wh: „mein "kleiner lokaler" zweck und sinn sind eingebettet in zweck- und sinn- freiheit der welt, und nur deshalb klappt das ja überhaupt, dass ich mir alle mir-denkmöglichen zwecke und sinne nach belieben auswählen kann (sinn-freiheit nicht zu verwechseln mit sinn-losig-keit = die welt ist nicht sinn/zwecke/-los, sondern frei von allen menschlichen und anderstierischen "gehege"-erwägungen)“


Das ist ja nun wirklich gut von Dir zu hören: „die welt ist nicht sinn/zwecke/-los“! Irgendwie glaube ich mich zu erinnern, dass Du vor Zeiten hier dieser Welt eben Sinn- und Zweckhaftigkeit abgesprochen hast. Zweck- und Sinnfreiheit der Welt ist hingegen Deine Rede seit jeher und in Deiner Interpretation durchaus als sinnvolle Rahmenbedingung für das Weltgeschehen anzunehmen: Alles ist möglich sofern es nicht an gesetzte Grenzen stößt.

Meine Aussage - das ICH des Menschen wird mit dem Tod zum WIR - ist tatsächlich kaum gedanklich zu fassen. Vor Jahren habe ich das spontan einem todgeweihten Freund gesagt und er wusste sofort, was ich damit ausdrücken wollte, vermutlich, weil er kein an Religion gebundener Mensch war.

wh: „dem kann ich gedanklich nicht folgen, denn der tod eines lebewesens ist "ernstgemeint", ich kann als lebewesen meinen eigenen tod nicht "erfahren/erleben", aber nach diesem "triggerpoint" ist nichts mehr, weder ich noch wir, noch irgendetwas sonst, und selbst, dass ich tot-sein-werde gibt mir nur meine antizipatorische fähigkeit ein = mein zukunftsGLAUBE, zeitpfeil-glaube, usw „

Aller medizinischen Erfahrung gemäß ist nach dem Hirntod („triggerpoint“) Schluss mit dem Leben. Wer wollte diesem Faktum widersprechen!? Diese Tatsache passt haargenau in Dein mechanistisches Denkschema.

Bleiben wir zunächst bei „Mechanik“ und nehmen als Beispiel einen Rechner (einerlei ob PC oder Mainframe). Dieser setzt sich bekanntlich aus den Komponenten CPU, Speicher, I/O-HW sowie ggf. weiteren EDV-Elementen zusammen. Grundlegend entscheidend für die Funktion des Rechners sind informationsverarbeitende Einheiten wie CPU und Speicher (BIOS, Arbeitsspeicher ggf. externe Speichereinheiten z.B. Cloud-Speicher). „Stirbt“ der Rechner (wie auch immer bedingt) ist auch hier der „triggerpoint“ erreicht, es kann keinerlei Informationsverarbeitung resp. Rechnerleistung erbracht werden. Was hingegen bleibt, sind die im Festwertspeicher bzw. in externen Speichereinheiten über diesen Rechner abgelegten Daten. Diese Daten sind strukturunabhängig und überleben quasi ihren mechanischen Erzeuger.

Auch die von Dir erzeugten „Daten“ werden Dich überleben, Waldemar. Kürzlich stieß ich in einem science-Forum auf Beiträge von Dir und dachte mir: Ganz der Waldemar – hier und dort ein Missionar eigenwilliger Weltinterpretation.

Die Hardware „stirbt“, die Daten bleiben (sofern man sie nicht mit dem Rechner dem Elektroschrott übergibt). Kürzlich habe ich ein halbes Dutzend PC-Desktops entsorgt, nicht aber meine auf diesen gespeicherten Daten; diese befinden sich nun in modernsten iTX-Minis (i7 u.a.) und natürlich auf externen Speichermedien. Den stromfressenden Monstern trauere ich nicht nach, nicht gesicherten Daten hingegen würde ich sehr wohl nachtrauern.

Diesem Beispiel wirst Du mir kaum widersprechen, ganz anders vermutlich aber, wenn ich von Körperlichkeit des Menschen (als CPU, Speicher, I/O und HW-Peripherie) und Geist (Software als Programm und Daten, die zumeist auch auf sehr vielen anderen Rechnern plattformübergreifend läuft bzw. gespeichert sind) spreche.

Du, Waldemar, sagst sehr zutreffend, dass mit Deinem Ableben ultimativ „Schicht im Schacht“ für Dich ist und gehst davon aus, dass nichts mehr von Dir in dieser Welt (außer einem Häufchen Hammelkörner) verbleibt. Da irrst Du aber gewaltig! Was Dich ausgemacht, Deine Persona, Dein ICH lebt weiter. Alleine schon unser Dialog hier vermittelt (nicht nur) mir Deine Weltsicht, beeinflusst, modifiziert definitiv die meine. Dein ICH geht schon zu Lebzeiten in das WIR ein, das allein wir beide bilden. Ich hatte hier Martin Buber zitiert: „Der Mensch wird am DU zum ICH“;

In religiösem Kontext bedeutet das: Der Mensch wird am göttlichen DU zum (eigentlichen) Mensch.

Zurück zu meiner Aussage – im Tode wird das ICH zum WIR. Hier ist mit WIR die Gesamtheit einer geistigen Einheit – das EINE – gemeint.

Informationstechnisch ausgedrückt eine kosmische Daten-Cloud. Im christlichen Sinne das göttliche EINE.

Als praktisches Beispiel kann man durchaus das Internet als eine weltumspannende Daten-Cloud sehen, deren Daten als „Weltgedächtnis“ im übertragenen Sinn der Akasha-Chronik gleichen könnte.

Die Analogie zwischen „mechanisch“ gespeicherten Daten und solchen, die quasi immateriell in Informationsfeldern (welcher Art auch immer) abgelegt sind, ist augenscheinlich erkennbar.

Immateriell, Informations- oder Morphofelder, kosmische Intelligenz und so fort: „Nachtijall ick hör da trapsen“ - da kommen gewaltige Gegenargumente auf mich zu.

Doch ein anderer Preuße bringt Abhilfe: "Jeder soll nach seiner Façon selig werden" (Friedrich II, König von Preußen).


Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl