Am 30.08.2024 um 11:07 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

> Gemäß Kratylos-Dialog ist Sprache konventionell aufzufassen, 

Das wusste ich noch nicht. Ich denke noch schlimmer a-konventionell, denn ich sehe in jeder Benutzung eine Wortes den naiven Realismus, nicht nur in Wörtern wie "die Gerechtigkeit", sondern auch in Wörter wie "die Physik". Also der naive Realismus nicht bezogen auf "die Materie", sondern auf "die Begriffe", von denen ich nicht viel verstehe.

Hi JH, 

„Denn kein Name keines Dinges gehört ihm von Natur, sondern durch Anordnung und Gewohnheit derer, welche die Wörter zur Gewohnheit machen und gebrauchen“, lässt Sokrates sich vernehmen — und Wittgenstein könnte bei ihm abgeschrieben haben. Der naive Alltagsrealismus ist mir suspekt, weshalb mir ja auch die unter Philosophierenden verbreitete Begriffsgymnastik zuwider ist. Lorenzen ging es genauso und so beschränkte er sich bei der Begriffsbildung auf das Abstraktionsverfahren bzgl. Äquivalenzklassenbildung.     

> Oder solltest Du es wie Habermas meinen, für den ja „Gesellschaften systemisch stabilisierte Handlungszusammenhänge sozial integrierter Gruppen" darstellen.            

Habermas ebnet wenigstens nicht alles ein und unterscheidet die System- und die Handlungsebene. Dazu sind schon viele empirische Untersuchungen vorgenommen worden, in denen leider keine einheitliche Operationalisierung von „System“ und „Handlung“ vorgenommen wird. Deshalb liegt mir die Systemdynamik näher, die mathematisch mit unabhängig erhobenen statistischen Daten arbeitet. Systemdynamik und Alltagsgerede müssten schon von Chatbots angenähert worden sein; denn wer verfügt über mehr Rechenpower und Datenumfang? Aber womöglich halten die üblichen Verdächtigen ihre umfangreichen Untersuchungen unter Verschluss, um sie gewinnbringend verwerten zu können. 

Und wie sähe ein Zweiebenenansatz hinsichtlich der Kriegsproblematik aus? Dass Heere systemisch stabilisierte Befehlszusammenhänge militärisch integrierter Gruppen darstellen? Clausewitz und Jünger hätten dem wohl zugestimmt, aber wo bliebe die Politik, wenn sie mehr als eine Autokratie sein sollte? Insofern Heere aus  Gesellschaften hervorgingen, hätten wir schon vier Ebenen …          

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