Karl Janssen über PhilWeb schrieb:

Wie immer, kann ich Vielem des von Dir hier Geschriebenen zustimmen, vornehmlich den an naturwissenschaftlichen Aspekten angelegten Aussagen. Grundsätzlich - und damit nahezu unabänderlich - trennt uns die Sicht auf geisteswissenschaftliche Themen, zu denen Metaphysik und damit natürlich auch Religion gehören. Wenn Du Dich als Nihilist siehst, mag das Deiner Einschätzung entsprechend zutreffen, nicht jedoch meiner, da ich Nihilismus in einem wesentlich weiteren Rahmen definiere, als etwa nur die kritische resp. negierende Einstellung zu religiös oder sonstig ideologisch angelegter Ordnungs- bzw. Gesellschaftssysteme. 

Im Kern stellt (konsequenter) Nihilismus ALLES infrage und damit auch jeglichen Bezug auf Sinnhaftigkeit des Lebens. Die seit Menschengedenken bestehende Grundfrage nach dem Sinn des Lebens, bzw. dessen Verursachung ist, unabhängig von dem den Menschen innewohnenden Selbsterhaltungstriebs, die zentrale Überlebensfrage. Menschen, die ihrem bzw. dem Leben an sich keinen Sinn, keinen Zweck (im Sinne eines wozu oder wofür) zuschreiben resp. diesen nicht erkennen können, sind bereits tot, obwohl ihr Körper sie noch durch diese Lebenswelt schleppt.

Lebensglück ist eng mit dem Wissen um Sinnhaftigkeit - eben des Lebens - verbunden und wenn Nihilismus dieses Wissen radikal negiert, werden alle jene die ihm frönen, sehr wenig Lebensglück erfahren. Das zeigt sich in den Vitea von Menschen, die (zumindest zeitweise) dieser Denkrichtung verfallen waren, wie etwa vom Schlage eines Nietzsche. 

Doch auch für den Nihilismus gilt wie für alle Überbegriffe, dass er einer Differenzierung bedarf, sobald Zuschreibungen in diese Begrifflichkeit fallen, denn es ist ja nicht nur die grundsätzliche (nahezu doktrinäre) Negierung in Betracht genommener Gegebenheiten, bezogen auf ihr grundsätzliches SEIN (Gorgias: Seiendes existiert nicht!), sondern es sind vornehmlich auch die antimetaphysischen Denkmuster, wie diese in philosophische Debatten ab dem 19. Jahrhundert eingeflossen sind und u.a. vornehmlich auch in die Gedankenwelt russischer Revolutionäre, die zu zerstörender Gewalt gegen die Staatsgewalt anstifteten.

Der weise Goethe drückte es im Faust auf seine Art aus: „alles was entsteht – ist wert, dass es zugrunde geht – drum besser wärs, dass nichts entstünde“. Das lässt mich an Waldemars pessimistische Weltsicht denken und den in Russland zu Teilen populäre Nihilismus, der sich auf seine geistigen Väter damit sich auch auf Turgenjews literarisches Werk „Väter und Söhne“ gründet. Zerstörung – wie sie von Russlands Söhnen soeben betrieben wird.



was kennt du denn für komische russen?
ich kenne realtiv viele russen u deutschrussen, und diese meine bekannten haben (zu meinem missfallen) alle durch die bank religiöse "fromme" einstellungen, die sogar oft über das hinausgehen,
was man hierzuland als fromm bezeichnet, zb geradezu religiöse beziehungen zu ihrem land = grund u boden ("mutter russland" usw), mir nicht nachvollziehbar

---

und ich sage nicht als "supernihilist", das leben wäre sinn-los, sondern sinn-frei, als spiel physikalischer u chemischer kräfte entstanden und bei jeder geburt neu entstehend, den "sinn des lebens" muss man sich inform von jeweils wechselnden sinnEN hingegen selbst suchen und finden, eine aufgabe, an der allzu viele für kurz oder immer scheitern.

deine vorstellung von der "sinnhaftigkeit" des lebens, bedeutet, ALLES leben ist dann sinnhaft, und dann kollidierst du damit, dass man unter diesen umständen nicht einmal eine bakterie töten dürfte, denn auch sie hat
dann einen (tieferen) sinn, der zu erhalten ist, um nicht "weltvektoren" ungerechtfertigt zu verbiegen (sie wissen nicht, was sie tun)

zudem meine auffassung: nicht nur das leben ist sinn-FREI, sondern sogar alles, das es gibt, und das muss deshalb, weil alles leben ja aus toter chemie usw entsteht und in diese zirkulär auch wieder zurückfällt.
(goethes "spruch" in allen ehren, aber ich weiß nichtmal, wie er genau gemeint ist und "einfach so dahingesagt" erscheint er mir ohne tiefgang)

und als letztes:
ich habe den "sinn" von allem, die bedeutungen, ja in form von semantiken = bedeutungen, in die sachen lebend+tot bereits quasi integriert, womit äußerliche sinnhaftigkeiten/bedeutungshaftigkeiten
nicht nötig sind - nach meiner lesart sind alle "dinge", lebende + tote, = { summen von bedeutungen/semantiken }, auch lebewesen tragen so nicht den sinn ihres lebens wie eine kopfbedeckungen oder einen
schild "vor sich her", sondern tragen ihn in form der sie bildenden semantiken bereits in sich selbst, was sie nicht davon erlöst, sich ihre jeweiligen lebensverlaufs-sinnE selbst suchen und finden zu müssen.

gerade weil das leben sinn-FREI ist, entsteht uns die ungeheure freiheit, unsere jeweiligen lebenssinnE selbst suchen und finden zu können, und eben nicht einem präformierten lebensinn zu unterliegen,
wobei bestimmte lebenssinne essentiell sind, zb nahrungs -suche und -finden usw

*
die sinnhaftigkeit des lebens ist gut zu beobachten, wenn ein leben ganz plötzlich zb an einer straßenleitplanke und just wegen dieser endet, wohingegen selbst ein mehrfacher überschlag auf dem angrenzenden
acker noch eine gewisse überlebenschance geboten hätte - ein ehemaliger kumpel von mir, motorradfahrer, endete so, als ihm die leitplankenbodenstäbe den bart samt kopf und hals sauber abrasierten

wh.

Virenfrei.www.avast.com