Am 05.03.2024 um 18:36 schrieb Claus Zimmermann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Auf 1 Satz eingedampft: Das fehlende "immer" wird beim Schluss vom Besonderen aufs Allgemeine (wenn auch nur innerhalb eines begrenzten Geltungs- und Genauigkeitsbereichs) doch durch das meist unbewusste Vertrauen auf die Konstanz der Naturzusammenhänge ersetzt.


Moin Claus, 

der wohl produktivste und kreativste Physiker Einstein setzte auf Intuition und Deduktion. Das Allgemeine ist zu erahnen, um daraus auf das Besondere schließen zu können. Es ist die hinreichend invariante Theorie, die das bewusste Vertrauen auf Konstanzbereiche im Wandel der Natur befördert. Die Sätze der Thermodynamik kommen bis auf Abgeschlossenheit und statistischer Unschärfe Allsätzen bloß nahe. Vom „Besonderen aufs Allgemeine“ kann grundsätzlich nicht geschlossen werden. 

Anstatt nach Konstanten im Wandel zu fahnden, kann auch der konstante Wandel ausformuliert werden, wie es bspw. Bohm in "Wholeness and Implicate Order“ mit seinem „Holomovement“ versucht hat. Da er das für undefinierbar und unermesslich hält, hat er sich um eine erweiterte Algebra bemüht, die mit undefinierten Symbolen auskommt und nur die Transformationen zwischen ihnen hinsichtlich der Strukturbildungen verfolgt. Das erinnert mich natürlich an Whitehead’s "Treatise on Universal Algebra“ von 1898. 

Bohm’s Mitstreiter Hiley hat 2012 versucht, den Wandel der Natur aus einer unorthodoxen Sicht auf die Quantentheorie zu präzisieren: "Process, Distinction, Groupoids and Clifford Algebras: an Alternative View of the Quantum Formalism.“ Und Stapp hat in MIND, MATTER AND QUANTUM MECHANICS die Gedanken ins Zahlenuniversum verlegt, um sie auf Nervenerregungen beziehen zu können: "Let the thoughts be numbered and let thought number n and its associated pattern of neural excitation be labeled by T(n).“ 

Da Du Dich mehr für Kunst als Physik interessierst und Du noch nicht das "Holistic Science Journal“ kennen solltest, hier der Link zur "Dynamic Wholeness":

https://holisticsciencejournal.co.uk/dynamic_wholeness.html

Es sind jedenfalls die Ahnungen der Menschen, die die Physik beflügeln, aber erst ihre Mathematisierungen in Theorien lassen das Folgern von Hypothesen zu, die konkret genug sind, um experimentell umgesetzt werden zu können, wie bspw. beim Higgs-Boson und den Gravitationswellen. Ob einmal aus dem mathematisierten „Holomovement“ neue interessante Hypothesen folgen werden, bleibt abzuwarten.  

IT