Am 18.07.2022 um 19:24 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:


Im Kern gibt es nichts Neues in dieser Lebenswelt, was nicht schon in früher existierenden Universen bereits verkörperlicht war. Wo und wann sich Geist verwirklichen will, muss er sich materialisieren. Es ist und bleibt ein endloses Wechselspiel von Werden und Vergehen in der Synthese von Geist und Materie; nicht aber Materie erzeugt Geist, sondern dieser formt Materie nach den Gesetzen von Zufall und Notwendigkeit sowie der Evolution.


Hi Karl, 

begriffsgymnastisch bringt für mich Energie Materie in Form. Methodisch aber folge ich Büchner. Der einer Arztfamilie entstammende Ludwig Büchner hatte — wie sein früh verstorbener Bruder Georg — Medizin studiert. Darüber  hinaus belegte er philosophische und ästhetische Fächer und beteiligte sich an den damaligen Studentenverbindungen und Fortschrittsvereinigungen. 

Bereits in seiner medizinischen Dissertation verteidigte Büchner 1848 u.a. den materialistischen Satz: „Die persöhnliche Seele ist ohne ihr materielles Substrat undenkbar." 1850 besorgte Ludwig die Herausgabe der nachgelassenen Schriften seines Bruders Georg und geriet als fortschrittsorientierter Arzt natürlich schnell in den Bann Rudolf Virchows. Selbst wiederum zog er durch seine integrierende Betrachtung von Kraft und Stoff den jugendlichen Einstein in seinen Bann, der fortan vom religiösen Schwärmer zum philosophischen Freigeist avancierte. 

„Die Kraft ist kein stoßender Gott, kein von der stofflichen Grundlage getrenntes Wesen der Dinge, sie ist des Stoffes unzertrennliche, ihm von Ewigkeit innewohnende Eigenschaft.“ So leitet Büchner sein nüchtern materialistisches Werk „Kraft und Stoff“ ein, um abzuschließen mit dem Satz: „Die Hypothese kann behaupten, daß Sein und Denken einmal getrennt waren; die Empirie kennt nur ihre Unzertrennlichkeit.“ Ja, empirisch gibt es nichts Immaterielles, nur hypothetisch lässt sich endlos darüber fabulieren.  

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