Ich bemerke, dass ich am Thema vorbeigeschrieben habe. Die Frage war, wie aus den immer gleichen oder ähnlichen Eingangsdaten, die die Sinnesorgane ans Gehirn liefern, die Vielfalt des Erlebens mit Farben, Klängen, Gerüchen entstehen kann und dass das dann wohl an der Verarbeitung der Daten liegen muss, die die ganze Vielfalt erst erzeugt, denn in den Daten ist sie nicht zu finden. Die Welt ist an sich nicht farbig, das Gehirn malt sie nur bunt an.

In den Sinnesdaten und dem, was das Gehirn daraus macht, ist das Erleben aber auch nicht zu finden und hier kann ich an das schon Gesagte doch anknüpfen.

Alle sorgfältig geprüften Aussagen über empirische Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung und Hirnvorgängen sind natürlich nicht zu bestreiten.

Ist eine Welt an sich jenseits jeden Erlebens nicht eine Erdichtung? Die Unterscheidung zwischen irgendwie gestörter und richtiger Wahrnehmung ist ein teils/teils, entweder/oder. Bei der zwischen Erscheinung und Ding an sich wird alles, was uns begegnet, ungeprüft der einen Kategorie zugerechnet und die andere bleibt, wie von vornherein feststeht, leer. Wenn ich ausnahmslos allem das gleiche Etikett aufklebe, was sagt es mir dann?


Am 8. Dezember 2023 15:58:53 MEZ schrieb "Claus Zimmermann über PhilWeb" <philweb@lists.philo.at>:


Am 8. Dezember 2023 13:48:47 MEZ schrieb "Rat Frag über PhilWeb" <philweb@lists.philo.at>:
Schönen Gruß an die Liste,

verbunden mit der Hoffnung, alle Beteiligten mögen es in diesen sehr
winterlichen Temperaturen schön warm vor den "Gelehrtenschreibtisch"
haben.

Aus dem Paper entnehme ich, dass der Radikale Konstrukvismus zwei
zentrale "Theoreme" hat:
1.) Undifferenzierte Codierung und
2.) Viabilität.

(1) ist die Theorie, das Nerven zum Gehirn nur quantitative Signale
schicken und qualitative Eigenschaften erst im Gehirn konstruiert
werden. Wenn ich mit den Fingern etwa über diese Tastatur hier gleite,
dann empfängt mein Gehirn in Wahrheit nur unterschiedlich starke
Nervenreize über Druckwiderstand an meinen Fingern. Das mentale Bild
über eine Tastatur, über welche ich schreibend fahre, wird erst
nachträglich konstruiert.
Hier: Zusammenhang zu Neuronalen Netzen etwa von ChatGPT


In den Nerven findet man nur elektrische Ströme oder chemische Vorgänge, aber nicht Töne, Farben, Gerüche. Ist das ein Erfahrungssatz? Wie würde es denn theoretisch aussehen, wenn wir im Gehirn Erlebnisinhalte vorfinden würden? Wenn das nicht klar ist, ist auch nicht klar, was es bedeutet, dass wir sie dort nicht feststellen.

Es ist doch so, dass wir, bevor wir die Körperfunktionen untersuchen, vom Erleben ausgehen. Dann stellen wir fest, dass es Zusammenhänge zwischen Erleben und Körperfunktionen gibt. Jedes Tier weiss, das es mit geschlossenen Augen nichts sieht. Wir wissen es ein bisschen genauer, ohne dass unsere Kenntnisse in eine andere Kategorie gehören würden. Wir stellen auch fest, dass uns unsere Erfahrung manchmal in die Irre führt. So bilden wir einen Begriff des bloss subjektiven Erlebens. Der entsteht nämlich nicht im Gehirn durch Elektrolüse oder sowas, sondern in der zwischenmenschlichen Verständigung.

Auch die Aussagen über Körperfunktionen, z.B. Nervenreize basieren auf dem Erleben, z.B. dem Ablesen eines Messgeräts und werden dann unterschieden in bloss subjektive, z.B. halluzinierte und wasserdicht nach allen Regeln der Kunst geprüfte.

Claus
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