Am 08.11.23 um 14:31 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:

> Wer also sollte mit hinreichender Objektivität hier entscheiden, ob „Geist und Materie überflüssige Metaphern oder bloße Abstraktionen“ sind ...

Mir scheint es, dass hier einfachste Sachen übergangen werden, und dass ich mir blöd vorkomme, sie zu erinnern. Es geht nicht um das Ob, sondern um das wann und wo und weitere Fragewörter. Die Fragen nach dem Vorher und dem was dazwischen geschehen ist, können oft ohne die "Unterscheidung in Geist und Materie" beantwortet werden. Wenn A von dieser Unterscheidung ausgeht, B jedoch nicht, ist das eine Frage der Vorgehensweise. Also mein dummes Beispiel: Der Omnibus kann seine Fahrgäste nicht mehr befördern. A sagt: Der Bus hat den Geist aufgegeben. B lacht den A aus, und sagt, dass Geist und Materie überflüssige Metaphern oder bloße Abstraktionen sind. Hat A recht oder B?

> Ich frage mich, mit welchen Begriffen sonst sollte man die objektiv gültige Tatsache der Existenz von Materie und damit die Benennung selbiger belegen, steht sie doch als Inbegriff von Raum einnehmender Masse.

Der Satz ist mir schwer verständlich. Wird hier überhaupt gefragt, oder gesagt: "Um Materie zu benennen, bedarf es der Unterscheidung zwischen Materie und Geist." ? Es steht nur da geschrieben, dass Masse Raum einnimmt. Descartes hielt Materie und Denken scharf auseinander, für ihn bedarf das eine des Raums, das andere ist nicht räumlich, die Materie hätte den Raum als Substanz, das Denken jedoch eine andere. Wenn A sagt: Die Substanz ist "das Geistige" B: "das ist die Form", C: "das ist die Metaphorik", D: Die Mathematik, E: Die Information, gehen sie alle ein Stück weiter als Descartes, und der Streit kann los gehen.

> Was ist daran Metapher, was Abstraktion?

Die Frage kann durchaus bei Interesse und je nach Situation weiterhelfen. 

> Ich bemühte hier mal ein - nicht besonders geglücktes - Beispiel für sture Negation von Tatbeständen

Das Beispiel passt, aber nicht überall.

> Nur weil Du Geistiges nicht „sehen“ kannst, schlicht keinen Zugang, keine „Antenne“ dazu hast,

Doch, Ingo hat ja Mathematik an Stelle des Geistes, hast du das überlesen?

> bedeutet das noch lange nicht, dass Immaterielles, eben Geist nicht existiert.

Hier sind vielleicht zwei verschiedene Sachen, wenn Geist und Immaterielles unterschieden werden kann.

> Könnte es sein, dass Du immer noch – wie frühkindlich – Geist mit Geistern und Gespenstern gleichsetzt?

Sicher kann das Wort Geist auch aus bestimmten Geschehnissen esoterischer Natur heraus gedacht werden, aus unbegreiflichen Ängsten und Rätseln hervor gehend. Hier kann das Wissen um die Mehrdeutigkeit weiter helfen, und der Techniken, diese zu umgehen.

So wie der Geist auch aus dem Atmen heraus gedacht werden kann, wenn der nicht mehr ist, dann fehlt auch der Geist, für den Vitalisten, für andere ist dann die Koordination zusammengebrochen, ein Chaos ist entstanden.

Ein Programmierer könnte sogar denken, dass ein Computerprogramm einen Geist, seinen Geist enthält, und wenn es nur Unsinn hervorbringt, sagen, es sei geistlos.

Bis zu einer Zeit wurde der Schlaf als geistloser Zustand gedacht. Deswegen dachte Descartes, das könne doch nicht sein, also sagte er, dass ein lebendiger Mensch 24 Stunden lang am Tag denkt.

Irgendwann kamen auch einige, die den Psychosomatikern einen Strich durch die Rechnung machten, sie nahmen die Psyche übrigens nicht als Seele an, die zu denken ist, wenn sie in den Himmel fliegt.

"Der Geist, das Geistige" kann also wirklich aus vielen Situationen heraus gedacht werden, die alle unterschiedlicher Art sind. Es muss schon eine Synthetisierung der Beschreibungen der vielen Situationen gemacht werden, bevor eine Person wirklich "Herr über" diese "Begrifflichkeit" werden kann und dann noch mehr mit diesem Wort schreiben kann als es bei den einzelnen Situation der Fall wäre. Vielleicht hat der eine oder andere gemerkt, dass ich die Gretchenfrage zur "Schöpfungsgeschichte" mitmachte, weil ich wissen wollte, wie sie denn heutzutage erzählt wird. Es gab gute Antwortversuche, für die ich danke.

> Der Mensch als geistiges Wesen, dem Tier entwachsen, was hat ihn dazu gebracht? Schlichtweg nur Evolution im darwinschen Sinn? Hast Du eine Antwort bezüglich dieses sog. „Missing Link“? Ich denke nicht, sonst hätten wir sie alle!

Das ist eine gute Frage. Es gibt sehr viele Missing Links, so viele wie es unvollständigen Beschreibungen gibt. Warum denn sonst kam Platon auf seine Ideen? Er war unzufrieden war mit dem unendlichen Suchen nach dem Anfang. Als er den Geist annahm, für ihn die Ideen, brauchte er nicht mehr weiter in die Vergangenheit zu suchen. Für Ingo ist es vielleicht die Mathematik. Die Missing Links gibt für uns alle, nehme ich an. Haben diejenigen, die sich als geistige Wesen sehen, unendlich weniger Missing Links vor sich als die anderen, die sich nicht als solche sehen oder sehen können? Am Anfang, am Ende, und davon viel mehr noch in der Mitte?

Wahrscheinlich habe ich mich jetzt auch in eine Art Metaphorik oder Feuilleton hinein gesteigert.

An IT: Entschuldige, wenn deine Antwort jetzt überflüssig sein sollte, vielleicht war ich voll daneben.

JH