Warum hebst Du mit diesem Literaturhinweis auf eine Schöpfungsgeschichte ab, die heute als Dokument einer vorwissenschaftlichen Epoche zu sehen ist, einer Zeitspanne in der Menschheitsentwickung, wo der Blick auf den gestirnten Himmel, diesen quasi als „Zeltdach“ über der angenommen einzigen Erde erscheinen ließ.
Es ist das Problem der Klerikalen, sich noch der Sprache dieser Epoche zu bedienen, die Sprache eines längst obsoleten Mythos.
Dabei gibt es Möglichkeiten, aus diesen Werken (etwa die Schöpfungspsalmen, die offenbar in Anlehnung an jene der ägyptischen Psalmen) diese Passagen herauszuarbeiten, die den Schöpfungsbericht in der Art entmythologisieren, wie dies im Johannesevangelium ja durchaus geschildert ist:
„Im Anfang war das Wort / und das Wort war bei Gott / und das Wort war Gott / In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen./ Alles ist durch das Wort geworden….“
Das, resp. ein Wort als Ursprung könnte auch für Nichtchristen eine annehmbare Vorstellung sein, sofern man es etymologisch im semantischen Kontext als primordiales, vornehmlich immaterielles Element, gewissermaßen als Ur-Atom versteht.
Das setzt aber ein integratives Verständnis voraus, mit dem ein Bogen über die Epochen der antiken bis in die heutige Zeit gezogen wird.
Gegenwart lässt sich nicht ohne Kenntnis der Vergangenheit erklären. Es ist auch eine Frage der in diesem Zeitraum erfolgten Bewusstseinsentwicklung der Menschen, somit auch der damit einhergegangenen Sprachentwicklung. So schließt sich der Kreis auf das eingangs Geschriebene: Die Sprache des Klerus muss sich der heutigen Zeit anpassen, um überhaupt noch die Chance zu haben, Religion und damit ein Gottesbild, resp. die Vorstellung einer transzendentalen Wesenheit zu vermitteln. Auf absehbare Zeit sehe ich dazu kein Vermögen und vermutlich nicht einmal den Willen hierfür. So lebt man diesbezüglich weiterhin in den „Blasen“ eines absurden Religionsverständnisses bis diese entweder platzen oder in sich zusammenfallen.
Lustig ist das nicht - diese Aussicht auf eine gottlose - sprich geistlose Welt.
„God is a feeling“ oder eben die Empfindung von „Allgeborgenheit“. Wer wollte schon darauf verzichten?
KJ