Am 20.08.2024 um 12:52 schrieb Landkammer, Joachim über PhilWeb:

Aber auch die Sanduhr ist ja schon wieder eigentlich ein „kreisendes“ Symbol (wie der Uhrzeiger), weil sie durch ihre Form die Vorstellung hervorruft: man muß sie nur in der Mitte drehen, und der eben „weggelaufene“ Sand ist wieder „da“ und das Zeit-Spiel kann von vorn beginnen (die Sanduhr suggeriert, daß auch Gravitation aufheb- und umkehrbar ist, daß der Sand nie „verloren“ geht). Wirklich radikale Endlichkeitssymbole kennen wir vielleicht gar nicht – außer eben unser eigenes (nicht biologisches, sondern geistiges, bewußtes) Leben selbst, daß als „Realsymbol“ jene Unwiederbringlichkeit vorführt, der sonst die gesamte organische und physikalische Umwelt (bzw. unsere schönen wissenschaftlichen und metaphysischen Vorstellungen davon) zu widersprechen scheint (selbst die ökologische Bewußtmachung der Endlichkeit aller „Ressourcen“ droht ja nicht etwa mit einem radikalen Ende des Lebens auf der Erde, sondern „nur“ mit einer von keinem Menschen mehr bewohnten und bewohnbaren Erde, hat also im Grunde doch auch eine Art Ewigkeitsvorstellung, vgl. Bücher wie „After Man“ u.ä.).
Deswegen könnte einem die Idee kommen: es gibt eigentlich nur EINE Zeit: meine.
JL



aha, dann habe ich noch eine dritte und vierte und sogar "kinetische" "zeit"-def bzgl "ewigkeit"


(1)
"ewigkeit" gibts (mindestens) zwei arten:
- als einen gedachten unendlichen vorrat an "zeit"
- als das gedachte nicht-existieren von "zeit" ("zeit-los")

---
"ewigkeit" dann also auch noch:
- die zeit kann still-stehen, sagst du, und so ewigkeit generieren, die zeit ist da, aber steht still (für mich nicht vorstellbar, weil etwas, das nicht wechselwirkt, nicht exisieren kann)
- und daraus folgend kann die zeit dann auch schnell oder langsam laufen (und das letztere stimmt zweifellos, denn wenn ich zb dringend einen neuen kaffee brauche (ich bin fanatischer kaffeesäufer),
dann dauert "die zeit" ewig, bis der kaff-automat endlich durchgelaufen ist)

= = = =

ja, "meine zeit" = meine eigene zeit" = eigenzeit(en), unter denen alle "systeme ablaufen, und die untereinander STETS differieren,
damit diese differenzen im alltag keine probleme machen, haben wir als "synchronisation" uhren aller arten erfunden,
wenn in meinem dorf zb die kirchturmuhr 12mal schlägt, ist für mich und alle dorfbewohner -definiert, sonst nichts, es ist nur konvention- 12uhr-mittags

und wie fangen wir nun etwas, das wir dann "zeit" nennen? nun, ganz einfach:
wir beobachten natürliche abläufe/verläufe, und nennen den ablauf"grund"  dann "zeit" = hat "zeit" gebraucht,
dann kann man sowohl den ablauf, als auch die dazu verbrauchte "zeit" denkerisch in stücke zerschneiden, zb 1 stunde "zeit" in 60 einzelne minuten usw,
so wird "zeit" von-uns-selbst erfunden, und wir vergessen dabei, dass wir lediglich abläufe beobachten/wahrnehmen, und nicht etwa "zeit",

ist die "zeit" als konstrukt des denkens einmal erfunden, wird sie, weil sehr praktisches denkkontrukt, als platonische-idee verselbständigt, und wir "erkennen" dann in allem "zeit" als motor des geschehens,
als wäre "uns ein ganz besonderes licht aufgegangen", zeitablauf, zeitstrahl, keine zeit, viel zeit, usw usw

wenn ein geernteter apfel in einer schale altert und schrumpelt, wer ist daran schuld? die "zeit" natürlich,
stirbt meine großmutter mit 99 "zeit"jahren = jaja, die "zeit" rafft uns alle hinweg
usw

wir erleben und denken IN zeit als platonische idee, das ist der ursprung, und der einzige, der "zeit", unter der wir, einmal von uns selbst als reine denkkategorie erfunden, "modern" geradezu diktatorisch leben,
"zeit" als in natura objektive größe/entität gibt es indes garnicht, "natur an sich" = zeit-frei, "zeit selbst" ist nicht beobachtbar, und "zeit" ist deshalb objektiv auch nicht messbar (wie etwa länge, gewicht etc),
was wir beobachten können, sind verläufe, die wir dann selbst/aus eigenem antrieb/ mit "zeit" semantisch-beaufschlagen, um dann danach zu behaupten, die "zeit" sei der motor des ablaufes,
vom argumentativen wert her dasselbe, als würde ich ein gespenst x für den ablauf verantwortlich machen

wh.




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