Da musst Du Dich wirklich nicht wundern, Ingo, denn mit komplexer Wechselstromrechnung bin ich quasi groß geworden. Alles noch „händisch“, will heißen, ohne Taschenrechner, also noch mit Rechenschieber, die es auch in spezifischer Ausführung für Berechnungen in der Elektrotechnik gab (liegt bei mir heute noch in irgendeinem Schubfach im Keller). Mit diesen „Rechengeräten“ konnte ich wirklich gut umgehen, was mir später beim Einsatz von Taschenrechnern (HP 67 mit UPN, Preis 1.200 DM) zugute kam, da ich mit dem Rechenschieber gelernt hatte, den puren Zahlen darauf auch die jeweiligen Größenordnungen zuzuordnen. Auf kleinen Magnetkarten konnte man Gleichungen programmieren und auf dem Taschenrechner ablaufen lassen. So hat bei mir das Programmieren begonnen. Also diesbezüglich musst Du nicht in die Annahme verfallen, mir würden als NT/IT-Ing. die Methoden zur Berechnung von linear zeitinvarianten Gleichungssystemen, somit Rechengrößen von Wirk-, Blind- und Scheinleistung nicht geläufig sein.
Moin Karl, ich hatte nach Rechenschieber und erstem Einfach-Taschenrechner einen TI 59 mit Kartenleser. Mit dem konnten dann numerisch mit eingelesenen Daten schon DGLs gelöst werden. Die ausgegebenen Zahlenkolonnen bedurften allerdings eines strukturierenden Blicks.
Begreifen durch Anschauung - ein Bild sagt mehr als tausend Worte, sagt man und für mathematische Zusammenhänge gilt das Gleiche: Ein gezeichneter Funktionsgraph ist spontan eingängiger, als eine halbe Tafel vollgekritzelter Formeln.
Zu Beginn sind Veranschaulichungen hilfreich, aber schon bald sind sie ja gar nicht mehr möglich. Insofern ist es wichtig, neben den Beweisen der Formeln die zumeist unendliche Vielfalt ihrer Folgerungen zu erahnen. Wer Mathe auf spezielle Anwendungsfälle beschränkt, verkennt leicht ihren Eigenwert. Mit der Abstraktion komplexer Zahlen bspw. werden algebraische Strukturen verallgemeinert und interessante Einsichten in die Zusammenhänge der Zahlensysteme gewonnen. Was Anwender daraus machen, hat mit Mathe eigentlich kaum noch was zu tun und ist bloße Rechnerei. Dennoch sind häufig interessante Einsichten möglich, wie bspw., die Existenz von Solitonen in nichtlinearen Oszillatorketten oder die Stabilitätskriterien in verteilten Stromnetzen, wie sie mit der Energiewende wichtiger werden.
Mir unverständlich ist die Kritik an Thomas’ angeblich mystisch vage umrissener Darlegung kommunikativer Interaktion, deren Inhalt sich nicht unmittelbar abbildet, sondern einem Vektor im semantischen Gesprächsraum folgend - zum Ausdruck kommt; Durch die Blume aber dennoch mit deutlicher Ausrichtung gesagt, wäre meine Interpretation dieses (durchaus abstrakten) Darlegung.
Hinsichtlich des gerichteten Fragens hatte Thomas geschrieben: „Und das ist ein völlig korrektes Vorgehen, was Inhalte angeht, die sich nicht selbst und als eigene Inhalte in eine Interaktion einbringen, sondern als angesprochene, intendierte, vermutete, als Möglichkeit unterstellte Inhalte von außen besprochen und angesprochen werden.“ Inhalte, die sich einbringen können sollen? Das ist doch keine neutrale Ausdrucksweise für Vektorsemantiken! Und wenn Thomas von Kohärenz in parallel-sequenziellen Strukturen schreibt, dann meint er das nicht mathematisch, sondern bezieht sich auf seine angedachte Systemtheorie. Aber um was für eine „Theorie" handelt es sich dabei?