oh nein, nicht ich bin gebaut für diese Art Gewaltverbrechen,
oh nein oh nein oh nein.
dachte, gekommen um zu bleiben
und händisch schreiben wozu der Verstand nicht reicht.
nunmehr nun recht reich an Jahren
eben soviel Winter als auch Sommern
stets dem Wandel unterworfen
heiss und kalt grad wie's gekommen
mir wurd gegeben wie genommen
und ich?
bin mitgeschwommen, hab mich treiben lassen
ab und an auch durch hohle Gassen
nur kein Verzicht, nur nichts gelassen
alles wollt' ich haben, sah die Müh' der Ebene.
es ist alles gleich, nichts von Bestand und Wert
geistlos ist wohl garnichts wert.
also noch mal von vorn, aufs neu beginnen,
wohin, woher, mit welchen Stimmen singen?
ach was, das Schicksal hat mirs abgehobelt.
ich mag nicht mehr die andern schuldig finden.
ich kehr heim zu mir und finde
so manchen Wurm in der eignen Rinde.
ruhig sind die Tage worden,
Osten Süeden Westen Norden
alles im Lot mit weggeschlossner Wasserwaage
schmeckt mir auch ein kärglich Brot.
wenn Sie mich nur in Ruhe lassen
zoll ich Respekt aus der Entfernung
und frag nicht mehr nach Sonne
mir reicht durchaus auch heimisch Wonne.
das stille werk
Es
wird ein gutes Ende nehmen, denn des Raben Haupt ist weiß
geworden ...
(Trismosin)
Wenn
an den östlichen Fenstern
der
Kathedrale von Laon
der
Morgen dämmert,
lauschen
die Drachenköpfe und Wasserspeier
noch
dem Echo der Lesungen des Anselmus,
des
unvergessenen Lehrers
von
Guillaume de Champeaux und Abélard,
und
Trivium und Quadrivium
werden
verschwiegene Zeugen des Opus Majus.
Lichtkaskaden
irrisieren über taunasse, gotische Fensterbögen,
zögern
tastend auf schwarzpatiniertem Sandsteinmauerwerk,
liegen
seidig auf dem Tympanon
mit
dem Märtyrium des Heiligen Stephanus.
Immer,
am Beginn jedes einzelnen neuen Tages,
wenn
die Sonne aufgeht,
sieben
Jahrhunderte schon,
arbeiten
sie den Pfauenschweif:
Von
der Ermordung des Königs
durch
die Nacht,
über
seine Grablegung,
die
langsame Putrefactio,
bis
hin zum grünen Löwen.
Wenn
die Strahlen der Morgensonne
dann
die hohen Fenster mit leuchtenden Farben durchhauchen,
haben
sie das Nigredo bereits überwunden,
und
ihr Werk strahlt in gläsernem Rubinrot.
Sobald
das Licht die Nacht gänzlich geschmolzen hat
und
hell durch die alten Fenster greift,
ist
der goldene König als Regulus
in
seiner himmlischen Majestät auferstanden,
als
Abbild der Ewigkeit.