Am 16.11.2023 um 15:37 schrieb Dr. Dr. Thomas Fröhlich <dr.thomas.froehlich@t-online.de>:

Danke, Du lieferst mir die notwendigen Beweise, denn Deine Antwort weist direkt auf die empirische Gegebenheit von Transzendenz hin!

Du schreibst:

- Ich sehe darin das Grundsatzproblem, etwas beschreiben zu wollen, das nicht beschreibbar ist. Denn die Subjektivität ist nur dem jeweiligen Subjekt zugänglich.

 - Ein Blick aus seinem Inneren hat nur jeder für sich selbst und das Innere einer Interaktion kann nur fingiert werden.

 - die ... aber nur wieder je eigenes Erleben auslösen können. 

Jeweiliges Eigensein kann durch Kommunizieren transzendiert werden. Es wird in mitteilbaren Qualitäten ein mit den Mitteilungsempfängern geteiltes Sein, und bleibt dabei zugleich ein eigenes, subjektives Sein.

Dessen Eigensein geht in der das jeweilige Eigensein überschreitenden Übertragung in mitteilende Aktion nicht auf - es ist ein Zugleich an Eigensein und dessen Transzendenz. 


Moin Thomas, 

und wieder schreiben wir aneinander vorbei; denn die Aufforderung „Transzendiere deine Subjektivität!“ meint gerade die Überwindung der Subjektivität, sie gleichsam hinter sich zu lassen. Das, was in der Kommunikation erhalten bleibt bzw. invariant ist, ist lediglich Information bzgl. eines geteilten, also nicht subjektiven, Inhalts. Du meinst mit Transzendieren offensichtlich etwas anderes. Und wie Du gegenüber JH ausgeführt hast, verstand ich auch das Wort „Eigensein“ anders. 

Sprache dient, wie über Signale vermitteltes oder unmittelbar zur Kenntnis genommenes Eigensein der Überschreitung dieses Eigenseins hin zu einem geteilten, mitgeteilten Sein. Menschliche sprachliche oder gestische Beschreibung beschreibt Aspekte des Eigenseins. Sein ist sehr wohl, anders als Du schreibst, beschreibbar. Die Beschreibung ersetzt es nicht, sondern vermittelt Aspekte dieses Seins.

Ein Glück, dass es die Vielfalt der Beschreibungsmöglichkeiten z. B. in Kunst und Literatur gibt.  

Ja, in Kunst und Literatur steckt mehr oder minder die Subjektivität des Künstlers, aber Beschreibungen sind hier nur noch metaphorisch gemeint. Denn Künstler und Schriftsteller drücken sich material- und methodengebunden mehr oder weniger intuitiv aus. Sie gestalten oder erzählen und beschreiben zumeist nicht. Dabei kommt es den Produzenten weniger auf ihre Subjektivität an, vielmehr auf das Menschliche in seinen besonderen Ausprägungen. Und was kommt davon bei den Rezipienten an? Das Interpretieren überlassen die Produzenten zumeist den Rezipienten. 

Ein auf dürren Reduktionismus aufgebautes, Subjektivität und deren Transzendenz leugnendes Weltbild ist dagegen nicht nur öde, sondern auch empirisch unzutreffend. Die pseudo-rationale Fixierung auf objektivierbare, subjektfreie Muster grenzt immerhin oft an Komik, was wenigstens etwas Spaß bringt.

Wenngleich - darin, in diesem Leugnen - erscheint es mir für ein Philosophen-Forum, das Philweb ja ist, in meinen Augen ein bisschen zu leblos und dürr zu sein…

Ich leugne doch keine Subjektivitäten, schließlich gibt es schon über 8 Mrd. Erlebbar ist mir aber nur meine eigene. Alle anderen sind mir nur indirekt zugänglich. Mir geht es nicht um Reduktionismus, sondern um intellektuelle Redlichkeit; denn das Meiste, über das Metaphysiker und Phänomenologen schreiben, gibt es nicht, da es sich bloß um Sprackkonstrukte handelt.

IT