transmitted from iPad-Client

Am 26.11.2024 um 12:07 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:


hast du einen einzigen gültigen beweis/nachweis für eine solche ("esotherische") sphäre ?? / sonst müsste man nämlich, laut "guter argumentationskunst", davon schweigen


Demnach müssten wir hier alle schweigen, denn es war doch Dein kürzlich hier vorgebrachtes Postulat, dass wir (die Menschheit) nichts wissen.
Wittgensteins Diktum, über ein Nicht-Gewusstes schweigen zu müssen, könnte an Kierkegaards Aussage anknüpfen, dass sich grundsätzlich nicht alles Existierende der Lebenswelt in Alltagssprache ausdrücken lässt. So bleibt nur Metaphorik gem. dem Sprichwort: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Oder eben wie Wittgenstein es ausdrückte: „Sätze können nichts Höheres ausdrücken….Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist“. Dieses Mysterium kann überhaupt nicht mit Sätzen erklärt werden, da diese nur vorstellen, was möglich ist, nicht aber, warum es möglich ist.“

Damit sei erklärt, wie sinnlos es ist, Beweise für ein nicht zu wissendes Mysterium (in diesem Fall die Sphäre des Intelligiblen) einzufordern. Das gilt selbstredend auch für alle unternommenen, bzw. geforderten Gottesbeweise.
Beweise dieser Art einzufordern, ist die subtil angelegte Masche der Skeptiker und das beweist letztlich nur deren Begrenzung und Deprivation zufolge ihrer eingeschränkten, verbohrten Sicht auf die schnöde irdische Lebenswelt. Den Gegenbeweis schuldig bleibend, wüten sie gegen alles, was ihren Denk- und Erfahrungshorizont übersteigt, d.h. gegen jegliche Transzendenz in Richtung einer überempirischen Sphäre.

Anders eben Wittgenstein: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ 
Nicht nur diesem Diktum folgend müsste man hinsichtlich des von Dir geforderten Beweises für die von mir angenommene Sphäre des Intelligiblen auch schweigen, da diese  kein physisch erkennbarer, resp. kein sinnlich wahrnehmbarer Raum ist. Es ist ein Ort der Kohärenz, Ort der potentiellen Ideen von der Ausformung materieller, realer Welten nach dem Urprinzip allem Seins: Anima unica forma corporis. 

Und wie steht es um diese solchermaßen geformte Welt? Die Welt als Wille und Vorstellung. Schopenhauer wie Kant als „Welterklärer“:
„Wir müssen so wollen, daß wir uns durch die Art unseres Wollens als zu einer übersinnlichen Sphäre, einem „Reich der Zwecke“ (s. d.) gehörig setzen und betrachten, einem Zusammenhang, welchem wir und die anderen Menschen oder Vernunftwesen angehören, einer moralischen Welt, deren Gesetze auf die Sinnenwelt Einfluß haben. Wir sollen so wollen und handeln, als ob uns eine intelligible Welt als Erkenntnisobjekt gegeben wäre, und wir sollen die Idee eines solchen Systems vernünftig wollender, freier, autonomer Wesen durch unser Tun verwirklichen. Die intelligible Welt ist — wie alles Ideal-Übersinnliche — Grund und zugleich Ziel, und ihr Sein ist, wenn auch nicht Existenz im Sinne der Dinghaftigkeit und Erfahrbarkeit, doch nicht geringwertiger, sondern eher von höherer Dignität, von zeitloser, übersubjektiver Geltung.“ (Zitat ende)

KJ