Am 30.08.2023 um 16:41 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:Noch was: Mir schwirrt immer deine Feststellung im Kopf, nach der du recht erkannt hast. Ich wiederhole mich, das habe ich selbst schon oft gemerkt, mir die Sache noch einmal vor Augen geführt, und es ist mir ein Gräuel. Deswegen danke ich dir für deine Feststellung. Nicht ironisch, denn du denkst oft an diese Vermutung. Für die Litanei kann ich nicht danken, die höre ich oft genug. Übrigens was bedeutet Litanei? Und was ist katholisch?
Nun möchte ich noch etwas zusammenfassend auf die jüngsten Beiträge hier eingehen. Zuvorderst auf Deine Gedichte, Ingo Mack, die in ihrer Art - wie eh und je – aus dem Leben erzählen, wie es sich, abseits von hehrer Wissenschaft, im Alltag immer wieder aufs Neue zeigt.
Sind es nicht nach wie vor zwei Welten, die des bürgerlichen Alltags und die des gehobenen Bildungsbürgertums? Sieht letzteres nicht immer noch aus stolz die Wege säumenden, hohen Elfenbeintürmen, qua Wissensmonopol und daraus resultierend mit den Reichtümern dieser Welt geschmückt, auf den bürgerlichen Pöbel?
„Gut, dass der Pöbel nicht weiß, wie die Würste und die Gesetze gemacht werden!“ Damit soll ein echter Fürst zum Ausdruck gebracht haben, wie wichtig die Trennung von gesellschaftlicher Ober- und Unterschicht ist, zum Wohle letzterer. Wiederum ist auch das Ausdruck von libertärem Autoritarismus. Freiheit, die sich ein System, sei es eine politische, oder klerikale Kaste, auf Kosten der Allgemeinheit nimmt.
Daran haben sich beispielsweise Querdenkende immer schon gestört, bezogen etwa auf die Corona-Maßnahmen, unbeschadet der Tatsache, dass die Politik tatsächlich aufrichtig darum bemüht war, Schaden von der Bevölkerung zu nehmen. Soweit ich mich erinnere, hast Du, Ingo Mack, auch etwas mit derartigem „Freiheitsentzug“ gehadert. Wo liegen also die Grenzen zwischen Bevormundung und Fürsorge? Im benannten Fall dürften diese äußerst schwer zu ziehen gewesen sein. Aber wie sieht es generelldamit aus?
Vieles liegt hinter Schleiern, Goethe sprach wohlweislich vom „gütigen Schleier der Natur“ und der Volksmund bestätigt es: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“. Es geht also um Wissen, offen gelegtes, verborgenes oder eben verschleiertes.
Etwas hinter einem Schleier verbergen hat Gemeinsamkeit mit Geheimnis. „Wer sagt, er hüte ein Geheimnis, hat es somit schon verraten! Nichts scheint Menschen mehr anzuspornen, als einem Verborgenen auf die Spur zu kommen, es zu entbergen.
Doch auch eine andere Seite tut sich auf. Wieviele Menschen versuchen ihr wahres Inneres, ihre Eigenheiten zu verbergen und nur ihre sog. „Schokoladenseite“ zu zeigen. Längst nicht jeder ist so ehrlich, wie Joseph hier, der schlichtweg sagt, dass er etwas nicht weiß, der keine Scheu hat, in seiner Wortwahl Dinge zu beschreiben, aber dennoch nicht gut findet, dass manches von ihm hier Eingebrachte nur „Geschwafel“ sein sollte. Es ist natürlich kein Geschwafel, denn letztlich könnte man jede Diskussion, jeden Diskurs, sofern nicht auf objektiv absoluter Gültigkeit fussend, als solches werten.
Und überhaupt Wertung. Muss man alles Gesagte sogleich „auf die Goldwaage“ legen, an Messbarkeit werten, auf absoluteValidität prüfen? Was philweb anbelangt, habe ich hier noch kein wirkliches „Geschwafel“ erlebt, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Foren, vornehmlich in den sog. sozialen Netzen.
Joseph, Du fragst, was eine Litanei ist und denkst Dir, dass ich als Katholik eine Antwort habe. Zudem fragst Du, was katholisch ist, und ich sollte es Dir ebenso beantworten können. Jetzt ist es nicht so, dass Du die Antwort nicht schon kennen würdest, sie findet sich in Zeiten des Internet dort zuhauf und in den verschiedensten Ausformulierungen. Du willst sie von mir hören, wie ich sie gebe, speziell auf meine Art.
Wie schon erwähnt, hat Waldemar die Segel hier gestrichen, und die üblich heftigen Diskurse zu diesem Thema scheinen der Vergangenheit anzugehören.
So also zur Litanei. Im liturgischen Kontext ist zu sagen, dass sie eine vom Judentum übernommene Gebetsform als Anrufung einer Gottheit darstellt, letztlich aber ihren Ursprung in antiken Kulten hat. Üblicherweise wird die Litanei in Form eines gemeinschaftlichen Gebets vorgetragen, in dem es zumeist um spezielle Anliegen geht.
Was ist katholisch, fragst Du also obendrein und willst offensichtlich von mir eine Antwort, obwohl diese in allgemein objektiv verfasster Form z.B. in Wikipedia sehr trefflich gegeben ist.
So also mein Verständnis, meine Interpretation von Katholisch. Ich gehe nicht vom Anspruch einer klerikalen Institution aus, dass die katholische Kirche und damit die Katholizität an sich als „allein seligmachende Kirche“, resp. Glaubensform anzusehen sei. Für mich stellt die katholische (wie auch protestantische) Kirche eine konfessionelle Gemeinschaft dar, in der Menschen eben in Gemeinsamkeit ihren Glauben an einen Gott bekennen und - hoffentlich ausschließlich - zu dessen Ehren (ad maiorem Dei gloriam) in entsprechend liturgischer Form zum Ausdruck bringen.
Für mich spielt es keine Rolle, ob diese Art des Gottesdienstes nach katholischem oder protestantischen Ritus erfolgt, wobei mir ersterer insoweit näher liegt, als ich diesen wegen seiner ausgeprägten Feierlichkeit (insbes. an Hochfesten wie Ostern) schätze.
Vom ursprünglichen Wortbegriff der Katholizität, wie er sich als Inbegriff der Universalität (Allumfassenheit) der katholischen Lehre versteht, bin ich persönlich nicht geprägt, wie eben auch nicht vom üblich anthropomorphen Gottesbild, wie dieses nach wie vor in der benannten Glaubenswelt vorherrscht. Ich denke, dass die Kirchen zu einer anderen Sprache in ihrer Verkündigung der Offenbarung eines Gottes finden müssen. Obgleich niemals ein Wissen über Gott gegeben sein wird, dieser also nur geglaubt werden kann, könnte man die bislang nur über Metaphorik auszudrückende spirituelle Erfahrung (ggf. Gotteserfahrung) in einem um naturwissenschaftliche Erkenntnisse erweiterten Kontext darlegen.
Leger gefragt, „auf welcher Wolke“, in welcher Galaxie sollte ein Gott residieren? Was will man künftig als „Himmel“ ansehen, was als „Hölle“. Diese „Welten“ finden sich immer nur in habitablen Lebensräumen, wie unsere Erde und davon wird es Myriaden weiterer in den Universen geben.
Wollte man einen Gott annehmen und an ihn glauben, kann es nur eine nichtkörperliche Wesenheit sein, die den gesamten Kosmos mit absoluter Omnipräsenz durchdringt, immer schon und auf alle Zeiten existent.
„God is a feeling“, sagte ein amerikanischer Philosoph und ich würde sagen: „God is a field“. Ein Energiefeld, mit dem man in Resonanz treten kann, sofern man sich auf diese „Wellenlänge“ einstellt. Christen nennen das Gebet oder eben Litanei.
Bester Gruß in die Runde! - Karl