(teilanwort 1)

Karl Janssen über PhilWeb schrieb:

wh: diese welt ist physikalisch aus einer gescatterten anzahl von symmetriebrüchen entstanden, und diese symmetriebrüche müssen sich auch in allen "gelungenen" kunstwerken zeigen, die "etwas taugen" sollen, weil "kunst" letztlich immer weltteile und/oder teile unserer psychologie analogisch nachbildet, sei es bildende, architektonische, musikalische, oder wort-kunst, deshalb ist kein sog "gelungenes kunstwerk" tatsächlich symmetrisch aufgebaut = absolute symmetrie wäre tot, würde kunstwerke töten statt erzeugen - und ich weiß, von was ich rede, da ich selbst dem zwang unterliege, worte- und skulpturen- kunst betreibenzu müssen = kunstwerke müssen "organisch" sein, und das heißt, in diesem sinn unvollkommen, also nicht a|a, sondern mindestens a|a', um als "schön" erlebt zu werden.


Bis hierhin, Waldemar, sind wir nahezu deckungsgleich in unserer Sicht auf Vollkommenheit. Symmetriebrüche sind (objektive) Zufallsereignisse.


da kommt, du wirst es kaum glauben, der teufel ins spiel, denn "aesthetik" (zb eines kunstwerks) ist die verbiegung eines vektors der vollkommenheit, das zumindest kleine verbrechen an
einer vollkommenheit, wie ein saboteur, nichts großes, sondern nur eine winzigkeit, aber eine für die wirkung des gesamtkonstruktes entscheidende - deshalb, weil sie "teuflisch" unvollkommen ist, ist welt aethetisch,
und deshalb vollkommen - ausgerechnet der erdachte antipart gottes macht die welt "unvollkommen vollkommen" - deshalb auch ist ein wirklich gutes bild des teufels ein perfekter mensch-körper,
"begabt" mit einem klumpfuß zur symmetriebrechung

und weil das so ist, sollten wir gott + teufel immer synkretisch zusammendenken, ohne aber dass uns das gesamtkonstrukt um die ohren fliegt, weil sich "+" und "-" ja gewöhnlich gegenseitig annullieren,
einfacher ausgedrückt, eine gottesvorstellung dürfte nicht nur alle positiven all-eigenschaften beinhalten, sondern additiv dazu auch alle negativen all-eigenschaften, was dann ambiguität gottes bedeutet, und vom gläubigen eine hohe ambiguitätstoleranz verlangen würde (zumutbar? eher nicht)

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symmetriebrüche = zufallsereignisse:
das denke ich "ja-ein", das heutige bild der sich ent-wickelnden welt ist, dass erst nach anfänglichem entstehen zb die vier grundkräfte sich von einer anfänglichen "supersymmetrie" entkoppelt haben,
meine vorstellung einer grundsätzlichen und bis heute im hinter/untergrund völlig chaotischen welt beinhaltet, dass sowohl erhaltene symmetrien, wie auch s.brüche (1) zufällig, und (2) mit notwendigkeit +
zufällig geschehen, und (3) s.brüche erst die welt so installiert und herausklamüsert haben, wie wir sie heut erleben (ua als "aethetisch")

Als wir hier zuletzt das Thema „Zufall und Notwendigkeit“ erörterten, schrieb ich, dass alles Leben mit einem winzigen Zufall beginnt; daraus jedoch abzuleiten, dass dem Zufall entsprungenes Leben somit sinnfrei sei, ist m.E. eine irrige Annahme, da jedes Leben sich in die „Notwendigkeit“ seiner Umgebung einfügen muss, andernfalls es nicht lebensfähig wird, resp. bleibt. Der Begriff von Sinnfreiheit steht für mich für Bedeutungslosigkeit und diese steht dem Grundprinzip von Materie und Bedeutung entgegen (wir hatte zu Ruth Kaster darüber geschrieben: „matter and meaning“).


auch da gehen unsere vorstellungen ein wenig auseinander, die äußeren bedingungen treffen m.M. zufällig zusammen, sind die aber örtlich und zeitlich zusammen, dann entsteht leben nicht zufällig, sondern ist notwendige konsequenz = entsteht immer (mit der notwendigkeit chem reaktionen) - und da wir im heutigen kosmischen zeitalter die galaxien an ihren rändern in kohlenwasserstoff- und eiweissevorstufen- suppen driftend live beobachten können, ist die lebensentstehung kosmosweit ubiquitär wie eine pandemie als kosmisch vorübergehendes phänomen wohl im heutigen kosmos-alter voll imgange

da m.M. leben mit der notwendigkeit von chem reaktionen entsteht, ist es genau sinn-frei, wie die chem reaktionen selbst -  einfach gesagt: wo wie sich zb nh4 + h20 zu nh4-oh (ammoniak-wasser-lösung) verbinden,
ohne dass sinnvoll oder sinnlos als agens dahinterstecken, so auch alle komplexeren chem reaktionen, auch solche, die zu leben führen, weder sinnvoll, noch sinnlos, sondern schlicht sinnfrei, was nicht im widerspruch dazu steht, dass sich einmal entstandenes leben, ua aufgrund seiner zwangsläufigen systemischen selbstreferentialität, dann "sinne" sucht, zb den "sinn" gegen äußere widerstände überleben zu wollen usw

dein begriff oben "bedeutungslosigkeit" würde in diesem zusammenhang "sinnlosigkeit" bedeuten = dass einmal ins leben zu kommen also sinn-los wäre, dies ist aber aufgrund der selbstreferentialitäten alles lebendigen gerade nicht der fall (sobald es lebt, hat es ungezählte sinn(e) als aufgaben, hobbies usw) - nur tut das der völligen sinn-freiheit des ganzen spiels "leben" keinen abbruch, oder würdest du einen sinn oder unsinn dabei erkennen oder herausdeuten, wenn sich zb wasserstoff+kohlenstoff+stickstoff  zu einer aminosäure zusammenschließen?

ich schreibe nachher weiter, muss jetzt erstmal meinen "bauernhof" für die nacht arreglieren ...

wh.

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