Am 28.02.2024 um 22:32 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:


aus dem bauch heraus schnell gefragt:

und was tut gott gegen den zeitablauf bei stetig zunehmender weltall-entropie?
nichts, er wartet nur zu ...

mein gott, gott!!!, aufwachen, unternimm was dagegen, ehe es vielleicht zu spät dafür sein wird !
nicht ein teufel ist heute das und dein problem, sondern die vermaledeite entropie, die auch/meine theo-rie ab vorgestern/
an der überhitzung der erdkugel schuld ist (und nicht die karbonisierung der luft) = es wird hier entropisch immer wärmer,
und eben nicht karbonisch, wie jeder auch sehen kann, denn es sind weder ruß noch andere kohlenstoff-stäube in der luft !

oder wartet er etwa darauf, dass wir irgendwann selbst eine neue und dann andersartige legende dazu erfinden?,
denn das mit dem vermeintlichen finalen wärmetod des alls ist bei weiten noch nicht zu ende diskutiert.

wh.


Letzteres trifft wohl zu, lieber Waldemar, es ist längst nicht erwiesen und es bleibt fraglich, ob diese Annahme überhaupt aus dem Stadium der Hypothese heraus geführt werden kann. Ich weiß nun nicht, inwieweit Du Dich mit Astrophysik beschäftigst, sie ist längst zu meinem „Hobby“ geworden und je mehr ich mich damit befasse, um so mehr verliert sich mein mir schon in jungen Jahren oktroyiertes Gottesbild, eher sollte ich sagen, ich habe es gänzlich verloren. 

Und so kann ich nur mit Bonhoeffer sagen: „Den Gott, den es gibt, den gibt es nicht!“. Daher fällt es mir schwer, bzw. ist es mir nahezu unmöglich, in christlicher Liturgie (also in einem Gottesdienst) einen Gott in üblich religiöser Tradition zu verehren oder gar anzubeten. Meine im Laufe der Jahre erworbene und stets erweiterte naturwissenschaftliche Bildung lässt sich schlichtweg nicht mehr in Einklang mit einem naiv anthropomorphen Gottesbild bringen, dieses natürlich nicht im Sinne von „non est deus“, sondern eher von „non est homo factus Deus“. 

Damit basiert mein „Gottesbild“ auf der Überzeugung von der Existenz einer die empirische Lebenswelt transzendierenden, numinosen Wesenheit und ich kann daher meine Hinwendung, meine Admiration durchaus in der Formel des „Ad maiorem Dei gloriam“ zum Ausdruck bringen. 

Dieses Numen ist für mich Inbegriff für das Geistige, mag man es göttlich nennen oder wie auch immer; ich hatte es hier mit kosmischer Intelligenz gleichgesetzt und prompt rüde Kritik von Dir geerntet. So sollten wir beide bei dem von mir seinerzeit zitierten Begriff bleiben: „God is a feeling“, denn das fand bei Dir Gefallen.

Damit läuft Dein kaustischer Appell an „Gott“ ins Leere. Da muss und kann kein Gott aufwachen, um etwas gegen die von Menschen verursachten Schäden zu unternehmen. Es ist nichts als blanke Theodizee. 

Wie kommt es zu dem Sprichwort „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“? Vielleicht aus der Erkenntnis von Menschen heraus, dass ihre Ideen zu den verschiedensten Vorhaben oft nicht nur ihrem eigenen Denken entspringen, sondern ihnen einfach zufallen. Da ist mehr als ihr eigenes Denken, es kommt etwas in den Sinn, ohne zu wissen woher.

Vorsicht Schnappatmung, Waldemar! Es existiert ein kollektives Bewusstsein – C.G. Jung nannte es kollektives Unterbewusstsein, weil er es auf die Person als Subjekt bezog. Sheldrakes morphische Felder deuten in die gleiche Richtung wie im Bereich der QM die bohmsche Mechanik (Quanten-Nichtlokalität, Die De-Broglie-Bohm-Theorie) usf.

Und wieder ist es Information, als primordiale „building blocks“, ich bleibe dabei: „it's all about information!“

Aber auch hier gilt: Da ist so vieles noch nicht abschließend geklärt und bis dahin müssen alle jene, die nicht nur auf Zählbares, Anfassbares, Messabares etc. setzen, sich dem Vorwurf des Hokuspokus aussetzen. Sei's drum!

Zurück zu Gott, eine Begrifflichkeit, die für mich als Metapher Ausdruck des Numinosen ist. Daher kann ich nichts mehr damit anfangen, wenn Menschen diesen Gott für alle Unbilden, aber auch für alles Glück dieser Welt verantwortlich machen. Man wundert und grämt sich über das „Schweigen Gottes“, dieses der irrigen Annahme zufolge, er könne oder eher solle wie Menschen sprechen.

Menschen können diese Wesenheit spüren, fühlen, damit in Resonanz kommen; Das verbindende Medium sind Felder, Wellen. Worte sind wie Schiffe, die darin schwimmen. Auch dieses Schwimmen hat eine Gesetzmäßigkeit, wer sie nicht beachtet, wird kentern (das weiß jeder Kanute, der ich einer war).

Bester Gruß! - Karl