Das ist nicht erstaunlich, lieber Waldemar, denn ich vermag mein Christ-Sein von dessen durchaus gegebenen Auswüchsen jeglicher Art zu trennen.
Christus, in seiner Eigenschaft (den diesbezüglich überlieferten Schriften folgend) als Revoluzzer, stand ja geradezu auf gegen die spirituell, esoterische Dogmatik, gegen die Geldmacher, die Pharisäer seiner Zeit, versuchte mit seiner Botschaft (insbes. die sog. Bergpredigt) die Alltagsmenschen davon zu überzeugen, dass es im Leben nicht nur um das Streben nach materiellem, sondern auch um „geistigen“ Wohlstand geht.
Letzteren zu erreichen, gilt es nicht, den Dogmen des Pharisäertums und strengen Glaubensritualen, bzw. -bezeugungen (etwa durch irrsinnige Opfergaben) oder heutzutage esoterischen Praktiken, sondern dem eigenen Gewissen zu folgen.
Eine Gewissheit vom Gewinn der guten Tat, nicht um des Himmels, oder dem Kalkül ewig jenseitiger Glückseligkeit, sondern um der Mitmenschen Willen: „Was ihr den Geringsten Gutes getan, habt ihr mir getan“ (nach Math. 25/40).
Diesen genuinen Ansatz christlichen Denkens und Handelns wird auch Deschner gekannt haben, aber er fand ihn nicht durchgehend im gelebten Christentum umgesetzt. Sein und Dein Fehler war und ist es, dieses ursächlich so entscheidende Element christlichen Glaubens an den falliblen Charaktereigenschaften oder Tugenden von Menschen zu messen. Anspruch und Wirklichkeit sind seit jeher kaum in absolute Kongruenz zu bringende Elemente menschlichen Lebens. Das betrifft selbstredend auch den Lebensalltag aller Menschen und somit auch jener, die sich an christlichen Idealen orientieren wollen.
Dabei ist die Entscheidung für die „gute Tat“ längst nicht erst mit den Idealen des Christentums verbunden, sie fusst auf frühen Ethikvorstellungen, wie diese etwa schon von Aristoteles in Griechenland, in Asien als konfuzianisch verfasste Charaktertugenden beschrieben wurden. Und immer ist zu erkennen, dass diesbezüglicher Anspruch und gelebte Wirklichkeit differieren.
Die immer zutiefst persönliche Entscheidung, „das Richtige zu tun“, bzw. der Wunsch „gut zu sein“ bedingt, sich von „unguten“ Gewohnheiten zu trennen (was zunächst deren Erkennen vorausgesetzt) und Selbstdisziplin zu üben. Diese Herausforderung besteht für alle Menschen einer Gesellschaft und diesbezügliche Fallibilität kann nicht nur Christen angelastet werden.
Einerlei, ob Christ, Humanist, Atheist etc., immer ist es zuvorderst der Mensch als Mensch, der seinem Wesen entsprechend vor Entscheidungen steht: Er kann sich immer für Gut oder Böse entscheiden, modulo der unterschiedlichsten Theorien bzgl. des sog. Freien Willens.
Einzig an diesen Kriterien die Religion, das Christentum, die Kirche zu messen und daraus folgend, diese zu verurteilen, entspricht eindimensional vorgefasster Meinung und das kennzeichnet insbes. Deschners Religions- und Kirchenkritik. Er war und ist ein Kleingeist geblieben, weil er trotz Studium der Theologie und Philosophie - womöglich gerade deshalb - nicht verinnerlicht hat, was Christ-Sein wirklich bedeutet und bedingt.
Und so bleibt es dabei: Wissen ist nicht hinreichend, um Welt und Kosmos, Gott und die Menschen zu begreifen.
Bester Gruß! - Karl
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Am 01.04.2024 um 02:33 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
erstaunlich, karl, immerhin,
dass du derart gegen deschner giftest,
obwohl du nach eigener darstellung doch so garkein original-christ
bist ...
Das ist nicht erstaunlich, lieber Waldemar, denn ich vermag mein Christ-Sein von dessen durchaus gegebenen Auswüchsen jeglicher Art zu trennen.
Christus,in seiner Eigenschaft (den diesbezüglich überlieferten Schriften folgend) als Revoluzzer, stand ja geradezu auf gegen die spirituell, esoterische Dogmatik, gegen die Geldmacher, die Pharisäer seiner Zeit, vermittelte mit seiner Botschaft (insbes. die sog. Bergpredigt) die Alltagsmenschen davon überzeugen, dass es im Leben nicht nur um das Streben um materiellen, sondern auch um „geistigen“ Wohlstand geht. Letzteren zu erreichen, gilt es nicht, den Dogmen des Pharisäertums und strengen Glaubensritualen, bzw. -bezeugungen (etwa durch irrsinnige Opfergaben), sondern dem eigenen Gewissen zu folgen. Eine Gewissheit vom Gewinn der guten Tat, nicht um des Himmels, sondern um der Mitmenschen Willen.
Diesen genuinen Ansatz christlichen Denkens und Handelns wird auch Deschner gekannt haben, aber er fand ihn nicht durchgehend im gelebten Christentum umgesetzt. Sein und Dein Fehler war und ist es, dieses ursächlich so entscheidende
und richtig: auch ich bin, wie deschner, ein FEIND aller religionen
und esoteriken, weil all sowas geistige/mentale umweltverschmutzung
darstellt,
die genauso behandelt und geahndet werden sollte wie materielle
umweltverschmutzungen,
mein hirn ist kein abfalleimer !
* die füßewaschung ist ja nur die hygienisiernde vorbereitung zur
messi/alen/anischen fußnägelschneidung, und, habe ich mir sagen
lassen,
in manchen kirchen kann man auch ganzkörperwaschungen = sog
"sündenheilende duschungen" in den kirchenbänken erhalten,
gegen aufpreis natürlich, denn auch gott macht nichts umsonst
so habe ich, in verlängerung dessen, auch den bet-automaten
konstruiert, gebrauchsanleitung:
"sobald das einzuwerfende geld im geldsammelfach klingt, ein vorher
per tastatur wählbares gebet ins gottohr springt"
wh.
Am 01.04.2024 um 00:35 schrieb Karl
Janssen über PhilWeb:
Oh
Waldemar, da hab ich Dich wohl wieder an Deiner
Archillesferse getroffen und Dein Reflex darauf ist
ausgerechnet Karlheinz Deschner. Wenigstens hast Du nicht
Giordano Bruno bemüht, der posthum zweifach Unglückliche,
wird doch ausgrechnet er, der niemals Atheist war, von
diesen als Gallionsfigur missbraucht.
Deschner, der in seinem
Hass auf Religion und Kirche nach allem geschlagen
und getreten hat, was ihm einst nahe gelegen war.
Seine unreflektierte Fundamentalkritik soll heute
noch jenen als solche dienen, die nicht verstanden
haben und verstehen wollen, was Religion wirklich
bedeutet; Doch sie läuft ausgerechnet bei denen ins
Leere, die sie bekämpfen will.
Wen kümmert heute noch
Deschner? Schon gar nicht jene, die ohnehin nichts
mit Religion, Kirche oder Gott zu tun haben, denn
die kennen diesen Typen gar nicht und auch nicht die
„Nägel-Messe-Besucher“, weil ihnen Deschner ebenso
nichts bedeutet.
Apropos päpstliche
Fußwaschung, sie soll ein Zeichen von Demut
gegenüber allen Menschen sein, hier ausdrücklich
die „Nichtgesalbten", also
eben nicht die klerikalen und profanen
Würdenträger.
Was Dich mit Deschner
verbindet, ist eine nicht überwundene
Kränkung, die sich aus tiefer Enttäuschung (im
Wortsinne!) über eine tatsächlich existente
Schein-Religiosität, also Scheinheiligkeit,
Doppelmoral, insgesamt gegen falsch gelebte und
gelehrte Religion richtet, wie das vornehmlich auch in
klerikalen Kreisen zu finden ist. Zudem kommen
berechtigte Zweifel an kirchlicher Dogmatik, etwa
die Unfehlbarkeit päpstlicher Postulate (die der
derzeit amtierende Papst nun annulliert hat).
Aus diesem Denkansatz
heraus jedoch auch auf den genuinen Gottesglauben zu
schließen und diesen entsprechend zu
brandmarken, ist nichts als primitive,
allerdings höchst aggressiv vorgebrachte
Religionskritik, die in ihrer Widersprüchlichkeit
auch den Charakter Deschners zum Ausdruck bringt.
Für mich ist/war er nichts als eine jämmerliche
Gestalt, die sich ihrer einstigen Wurzeln entwunden
und somit ihren inneren Halt verloren hat. Aus diesem Gefühl innerer
Leere schlug er wie Don Quichotte nach
imaginären Windmühlenflügeln.
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