Am So., 16. Juli 2023 um 11:31 Uhr schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
> Am 15.07.2023 um 17:45 schrieb Rat Frag über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
> Die Manipulation eines Kindes durch Märchen, Mythen usw. hat
> wesentlich noch zwei Aspekte, die du hier ausklammerst oder einfach
> unter "Machterhalt" subsummierst:
> 1.) Sie stiftet (subjektiven) Sinn.
> 2.) Sie reproduziert gesellschaftliche Strukturen durch Moral.


Hi RF,

Sinn stiften Mythen, Märchen, Religionen und Ideologien hauptsächlich für vergangenheitsorientierte Faschisten, Reaktionäre und Konservative.

Es ist grundsätzlich richtig, dass in diesen Mythen eine Gefahr besteht.
Allerding verweise ich darauf, dass ich nur beschreibe, nicht vorschreibe.

Mein eigenes Denken ist mehr durch andere "geistige Inhalte" bestimmt als Mythen, wie ich, glaube ich, doch voraussetzen kann.
 
Sozialisten, Liberale und Grüne orientieren sich eher an den zukunftsorientierten Technologien, Wissenschaften und Philosophien.

1. Die Grünen scheinen mir in Sachen zukunftsorientierter Technologie zumindest ein Fragezeichen zu sein. Es ist mir etwas zu häufig, dass man diese in Opposition zu technischen Neuerungen wie Gentechnik, Kernkraft oder (früher) Computer findet.
Mir scheint hier eher ein romantisches Ideal der Natur vorzuherrschen. "Vorurteil zugunsten des Natürlichen", wie ich zu erkennen glaube.
2. Auch die Sozialisten und Liberale haben ihre Mythen (oder "Narrative"). Eines davon ist der Fortschritt. Diese Vorstellung beinhaltet, dass es quasi eine notwendige Entwicklung gibt, die uns vor den Scheideweg dafür oder dagegen stellt.
Diese Vorstellung ist sehr mächtig und prägt gewisse Debatten.

(Ich denke, dass ein gewisser Grad an Verwässerung wohl die Folge ist, wenn eine Idee in die Massen gelagt.)
 
Sinnstiftungen und Moralen können funktional sein, notwendig sind sie nicht. Denn so etwas wie physikalische Verlaufsgesetze für die Natur, aus denen notwendig gefordert werden kann, gibt es nicht für die vielfältigen Kulturen.

 Aus einer naturwissenschaftlichen Erkenntnis allein folgt kein Sollen.

Deine Aussage ist vielleicht auf der Ebene richtig.
Man muss nicht in einer Agrar-Gesellschaft leben, man kann z. B. auch Jäger und Sammler bleiben (wobei das Bild dieser Gruppe ebenfalls komplizierter ist).

Wenn man jedoch anfängt, gewisse Pflanzen anzubauen und zu züchten, dann ist dafür auch eine Form der gesellschaftlichen Organisation notwendig. Ein Bauernschaft erscheint auf der Bildfläche, der Besitz von Land erscheint jetzt wichtiger als er je zuvor war.
Für Bewohner karger Landschaften, die vielleicht mehr auf Viehzucht setzen müssen, bedingt dies häufig eine nomadische oder semi-nomadische Lebensweise usw. usf.

Zudem jede menschliche Kultur immer noch aus Menschen besteht und damit allgemeine Erkenntnisse über den Menschen anwendbar bleiben.