Anneliese Michel starb an den Folgen einer massiven Unterernährung, die sich im Verlauf ihrer von religiösen Wahnvorstellungen begleiteten Krankheitsphase, ausgelöst durch epileptische Anfälle, entwickelt hat. Ihr Elternhaus war streng religiös, eine Grundeinstellung, die auch für die Tochter massgebend war und daher ihre epileptischen Zusammenbrüche als Besessenheit durch einen/den Teufel erklärt wurden. Diesen galt es auszutreiben und das mit allen Mitteln. Ein Verhalten, das bei religiösen, wie auch säkularen Sekten zu beobachten ist, hat dazu geführt, dass jegliche externe medizinische Fachexpertise ausgeschlossen wurde und man sich stattdessen auf Gebete und eben dem Prozedere einer Teufelsaustreibung verlassen hat. Damit war man - von allen guten Geistern - verlassen.
Denkt man nun an Schamanentum, oder sog. (auch fachmedizinisch anerkannte) Wunderheilungen etwa in Lourdes oder anderen Wallfahrtsorten, kommt unweigerlich die Frage auf, ob es sich dabei (ähnlich wie bei Heilung durch Homöopathie) um die erfolgreiche Aktivierung von Selbstheilungskräften (was bei Spontanheilung kaum möglich ist) oder tatsächlich um medizinisch nicht erklärbare Phänomene handelt.
Ist es eine Frage des Glaubens - wie es von Jesus berichtet wird?
„So ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so mögt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.“ (Matt. 17/20).
Kein Wunder aber, warum bibelkundige Christen an die Möglichkeit der Teufelsaustreibung glauben:
Bei Mt 8.28-34 die Erzählung von der Heilung des besessenen Geraseners: …. „Und die unreinen Geister baten ihn und sprachen: Lass uns in die Säue fahren! Und er erlaubte es ihnen. Da fuhren sie aus und fuhren in die Säue, und die Herde stürmte den Abhang hinunter ins Meer, etwa zweitausend, und sie ersoffen im Meer.“
Ja, was soll man darüber denken, dazu sagen? Womöglich bleibt nur die Feststellung, dass Menschen sich immer auch im „Dunstkreis“ von Geistern wähnten - seien sie als gute oder böse angenommen - und es bis heute tun.
Und wenn ich hier schon Bonhoeffers „Gute Mächte“ erwähnte, die mir zur Seite stehen, dann sollte ich mich nicht wundern, hier als dem Mystischen anheim gefallen, beschrieben worden zu sein.
Kompliziert diese Geschichte, nur gut, dass man hier in Bayern von Schutzengerln spricht, das macht diese Geschichte einfacher - hätten sich die Michels schlicht an diese gehalten, wär‘ es für ihre Anneliese besser ausgegangen.