Hallo Karl, ein Hallo ins Philweb,
welcome back, Waldemar:)

internette Kommunikation ist von Natur aus fragmentarisch?
alles steht immer auf dem Spiel, je nach Wissensstand der Teilnehmenden?
was ist die Motivation, ein "internettes Gespräch" zu führen?
also bei mir ist es eher der Wunsch an einem globalen Gespräch teilzunehmen,
das "Geplauder" der Welt aktiv zu erleben. für mich ist es ein Ausflug in eine "andere" Realität,
in einem Netz ohne doppelten Boden. sehe ich meinen Alltag nach einem solchen Ausflug
mit anderen Augen? eher nein, es sind lediglich 'neue' Aspekte, andere Blickwinkel auf das selbe Geschehen
hinzugekommen. der Horizont wird etwas weiter und erfahrungsgemäße Folgenabschätzungen fallen mir
etwas leichter, auch gelegentlich erst mal "den Mund zu halten" ist ein adäquates Mittel, mehr Bodenhaftung
zu gewinnen. Es ist ein komplexer Tanz mit nonverbalen Zeichen, klar definierten Buchstabenfolgen,
manchmal auch spontane Gefühlsregungen, kurz eine "Unterhaltung" mit einer meist imaginären Welt.
als Rentner hat man Zeit. mehr Zeit allenfalls gegenüber der Zeit während des erwerbsorientierten Lebensführung.
mir fällt es heute leichter, einen Tisch als möglicherweise aus "Schwingungen bestehende Imagination" anzudenken;
ein Weltbild dahinter zu erforschen, ohne gleich mit dem Kopf durch die Wand zu fallen.
und ja: während dem Lesen eines guten Textes vergeht auch für mich keine Zeit, ich sehe die beschriebenen
Handlungen, Dinge und Geschehnisse als Film im Kopfkino. Gedichte sind für mich auch "Eselsbrücken" zu Gedanken

über die Welt, das Universum und den ganzen Rest, die ich mir gemacht habe; eine relativ harte Zäsur fand anlässlich

meines "Scheiterns" in Niedersachsen statt. ca 2 m3 beschriebenes Papier (ein großer Papiercontainer) entsorgt.
das war vor nunmehr ca 6 Jahren. dabei war dies eher ein Gewinn als ein Verlust. die Grundschwingung der

geschriebenen Geschichten, Gedichte und alle anderen Unterhaltungen ist geblieben; so eine art

"Hintergrundstrahlung" die mir heute Grundlage zu neuen Texten und Überlegungen ist.
verschwunden ist auch der Wunsch nach 'Anerkennung', also diese ominöse Schöpfungshöhe ist mir mittlerweile
eher unwichtig. oft genug auch mehr ein Selbstgespräch.
sei's drum:
habe ein neues Fragment, das ich gerne in die Tiefen der internetten Gespräche eintauchen lasse:)
eine weitere Idee einer Idee einer Idee.

gruss aus der Diaspora
ingo mack

wohin die Reise geht
weiß ich nicht und wills auch gar nicht wissen
erleben pur und in der Spur
der Alten in aller Ruhe zu entfalten
was antreibt, hemmt und immer weiter zieht.

kaum gedacht, Rosinantes Ohren spielen,
die Hand dazwischen und das Zauberwort
schon fliegen Roß und Reiter
aufs neu entlang der Lebensleiter.

es ist der Nachhall homerischen Gelächters
der im Anfang LUCA's Sinn und Eigenschaft
den Mensch verführt, insgeheim zu lächeln
der Letzte wird der Erste sein
so ist's und so war's gewesen

von Anfang an war Eines vorher schon
in unendlich geführtem Versuch und Irrtum
so hat nicht nur der Mensch gemessen
Wahres bleibt, alles andre wird vergessen

im Wurzelwerk der Stammesbäume
in den tiefsten Tiefen der Geschichte
trabt Rosinante geführt mit leichter Hand
durch noch unentdecktes Land.

wo noch kein Mensch gewesen war
als der Bund geschmiedet wurde
zwiegewunden um und um
Bauplan für die beste aller Welten

wohin die Reise geht
wer weiß, wer will es wissen
erleben pur und in der Spur
der Alten in aller Ruhe zu entfalten
wie im Plan enthalten.


Am 01.12.2023 um 01:15 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Es ist dann wie ein „Augen schließen und Worte vermeiden“, wie von Thomas beschrieben. Ein Paradox sehr wohl, wenn man eigentlich nach Worten zur Beschreibung des Empfundenen sucht. Doch glücklicherweise, so denke ich, sucht man nach den „richtigen“ Worten, jenen also, mit denen man der objektiv gegebenen Lebenswirklichkeit möglichst nahe kommt. Trifft man diese, so ergibt sich zwangsläufig interaktive Kohärenz, wie diese hier zuletzt thematisiert wurde. Praktisch bedeutet das, dass Lesende einer verfassten Schrift mit dieser in Einklang kommen. Für mich ist das immer wieder der Reiz des Lesens: in Resonanz mit Literaturschaffenden zu kommen, oder eben auch nicht. Dann komme ich so gut wie nie an das Ende eines Buches oder einer länglichen Schrift. Das erinnert mich an den Ausspruch eines berühmten Verlagsleiters. „Ein gutes Buch ist auf jeder Seite gut“.Gleiches gilt für den Klang, die Musik. Es gibt (für mich) nichts Erhebenderes, als in Einklang mit guter Musik zu sein. Vielleicht könnte und Joachin Landkammer etwas dazu schreiben. Ich denke, dass nicht nur ich ihn hier sehr vermisse.

Im „Flow“ zu sein, heißt ohne Zeitempfindung zu sein, die Zeit steht quasi still, man ist in den inspirierenden Fluss unbewusst prozessualen Denkens oder auch Handelns vertieft und damit der Wirklichkeit, der Seele, dem Geist des Gedachten nahe. Diese Inspiration kommt diesem zuletzt hier angeführten antiken Begriff von einfallendem Geist, dem Atem oder Hauch gleich und bedeutet in heutiger Auslegung schlichtweg einen treffenden Einfall als Anbruch für künstlerisches oder einfach nur kreatives Schaffen.

Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl