Am 30.10.22 um 12:30 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:



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Am 30.10.2022 um 08:09 schrieb Arnold Schiller über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:


Am 29.10.22 um 22:17 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:

Mit Decartes „cogito ergo sum“ haben ganze Generationen nach ihm die Begründung für Selbsterkenntnis abgeleitet.

Das Gehirn im Tank und andere modernen Gedankenexperimente sind da auch nicht weiter. Das hier könnte ja auch eine Simulation sein, die mir nur vorgauckelt, das ich hier schreibe. Oder nehmen wir die Matrix, die sich filmerzählerisch damit spielt. Glaube ich, dass ich einer Simulation lebe, nein sicherlich nicht. Wäre es denkbar und möglich, ja sicherlich.

Viele Grüße,

Arnold



Das ist sehr trefflich geschildert, Arnold! Kürzlich fragte ich meine Frau (alles andere, als an philosophischen und sonstigen Gedankenspielen oder gar Science Fiction interessiert), ob sie sich vorstellen könne, in einer Computersimulation zu leben. „Warum nicht - das könnte doch sein“ war ihre Antwort. Tekmarks „mathematical universe“ comes in. Wo ist der Unterschied im System, wenn in religiöser Vorstellung das Treiben auf diesem Erdenkügelchen von Gott und seinen himmlischen Heerscharen in weiser Vorsehung vorher bestimmt ist und in anderer Vorstellung in einem IT-Himmel ausgemachte Programmierfreaks eine Simulation programmieren und diese in irdischer Emulation laufen lassen? Was soll man nicht alles glauben!

Der Unterschied wäre beim IT-Himmel-Beispiel, dass die Programmierer oder Experimentierer Computer, also materielle Teile bedienen würden, das Ankommende und das Gesendete würde dort übersetzt werden. Die Informationsübertragung könnte in geistigen Sphären ablaufen, über eine Art Äther, um dann auf der Erde wieder materialisiert anzukommen. Also wäre das ein Okkasionalismus+.

Die himmlischen Heerscharen wären eventuell für die Übersetzung und den Transport beim "einfachen Okkasionalismus" eingesetzt.

In beiden Fällen könnte jedoch eine Fehlfunktion vorliegen, wenn einige Menschen dazu fähig wären, das Geistige direkt zu spüren.

Dem Okkasionalismus stimmen die meisten Gottdenkenden jedoch nicht zu, sie stellen dem viel entgegen. Vielleicht steckt im Okkasionalismus sogar ein Beweis ad absurdum, gegen den Okkasionalismus selbst, den radikalen Konstruktivismus und die Existenz geistiger Sphären inklusive der Sphäre, die mit dem Wort Gott gedacht wird bzw. werden soll.

Mit dem radikalen Konstruktivismus soll vermutlich gedacht werden, dass die ganze Apparatur mitsamt ausführendem Teil in jeder Person steckt. Daraus folgt zumindest, dass dem Denken wenig Grenzen gesetzt sind. Trotzdem sage ich wie der alte todkranke Mann: "Das ist mir alles zu viel. Was soll ich tun, was kommt als Nächstes?"

Nur nebenbei bemerkt: Descartes hatte andere Sorgen und ein anderes Denken, die Sache geht schließlich auf das Höhlengleichnis des Plato zurück.

JH