


So schließt dieser Exkurs aus christlicher Sicht wieder an Deine Behauptung an, ich würde nicht begreifen, resp. nicht akzeptieren, dass „Totsein“ schlichtweg nichts als ein irreversibler Exodus ist. Ja und ich bin insoweit Deiner Ansicht, dass es mit diesem meinem Körper tatsächlich zu Ende ist, dieser eben wieder zu Staub verfällt. Nicht schade drum, würde ich sagen, denn wer wollte schon mit diesem evolutionär nicht optimal, allenfalls hinlänglich ausgestatteten Gebilde in die „ewigen Gründe“ eingehen? 


Neues Spiel, neues Glück! Wo auch immer oder nie und nimmer. Kein Mensch kann es wissen, so eben auch ich. Daher mache ich mir wirklich keine Gedanken darüber und glaube sehr sicher auch nicht an irgendeine Auferstehung von den Toten samt „Haut und Haar“. 


Was mein ICH als meine Seele anbelangt, gilt für mich das Postulat des Emil H. Du Bois-Reymond: „Wir wissen es nicht und werden es niemals wissen“.  Und das ist auch gut so, denn kein Mensch könnte mit solchem Wissen auf diesem Erdenkügelchen leben.


Und um nun wieder dahin, also zur realen Welt zurückzukehren, die wir uns (wie zuletzt von Dir angeführt) selbst mit unseren Gedanken und Worten erschaffen, können wir nur ein Hoch auf die Freiheit eben dieser Gedanken ausbringen, haben sie demnach doch die beste aller möglichen Welten geschaffen. 

Wirklich die Beste, wollte man angesichts der Unbilden, all des Unglücks, all der Konflikte in dieser Welt fragen. Da ist noch gewaltig Luft nach oben (wie man so sagt).

Die Antwort ist womöglich mit Aristoteles gegeben, wenn er vom Vermögen (dynamis) als der Kraft spricht, die über das Werden zum Sein führt. 


Das eigentliche „Sein-Können“ unseres Lebensraums ist - dem „virtus passiva“ geschuldet - noch längst nicht erreicht. Es ist ja noch genug Zeit, die Dinge und Geschicke dieser Welt kreativ zum Guten zu führen, diese Welt zum Erblühen zu bringen. Doch dieses Unternehmen wird niemals von seelenlosen Wesen ohne Verbindung zur eigentlichen Quelle der Ideen, der kosmischen Intelligenz, die einzig dem EINEN als Inbegriff einer intelligiblen Wesenheit zukommt, zu bewerkstelligen sein.


Die menschliche Seele hat einen Anteil an diesem EINEN, weil sie ursächlich mit dieser Sphäre verbunden ist und stets dahin strebt. Die Seele hat einen Anteil an diesem EINEN und strebt daher zu dieser Sphäre hin. 


Menschen, deren Seele - durch welche Art und Weise immer - verschüttet ist, haben sich diesem Streben, dieser ursprünglich innewohnenden Sehnsucht nach dem EINEN entfremdet und sich damit der Möglichkeit (potentia) beraubt, das Absolute, als eben dieses Gefühl von Allgeborgenheit, zu erleben, um mit dieser Dynamik (potentia) ihr Leben in aller möglichen Fülle kreativ zu gestalten.


KJ