Am 15.07.2016 um 16:13 schrieb Waldemar Hammel:
wh:
und ICH hab in vergangenheit immer mal wieder meine empfangs
modalitäten überprüft, weil mich das schweigen der liste
argwöhnisch machte. hihi
kj:
Ich bin mir nach wie vor noch nicht sicher, ob alle eingetragenen
Philweb-Mitglieder auch erreicht werden. Es könnte sein, dass die
für MAIL-Listen geforderte DKIM-Konformität noch nicht hinreichend
in den Mail-Robot eingebracht ist (was z.B. bei der Verteilung von
gmx-Adressen kritisch wäre). Muss dies noch mit hh erörtern.
Was aber das Schweigen der Liste anbelangt, brauche ich nur bei mir
selbst "nachfragen": Wir sind mittlerweile dermaßen überflutet und
übersättigt von Information (mit und ohne I-Gehalt), von Meinungs-
und Stimmungsmache, nicht zuletzt auch von konkretem Unglück der
Welt, dass uns Hören und Sehen und damit auch irgendwie das
Schreiben vergeht. So vergehen die Tage und Wochen und Philweb
bleibt stumm.
Wir sind aber hier schon derart lange zusammen, dass man in Analogie
zum alteingeschworenen Ehepaar annehmen kann: auch wenn man sich mal
nichts zu erzählen hat, reicht man deshalb nicht gleich die
Scheidung ein:-))
Wo jetzt allerdings die Liste technisch (freundlicherweise von hh,
ihm sei wie immer Dank!) auf einen anderen Server verlagert und der
List-Manager entsprechend angepasst wurde, wäre halt ein Test
wichtig, um sicherzustellen, dass auch alle erreicht werden.
Soweit zu den listentechnischen Dingen.
kj
zudem ich oft an diese (Beiträge) denken musste, wenn ich beim
Durchforsten entsprechender Literatur über Wesen, Zweck und
Sinnhaftigkeit des Menschen immer häufiger auf die Begriffe von
Wechselwirkung und Thermodynamik gestossen bin. Wie recht Waldemar
hat, denke ich also und doch frage ich mich weiterhin, welche WW dem
zugrunde liegt, dass ich mich nicht nur als organisch
wechselwirkender Molekularhaufen, sondern definitiv als über diesem
(letztlich aus gutem Grunde endlichen) organischen bio-physischem
Lebensprozess stehendes geistiges Wesen erkenne!
wh:
nicht dabei an mich denken, denke zb an Dürr ...
das ich-bewusstsein ist spinoff des psychischen teils der
allgemeinen und überlebens notwendigen immunsystems. wir sind
energetisch offene systeme (fliessgleichgewicht usw), aber
funktional aus überlebens gründen selbst-referente systeme, und
diese notwendige selbstreferenz findet ihren hardware ausdruck im
immunsystem. der mithilfe dieser hardware erzeugte funktionale
anteil ist unser psych immunsystem, welches unsere
selbstbefindlichkeit und selbstbezogenheit generiert, ua unsere
ich-instanzen. die vertreibung aus dem paradies (der animistischen
all-einheit) schildert symbolisch den prozess vom frühkindlichen
animismus ohne individuelles immunsystem hin zum eigenen i-system
(symbolisch der sephiroth baum der (ich) erkenntnis). und
natürlich ist, sobald "ich" und "aussenwelt" einmal immunologisch
definiert sind, die paradiesische all-einheit unwiderruflich
dahin, aber dies ist nicht der preis einer sünde, sondern der
preis fürs autonome individuelle überlebenkönnen. dass man sich
selbst als abgetrennt von der aussenwelt erlebt, dass man ich und
aussenwelt überhaupt erlebt, sind effekte des immunsystems (man
möchte fast sagen "artefakte", denn die uns erlebbare aussenwelt
ist autopoietisch von uns selbst erzeugt, und dies ausschliesslich
im dienst des überlebenkönnens, nicht etwa in diensten von
objektivem wissenkönnen oder von weisheit. => wir sind genauso
dumm und klug, wie es immunologisch überlebens-bio- technisch
-minimal- notwendig ist, und dieses minimalprinzip basiert auf
thermodynamischen grundlagen).
kj:
Unter diesem Gesichtspunkt: sind wir dann nicht alle „nur ein
Würstchen“? Hinsichtlich solchermaßen empfundener „Kleinheit“ fällt
mir auch Rombach ein: „Ich habe viel gelernt, aber nichts
begriffen“. Wer von Rombach gelesen hat, wird diese Art der
Bescheidenheit als deutlich übertrieben werten. Trotzdem stellt sich
wohl für jeden von uns die Frage, warum Gelerntes nicht sogleich
auch zu tatsächlich Begriffenem wird. Offenbar können wir für
gewisse, von uns – über welche Wege und Sensorik auch immer -
wahrgenommene Phänomene keine Relation zu bekannten Sachverhalten
herstellen, was aber Voraussetzung für das (Ein-)Ordnen von
Information ist (um es für mich veranfachend informationstechnisch
zu betrachgten).
Um etwas (gedanklich) begreifen zu können, muss die vom Gehirn
aufgenommene Information entsprechend verarbeitet, also zunächst
(ein)geordnet werden. Ein Ordnungsprozess bedarf aber grundsätzlich
eines Bezugs, ansonsten Ordnung beliebig bleibt; damit gelingt die
Verarbeitung neuer Information nur, wenn sie in Relation zu bereits
residenter Information gebracht werden kann.
Diese (wie ich annehme, mittlerweile allgemeingültigen)
Zusammenhänge lassen m.E. den Schluss zu, dass Menschen immer dann
in ihrer Wahrnehmung und Beurteilung von Sachverhalten, Phänomenen
usf., notwendigerweise zu unterschiedlichen Auffassungen gelangen,
wenn kein verbindlicher Bezug gegeben ist. Gleichgültig, ob dieser
grundsätzlich nicht existiert oder aus vielfältigsten Gründen
(unversönlich sich entgegenstehende Sichtweisen) nicht hergestellt
werden kann.
Wenn es um mein (ureigenes) Begreifen unter diesem Gesichtspunkt
geht, stelle ich allzu oft fest, dass mir eben dieser Bezug (auf
eine residente Information) fehlt. Ich lerne (erkenne) etwas und
kann es dennoch nicht begreifen, kann es demnach auch nicht
sprachlich fassen. Womöglich zeigt sich hier eine Parallele zu
Augustinus' Frage nach der Zeit: „Wenn mich niemand danach fragt,
weiß ich es, wenn ich es einem, der mich danach fragt, erklären
soll, weiß ich es nicht...“ Für sein „zeitliches Niemandsland“,
exakt zwischen Vergangenheit und Zukunft, hat er also keine
Erklärung. Trotzdem „wußte“ er, wie ich es auch zu wissen glaube,
dass alles immer und zugleich ist. Unser Zeitbegriff ist Illusion
und dennoch (im Bezugsrahmen unserer Lebenswelt) lebenspraktisch
sehr real (was ich tagtäglich auf bisweilen drastische Weise zu
spüren bekomme).
Wh: wir sind energetisch offene systeme (fliessgleichgewicht
usw), aber funktional aus überlebens gründen selbst-referente
systeme, und diese notwendige selbstreferenz findet ihren hardware
ausdruck im immunsystem. der mithilfe dieser hardware erzeugte
funktionale anteil ist unser psych immunsystem, welches unsere
selbstbefindlichkeit und selbstbezogenheit generiert, ua unsere
ich-instanzen.
kj:
Exakt, jedoch funktionieren nach meiner Sichtweise diese
ICH-Instanzen nicht ausschließlich als „Hardware“, sondern mentale
Zustände der „ICH-Instanz“ supervenieren über deren psychischen
(neuronalen) Zuständen. Damit ist mit dem Ableben Schluss mit
(materiegebundenen) ICH-Instanzen und auch Schluß mit (für mich
zweifelsfrei stattfindenden) immateriellem Informationsaustausch,
der das ICH (man mag es auch PERSONA nennen) zu Lebzeiten mit der
animistischen ALL-Welt (wie Du es nennst) in Verbindung hält. Ein
„Stempel“ dieser PERSONA mag sich dabei in die animistische ALL-Welt
gedrückt haben. Das ist eine Frage des Glaubens oder der Hoffnung.
Das Körperliche erfährt unweigerlich den Wärmetod, da kann/sollte es
keine Hoffnung auf (körperliche) Auferstehung geben.
Mit der „Vertreibung aus der paradisischen All-Einheit“ wurden wir
in die Differenz von Plus-Minus, Licht-Schatten, Gut-Böse,
Stark-Schwach usf., "geworfen"; eine Differenz toto coeli als
unausweichliche Voraussetzung allen Lebens.
Nebenbei: Wurde da wirklich „vertrieben“ oder nicht eher
herausgelockt mit der süßen Frucht des Baumes der Erkenntnis?
Will Geist sich verwirklichen, sich schöpferisch betätigen, muss er
in Materie eintreten. Der Preis dafür („autonom individuelles
überleben können“) ist uns sehr wohl bekannt. So dachte ich vor
vielen Jahren und will bis heute nicht so recht von dieser
Vorstellung abrücken, denn ich finde: der Preis ist es wert, sofern
es uns Menschen gelingt (ermöglicht ist) die Welt als Geschenk und
das Leben als lebenswert zu erkennen. Das zu erkennen, setzt neben
der zweifelsohne wichtigen (natur-)wissenschaftlichen Betrachtung
(Vermessung) von Mensch und Welt auch voraus, darüber hinaus nicht
den Blick für das Ganze zu verlieren. Das Ganze unserer Lebenswelt
ist unverbrüchlich eingewebt in das Ganze des Universums (als
geschlossenes System). Der wesentliche Informationstausch in diesem
Ganzen vollzieht sich meiner Meinung nach immateriell.
Insofern kann man die lustvolle Qual des Begreifen-wollens (so
interessant die Welt auch sein mag) mindern und sich, wie beim Hören
guter Musik (jeder nach seinem Geschmack), nicht in der mühsamen
Analyse einzelner Töne verlieren, sondern aus der Gesamtheit die
Schönheit des Werks und seine uns verzaubernden Harmonien erleben.
Damit würde ich auch gerne noch den von Dir erwähnten H.P. Dürr
zitieren:
„Wir sollten nicht das kühle Begreifen oder Erfassen zum Leitbild
des Verstehens machen, sondern das ahnende, tastende Sich-Verlieben,
mit dem wir uns einem anderen in seiner Ganzheit zuwenden; ohne nach
dessen Bedeutung oder Nutzen zu fragen.
[...] Das »Entweder-oder« existiert aber nur an der Oberfläche der
Welt. In ihrer Tiefe ist sie ein Sowohl-als-auch. In der Natur gibt
es Hunderte Millionen verschiedener Arten. Alles existiert
gleichzeitig. Alles freut sich an der Fülle des Lebens. Weil sie es
ist, die Integration und Evolution zuallererst möglich macht. In
dieser gigantischen Fülle des Universums manifestiert sich, könnte
man sagen, der Hintergrund, in dem alles mit allem verbunden ist;
aus dem immer neue Verwirklichungen hervorgehen können und in den
alles Gewesene und Seiende als Information zurückfließt. „
Meinerseits wieder mal ein Ausflug in "unwissenschaftliche"
Zwischenwelten.
Bester Gruß an Dich und in die Runde (soweit errreichbar)!
Karl