Am 19.07.2022 um 12:28 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Wir müssen zusehen, das wir uns bei „Begriffsgymnastik“ nichts verrenken😊

Doch ohne mich zu verrenken frage ich Dich, wie „blinde“ Energie etwas zu formen vermag. 

Was ist da bei der Äquivalenz von e=mc^2 (also e und m als äquivalente physikalische Größen sowie c^2  als kinetische Energie einer relativistisch bewegten Masse) die formende und nicht nur „blind“ schiebende oder „stoßende“ Kraft? 


Hi Karl, 

und schon hast Du Dich verrenkt, denn c^2 ist das Quadrat einer Geschwindigkeit und keine Energie. Zudem waren wir schon mehrfach bei der „Energie-Massen-Äquivalenz“, ohne zuvor zu klären, was jeweils unter Energie, Materie und Form zu verstehen ist. Du setzt offenbar Materie mit Masse gleich, wie sie in Einsteins Formel vorkommt, d.h. als Summe aus Ruhe- und Bewegungsmasse? Meiner Erinnerung nach, verstehen Physiker unter Materie aber zumeist nur das, was Ruhemasse hat. Dann wäre Energie der Oberbegriff, nach dem wir uns strecken könnten. 

Wenn die Natur aus sich selbst heraus zu evolvieren vermag, warum ihre Entwicklung nicht einfach energiegetrieben annehmen? So führt es bspw. Arto Annila vor (auf den ich wiederholt verwies), indem er (zumindest in Fluktuationen immer vorhandene) Energiedifferenzen als treibend annimmt, wobei mit einem quantisierten  Energiefluss selbstredend Wirkungen sich ausbreiten, d.h. mit Energie immer auch Zeit verbunden ist. Als grundlegend dabei können die Photonen angenommen werden, die mit ihrer absoluten Vakuumgeschwindigkeit gemäß  c t  zugleich den Raum aufspannen. Mit der Raumzeit schafft Photonenenergie Form. Mir gefällt diese Vorstellung, alles aus dem Licht heraus zu verstehen versuchen. Wenn das keine Erleuchtung ist!?  

Ja zum Glück leben wir -bestens und fein angestimmt - in einer von Materie getragenen aber eben nicht auf sie gründenden - Welt resp. Universum. Oder siehst Du etwa das Quantenvakuum als materielle Substanz und nicht als prinzipiell zeit- und damit masseloses Agens? 

Das Quantenvakuum könnte in Einklang mit obigem Materieverständnis als energetischer Untergrund der Materie aufgefasst werden, aus dem sich ständig virtuelle Leptonenpaare materialisieren, um sogleich wieder in den Untergrund zu annihilieren. Und dann sind da ja auch noch die geheimnisvollen „Dunkle Materie“ und „Dunkle Energie“. Wiederum begriffsgymnastisch formuliert, ist der Energie die Form immanent, so wie allgemein der Immanenz die Transzendenz immanent ist. Da Energie in Ruhemasse wandelbar ist, würde ich sie nicht esoterisch, spirituell oder religiös als immateriell bezeichnen und mit „Geist" oder „Gott“ in Verbindung bringen. Sie könnte als potentiell materiell von der Ruhemasse als aktuell materiell unterschieden werden.   

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