da hake ich mich mal kurz hinter den Passagen ein …
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Am 26.05.2024 um 19:23 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:



Als ich damals in der Grundschule als Streber und Schwächling wiederholt verprügelt worden war, ging ich mit dem Klassenstärksten einen Deal ein: half ihm bei den Schularbeiten dafür, dass er mich gegen die lästigen Übergriffe in Schutz zu nehmen hatte. Fortan hatte ich meine Ruhe und konnte weiter ungestört mit den süßen Mädels spielen. Idealerweise sind Ausgrenzungsprobleme untereinander zu regeln, auf jeden Fall aber nicht dadurch, dass in meinem Fall Strebertum und Schmächtigkeit verhindert werden sollten, sondern gesellschaftlich Maßnahmen zu ergreifen wären, dass keinem Menschen Ungerechtigkeit widerführe.



da konnte ich mich glücklicherweise selbst einbringen, womit ich mir allerdings in jeder Betragungsnote den Hinweis einhandelte: Rauflustig!
Lehrkräfte haben (wollten) immer übersehen, wer die Händel angefangen hat, die nie von mir ausgingen. Doch wer mir auf „den Schwanz stieg“ bekam Ärger und eine blutende Nase. Mein bester Freund in der Volksschule war der Klassenrabauke, wir saßen in der hintersten Reihe nebeneinander und ich las in seinen Tarzan-Heftchen. Einem missliebigen Lehrer warf er einen Federhalter an die Stirn, der dort stecken blieb. Das hätte in‘s Auge gehen können, wie man so sagt.
Als Kind eines Nichtbayern im tiefsten Bayern, war ich trotz Sozialisierung in diesem Bundesland eine Provokation per se. Da half mir auch die Geburt im Süden Münchens und mein bayrischer Dialekt nichts. Nomen est omen. Mutter krank und früh gestorben, Vater mit Firma verheiratet - Konsequenz: Internat und sich dort behaupten, auf eigenen Füssen stehen lernen und das sehr früh. Aber auch: in Gemeinschaft leben lernen. Ob das dann in Kommunen, WGs, Patchwork-Familien (wie Dir das vorstrebt) weitergeführt werden sollte? Nix für mich und offenbar für die meisten Menschen auch nicht, ansonsten man doch landauf, landab auf soziale Gebilde, wie die der Mormonen oder dann wirklich üble sektenartige Kommunen treffen würde, wie es z.B. Centrepoint war, wo Kinder sexuell missbraucht und emotional total vernachlässigt wurden. Dort teilnehmende Familien zerrütteten sich, Einzelne litten unter Identizitätskonflikten, verübten Suizide bzw. versuchten solche.

Wenn ich‘s bei Dir richtig sehe, würdest Du in Kommunen die Annehmlichkeiten der freien Liebe schätzen. Doch da gab es Versuche, die allesamt jämmerlich gescheitert sind. Das haben doch u.a. auch der dänische Film „Die Kommune“ oder auch „Kolonien der Lüge“ (Otto Muehl) eindrücklich gezeigt. Zumeist zerplatzen Wunschträume an den Mauern der Lebensrealität. Es bleibt dabei: die Kleinfamilie wird auch künftig dominieren. Alles andere ist unerfüllbare Sozialromantik.


Ich halte das Klonen in der Tat für eine anzustrebende weitere Reproduktionsmethode, setzt es doch lediglich das natürliche Klonen wie bei homozygoten Zwillingen fort. Dass ich das nicht für mich in Anspruch nähme, sollte doch nicht für alle gelten. Wer will, sollte es tun können.

Der Mensch als blinder Vollstrecker der Evolutiona? Gott bewahre! Da würde mir sogar Waldemar zustimmen.
Ebenso hätte ich schon längst ernsthafte Forschungsprogramme zur Parthenogenese auf den Weg gebracht, — wenn ich denn König von Deutschland wäre.  


Dein Wunsch also in Ehren, vielleicht geht er in Deinem nächsten Leben in Erfüllung und wenn nicht auf diesem Erdenkügelchen, dann auf einem anderen in den Weiten des Universums. Gibt es da eine Wahl oder schlichtweg nur das Diktat einer kosmischen Intelligenz?


"Der Junge lernt die sexuelle Rolle an der Mutter, das Mädchen am Vater". An dieses Statement aus meinem Psychologiestudium (Nebenfach) kann ich mich bis heute erinnern. Wie soll also ein (aus der Samenbank gekauftes) Kind zweier Lesben das entsprechende Rollenverständnis lernen? Die Normalität ist nach wie vor die heterogene Familienform. Es bleibt abzuwarten, wie sich künftig entwickelnde Familienbilder hinsichtlich eines Leitbildes, wie gegenseitiges Vertrauen, Liebe, wechselseitige Unterstützung etc. bewähren. In Deiner Vergangenheit u.a. als "Hippie" (womöglich in einer Kommune) wirst Du ja Vor- und Nachteile solchen Zusammenlebens erfahren haben.

"Der Junge lernt die sexuelle Rolle an der Mutter, das Mädchen am Vater“. Bei wem hattest Du denn Psychologie studiert?

Die Namen der Profs erinnere ich nicht mehr aber die mir damals grauenhaft vorkommende Fachterminologie, wie z.B. internalisieren anstatt einfach: verinnerlichen. 

Doch bis heute ist Teil des Lehrplans die Rollenverteilung in Bezug auf spezifische Zuwendung auf Vater und Mutter, etwa die signifikante Bedeutung der ödipalen Phase. Das kann nun jeder selbst in entsprechender Fachliteratur nachlesen, sofern es interessiert.


Wenn ich die Kleinfamilie voraussetze, dann mag das ja so sein. Aber was, wenn nicht? Dabei muss ich gerade an die Mathematik denken, nach der die Menge der reellen Zahlen überabzählbar sein soll. Vorausgesetzt wird allerdings, dass es Aktuell-Unendliches gibt. Wie verhält es sich nun bei Alleinerziehenden, in der Kinderkrippe, im Kindergarten, in der WG, im Kinderladen, in der Kommune, in der Peer Group— oder wo auch immer? Meiner Erinnerung nach, sollte die Anzahl der Bezugspersonen bei Kleinkindern möglichst nicht größer als 5 sein. Aber dazu könnten wir u.a. Lehrbücher zur Entwicklungsspychologie zu Rate ziehen (siehe unter unter PS).

Die Verbindung von Mathematik und Entwicklungspsychologie ist mir grad nicht so eingängig. Was nun die Bezugspersonen im Umgang mit Kleinkindern anbelangt, kann ich eher - wie schon geschrieben - dazu sagen, dass in meinem Fall durch Krankheit und frühen Tod meiner Mutter und einem eigentlich nicht verfügbaren Vater dennoch eine enge Beziehung zu Bezugspersonen entstehen konnte. Sei es eine Kindergärtnerin, Betreuende in einem Heim oder eine bestimmte Lehrkraft im Internat. Wichtig ist immer das vermittelte Gefühl, angenommen zu sein und so sind wir wieder beim Mitgefühl angelangt. Schopenhauer spricht vom angeborenen Mitleid. Dieses ist bisweilen sehr eng mit Mitgefühl verbunden.




Von Laborratte hatte Claus geschrieben, wohl in der Absicht, dass Kinder schon vorsorglich vor Beschimpfungen geschützt werden sollten. Ich halte ein derartiges Ansinnen für absurd; denn Beschimpfungen gehören zum Lebensalltag und Kindern sollte zu soviel Selbstbewusstsein verholfen werden, dass sie dem zu begegnen wissen.

Das ist ein wünschenswertes Vorhaben, doch genau jene, die da „gemobbt“ werden, haben zumeist keine Eltern, die ihnen präventive Verhaltensformen angeben können.

Dann sind gesellschaftliche Lösungen, etwa durch soziale Dienste oder Wohngemeinschaften, zu finden.   

gesellschaftliche Lösungen in der allgemeinen Art von sozialen Diensten oder WGs können hier kaum abhelfen. Da braucht es besondere Nähe und Zuwendung, für die institutionelle Einrichtungen weder ausreichend Personal noch Zeit haben. Leider!
Eher könnte es ein engagierter Streetworker leisten, doch auch deren Zeitplan und die kaum mehr zu bewältigende Zahl der Hilfsbedürftigen sind das große Problem. Und jetzt kommen noch die „Kifferleichen“ dazu, einer Grosstat dieser Regierung zufolge und so sei diese gepriesen 😯



Studienskripte hole ich nicht mehr hervor und Bücher als da sind, jene von Krecht/Crutchfield, Schönpflug, Zimbardo, Rattner und viele weitere. Was soll eigentlich diese Frage?? Jetzt stelle ich die Bücher wieder in’s Regal.

Du hattest auf den ggf. problematischen Zusammenhang zwischen vorgeburtlichen und Kleinkinderfahrungen hinsichtlich des späteren Lebens angespielt. Was sagen denn Deine genannten Psychologen in ihren Büchern dazu sowie speziell zu den Problemen von Scheidungs- oder Spender- oder Leihmutter oder Adoptivkindern? Und geht es Heimkindern in der Regel schlechter als Familienkindern? Früher war das so, aber heute? Ich sehe jedenfalls die Kleinfamilie nicht als einzige Erziehungsform, sondern ebenso Gemeinschaftsformen, wie etwa Wohn- oder Verantwortungsgemeinschaften (die es leider noch nicht gibt).    


s.o.

und erst mal ein break…

KJ