Am 16.06.2023 um 13:00 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Am 16.06.23 um 01:56 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Nach dem Erkennen folgt das Verstehen resp. die zutreffende Interpretation des Erkannten.
Auf diesen Satz komme ich nicht, dh. ich kann ich nicht aus irgend welchen anderen Äußerungen hervorbringen.

Ich möchte das - aus eigener Erfahrung – am Beispiel des autonomen Fahrens von Kraftfahrzeugen erörtern. Unbenommen der Tatsache, dass alleine schon das Erkennen des Umfelds eines autonom gesteuerten Kfz sehr schnell an seine Grenzen kommt (bei Nebel, Starkregen, Hagel, Schneefall oder Vereisung der Sensorik), wird die Interpretation der sensorisch erfassten Straßenverhältnisse im Verhältnis zur Fahrzeugsteuerung in vorprogammierten Stufen und eindeutiger Konsequenz erfolgen, also z.B. das Fahrzeug an den Randstreifen heranfahren und ggf. zum Stillstand bringen. Damit wäre beispielsweise ein von Menschen betriebenes unvernünftiges Weiterfahren bei ungenügender Sicht oder zu nahes Auffahren ausgeschlossen. Schon heute bieten sog. Spur- und Abstandsassistenten (Distronic) ein erhebliches Maß an Sicherheit. Für LKW sollten diese Systeme verpflichtend sein. (Teil 1)


Nun stellt sich die Frage, ob dieser Absatz überhaupt zur Unterscheidung von menschlichem und maschinellem Denken geeignet ist. 

Wie immer, ist die grundsätzliche Möglichkeit, bzw. das Vermögen, Dinglichkeiten, Situtationen oder Sachverhalte zu unterscheiden, von der Befähigung des zur Unterscheidung verwendeten Instruments abhängig. Stellt menschliches Denken dieses „Instrument“ als entsprechende neuronale Leistung des Gehirns/ZNS dar, geht es darum, sinnliche Wahrnehmung (fünf Sinne), wie eben auch Intuition gedanklich ein- bzw. zuzuordnen (Assoziation mit gehirnlich gespeichertem Erfahrungswissen). Derartige Denkprozesse verlaufen teils unbewusst, was sicherlich die Reaktionsmöglichkeiten auf unvorhergesehene Ereignisse (z.B. ein auf die Straße laufendes Tier) verbessert. Und – wie gesagt – es wird sehr stark vom Typus einer Person abhängen, ob diese zu Reaktionen aufgrund intuitiver „Eingebung“ fähig ist. Dazu nochmal ein praktisches Beispiel: Ich fuhr mit dem Motorrad in einen Kreisverkehr und „spürte“ förmlich, dass ich von einer in die folgende Einfahrt fahrenden Fahrzeuglenkerin „übersehen“ sein würde. Hätte ich nicht abgebremst, wäre es unweigerlich zum Unfall gekommen. Soweit zu diesbezüglich „menschlichem Denken“. Wäre ich beispielsweise mit dem Auto (autonom fahrend) in diese Situation geraten, wäre es womöglich zu einem Zusammenstoß gekommen, dann nämlich, wenn die Distronic nicht fein genug auf eine derartige Situation programmiert wäre. Probiert habe ich das noch nicht :-)

Kurzum, ich denke, dass es zwischen menschlichem und maschinellen Denken noch gravierende Unterschiede gibt, vor allem dort, wo menschliches Denken durch Intuition und ein im Gehirn/ZNS gespeichertes hohes Erfahrungspotential gesteuert wird. In Summe wird sich künftig die gelungene Kombination aus menschlichem und maschinellen Denken als eindeutiger Fortschritt für die Bewältigung von beliebigen Lebensproblemen erweisen.

Soweit für den Augenblick. Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde! - Karl