Am 02.01.2024 um 14:57 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:



meine meinung dazu:

da wir (laut gesetz) trennung von kirchen = religionen und staat haben,
haben religiöse symbole und bekundungen, egal welcher arten, -im öffentlichen raum- nichts verloren,
das toleranz-gebot wird gerade und NUR durch öffentliche null-toleranz gegenüber religiöser ausstaffierung öffentlichen raumes gewahrt

religionen sind privatsachen, wie, was ich esse, oder wann ich abends ins bett gehe usw,
deshalb können sie innerhalb von kirchen, synagogen, tempeln, religiösen räumen aller arten natürlich vorhanden bleiben,
aber auch NUR dort,
kruzifixe im öffentlichen raum sind genauso nicht-tolerierbar, wie zb öffentliche religiöse bekundungen per kopftüchern usw islam-religiöser arten,
auch christliche, islamische, jüdische usw politische organisationen (wie Cdu, Csu im christlichen) sind, genau wie zb freimaurerei oder briefmarkensammeln, reine private
partikularinteressen, und haben im öffentlichen raum "als dauerwerbesendungen" nichts zu suchen


Es ist dies in der Tat Deine Meinung und Gott sei Dank kannst Du sie in unserem Kulturkreis öffentlich kundtun. 

Privatsache – oder besser Privatsphäre ist eine bedeutende Errungenschaft demokratischer Gesellschaften und Du kannst dort Deine privaten Angelegenheiten ausleben, solange diese nicht in Konflikt mit gegebenen Gesetzen geraten.

Religion im weit gefassten Kontext ist definitiv keine Privatsache, sondern in erster Linie ein Regelwerk, wie es sich über die Jahrtausende in den verschiedenen Weltregionen, resp. Kulturräumen etabliert und diese zumeist auch gesellschaftlich ausgeprägt hat. Dieses mit allen Vor- und Nachteilen. Apropos Regelwerk – nach gewissen Regeln leben ist das entscheidende Merkmal klösterlichen Lebens und es waren unabweisbar Einflüsse von Klöstern, aus denen sich eine entscheidende kulturelle Fortentwicklung, insbes. auch im Bereich von Bildung und Wissenschaft, Medizin, Literatur, Manuskriptur ergeben und immer noch stattfindet. In meiner Internatszeit hatte ich Zugriff auf eine Bibliothek, wie man sie allenfalls in Universitäten vorfindet. Da ging es neben den Grundlagenfächern auch um ausgeprägte Allgemeinbildung, auch um Rhetorik, Literatur, Musik (Schulchor, -Orchester) und vor allem auch schon intensiv um Philosophie. Von wegen Privatsache – allenfalls darauf bezogen, dass die Schüler (einer kirchlich geführten Bildungseinrichtung) überwiegend aus entsprechend situierten Familienkreisen kamen (was ggf. immer noch zutrifft)deren finanzielle Ausstattung in aller Regel Privatsache ist. Bis heute haben die noch wenig verbliebenen Klöster Bildungsstätten i.a. Gymnasien, denen es definitiv nicht an Schülern, gleichermaßen Buben und Mädchen und vor allem nicht an qualifiziertem Lehrpersonal mangelt. 

Im wesentlichen ist also zu unterscheiden zwischen Religion als ein spirituelles Element einer auf eine transzendentale Entität bezogene Weltanschauung und unterschiedlichsten Formen der Ausübung von Religion, wobei jene an überkommene Dogmen, Ideologien oder sonstig obskur spiritistischen Auswüchsen ausgerichtete Arten ganz klar abzulehnen sind.

Wie oft habe ich hierzu schon geschrieben und ich könnte mich ärgern, dass ich es immer wieder betreibe, dass ich mich immer wieder dazu von Dir, lieber Waldemar provozieren lasse. Doch diesmal geht es mir darum, Dir klar zu machen, dass Du eben nicht nur in Deiner Privat-Blase, sondern in einem Kulturraum lebst, der nun einmal sog. christlich geprägt ist und immer noch, wenngleich nur gut die Hälfe der hiesigen Bevölkerung noch einen klaren Bezug zu diesen kulturellen Hintergrund hat. Zu diesem Kulturraum gehören nun einmal Kirchen, Kruzifixe und sonstig sakrale Symbole. Wenn Du Dich, Waldemar, davon belästigt fühlst, wird das definitiv nicht Dein einziges Missvergnügen sein. Du solltest keinesfalls hier nach Bayern, Österreich oder gar Südtirol kommen, denn dort finden sich – vorwiegend im ländlichen Raum – diese Marterl nahezu an jeder Wegekreuzung: Zeichen der Volksfrömmigkeit. Ich bleibe (z.B. bei Wanderungen) zumeist davor stehen und spreche den Gekreuzigten an: Sie würden dich heute wieder kreuzigen, sie kreuzigen jeden Tag einen Christus. Exakt so, wie es im Korinther(1) beschrieben ist: Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für die Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus als Gottes Kraft und Weisheit.

So wird doch, bei Deiner Herkunft, sofort verständlich, warum das Kruzifix für Dich ein „empörendes Ärgernis“ ist. Das trifft aber nicht auf den Löwenanteil der hiesig christlich geprägten Gesellschaft zu und somit müsstest Du schon auswandern, um diesem solchermaßen geprägten Kulturraum zu entkommen. Vermutlich würde es einfacher für Dich sein, Toleranz zu üben und christliche Symbole als zum hiesigen Gesellschaftsraum gehörend zu akzeptieren. 

Welches Land in dieser Welt könnte Dir denn diesbezüglich gefallen?


Bester Gruß! - Karl

PS: ach so noch hierzu:




du, karl, bist zb privat christlich orientiert, was dir aus gründen toleranz vollkommen unbenommen ist und sein muss,
stelle dir vor, ich bin anhänger des regenwurmkultes, regenwürmer als lebende engel, gesandte und boten der großen regengöttin, mitten unter uns,
(simpel: regengött-IN, weil regen = wasser = sex = fruchtbare vermehrung unter männlichem primat)
und würde neben jedes kruzifix im öffentlichen raum also sexuell-getönte regenwurm-symboliken aufhängen wollen,
fändest du das ok?


Also darüber muss ich mir keine Gedanken anstellen, denn dieser Vergleich ist schlichtweg nur kontrafaktisch angelegt. Regen und Sex, welche Verbindung sollte ich da herstellen? Allenfalls könnte einem bei Regen nichts besseres einfallen.