Bezogen auf die gegenwärtig in aller Munde geführte KI sind die Zusammenhänge zwischen vermeintlich intelligenten Maschinen, resp. Automaten, in diesem Falle z.B. ChatBots und hinreichend intelligenten Menschen mit Verstand, Vernunft und Empfindung sind sicherlich nicht in wenigen Sätzen zu erklären. Dabei ist zunächst generell der Begriff von Intelligenz zu betrachten. Dieses würde – in ausführlicher Form – den Rahmen dieses Austauschs zur KI sprengen und letztlich lediglich auf allgemeingültige Definitionen hinauslaufen.
Grundsätzlich kurz zusammenfassend kann man (menschliche) Intelligenz als Befähigung zum Erkennen, Verstehen und damit zutreffende Interpretation sowie Differentiation von Gegenständlichkeiten und Sachverhalten, vor allem aber das Vermögen zu Problemlösungen beschreiben. In Summe läuft das auf die Fähigkeit zu hinreichend gehirnlicher Informationsverarbeitung hinaus, über die hier schon oft geschrieben wurde.
Nun stellt sich die Frage, über welche Befähigung ein programmierter Automat im Vergleich zu den geschilderten menschlichen kognitiven Fähigkeiten verfügen kann.
Beginnt man mit dem Vermögen, Gegenständlichkeiten und Sachverhalte zu erkennen, wird ein technischer Automat durchaus in der Lage sein, mit entsprechender Sensorik (Kameras, Messfühler, -streifen, Radar, Infrarot etc.) diese entsprechend zu detektieren, in vielen Situationen sogar zuverlässiger und präziser als Menschen.
Nach dem Erkennen folgt das Verstehen resp. die zutreffende Interpretation des Erkannten.
Ich möchte das - aus eigener Erfahrung – am Beispiel des autonomen Fahrens von Kraftfahrzeugen erörtern. Unbenommen der Tatsache, dass alleine schon das Erkennen des Umfelds eines autonom gesteuerten Kfz sehr schnell an seine Grenzen kommt (bei Nebel, Starkregen, Hagel, Schneefall oder Vereisung der Sensorik), wird die Interpretation der sensorisch erfassten Straßenverhältnisse im Verhältnis zur Fahrzeugsteuerung in vorprogammierten Stufen und eindeutiger Konsequenz erfolgen, also z.B. das Fahrzeug an den Randstreifen heranfahren und ggf. zum Stillstand bringen. Damit wäre beispielsweise ein von Menschen betriebenes unvernünftiges Weiterfahren bei ungenügender Sicht oder zu nahes Auffahren ausgeschlossen. Schon heute bieten sog. Spur- und Abstandsassistenten (Distronic) ein erhebliches Maß an Sicherheit. Für LKW sollten diese Systeme verpflichtend sein.
Was einem Automaten definitiv fehlt, ist das Vermögen der Empfindung. Oft hatte ich dieses untrügliche Gefühl von Gefahr, quasi eine Vorahnung, dass z.B. eine Vorfahrt nicht gewährt würde oder Kinder auf die Straße laufen, etwa um einen Ball zurück zu holen. Besonders beim Motorradfahren ist dieses Gefühl – natürlich neben Erfahrung – lebenswichtig, da würde ich mich nie und nimmer auf einen Automaten verlassen, allenfalls als Assistent.
Doch nochmal zurück zum „programmierten Wesen“. Ich denke, dass ein solches Wesen niemals zu denken vermag, wie das dem Menschen möglich ist. Aber was heißt eigentlich denken?
„Ich hab gedacht“ sage ich zu meiner Frau und sie sagt (zumeist zurecht) „was du immer denkst“. Hier geht es um Inferenz und zwar um eine subjektiv unzureichende, dem Urteil meiner Frau entsprechend. Grundsätzlich handelt es sich dabei aber um das gedankliche Ein-/Zuordnen von Wahrnehmungen, Vorstellungen, Begrifflichkeiten, eine von Inspiration und Intuition unabhängige Gehirnleistung. Hier könnte sich tatsächlich ein (mit Methoden der KI programmierter) Automat als Konkurrenz für das menschliche Denken erweisen. Dabei würden Datenbanken, spezifische Algorithmen etc. in Verbindung mit Hochleistungsprozessoren in kürzester Zeit die jeweilige Wissensbasis bereitstellen, um dann im Dialog mit Menschen z.B. mit Werkzeugen wie ChatGPT den Eindruck zu vermitteln, man hätte es mit menschlichen Wesen zu tun. Das lässt an ELIZA denken, einem Computerprogramm, mit dem sich regelbasiert aber ohne dessen eigentliche Intelligenz und tatsächliche Empathie ein einfacher Dialog führen ließ.
Q20 ist da schon wesentlich weiter entwickelt und die darunter liegende Wissensbasis wird sich derart erweitern, dass sämtliche Bereiche des weltweit verfügbaren faktischen Wissens darin gespeichert sein werden. Damit werden bislang ungeahnte Fortschritte in nahezu allen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und industriellen, vor allem auch medizinischen Bereichen erfolgen.
Dennoch werden Menschen sich an den Spruch erinnern: „Wissen ist nicht alles, denn es kommt auch auf Weiterbildung an, generell auf Bildung ganz im Sinne Einsteins:
„Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man all das, was man in der Schule gelernt hat, vergisst.“
Denke ich heute zurück an Schule und Studium, ist mir der Unterschied zwischen Wissen und Begreifen bewusst. Bildung sollte auch mit „Herzensbildung“ einhergehen.
Und noch etwas zu allem Wissen, zu allen Berechnungen; wo dies versagt, meinte Einstein, greift der Zufall. Wer weiß schon, was uns da alles noch zufällt.
Bester Gruß in die Runde! - Karl
Am 14.06.2023 um 19:02 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:Eine Frage ist bei mir noch offen, was KI anbelangt. Es ist aber eine einfache Frage. Offensichtlich wird nur ein Rahmen für das KI-Wesen von den Programmierern vorgesehen, das müsste denjenigen, die meinen, dass da ein Programm abläuft, vorgetragen werden. Sie denken, dass nur das bei einem KI-Gerät abläuft, das vorher programmiert wurde, und nach Strich und Faden wie ein Automat abläuft, sie wissen noch nicht, dass das nicht der Fall ist. Sie können ein seit 1988 bekanntes "Spiel" hier finden:
https://de.wikipedia.org/wiki/20Q
und auf der Seite, die dort angegeben ist, spielen.
Meine Frage geht nun so: Wenn dieser Automat, der nur einen Rahmen bekommen hat, Lösungen findet, weiß dann jemand, was in ihm vor sich geht? Das scheint ja der Unterschied zu programmierten "Wesen" zu sein. Wenn im Nachhinein nicht feststellbar ist, was in dem "Wesen" oder "Automat" geschah, auf welcher Grundlage kann dann jemand sagen, dieses hätte nicht gedacht? Wie können Mathematiker das beweisen? Und dazu gehört ja auch das Angst haben, oder etwa nicht? Wie kann jemand behaupten, dass etwas in einer Sache nicht ist, wenn er die Sache nicht versteht? Kann mir das jemand klar machen?
JH
Ich habe jetzt geschrieben, dass warum ich das Wort Weltordnung gewählt habe, das war ich lange schuldig:
https://weltordnung.de/Warum-Weltordnung.html
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