Am 17.07.2023 um 12:07 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

… zum „Autowahn“. Ich gehe davon aus, dass Du als Stadtmensch kein Auto hast, da Du es dort gar nicht brauchst. Dann kann man leicht von Autowahn sprechen. Ich fahre ein E-Auto, das definitiv nicht in der Berliner Grünheide gefertigt wurde. Aufgeladen wird es (indirekt) über die hauseigene PVA, so beteilige ich mich diesbezüglich nicht am fossilen Imperium, das Dir die Sorgenfalten auf die Stirn einbügelt.

Wer führte denn die Regierung in diesem Gebiet, als die Zustimmung zu dieser Autofabrik erfolgte? War die Aussicht auf Arbeitsplätze am Ende entscheidend, oder das Trostpflaster, dass es sich ja um „umweltfreundliche“ E-Autos handelt, die dort gebaut werden? Bei dieser Entscheidungsfindung wird es jede Menge an „machtpolitischem und populistischen Streit“ gegeben haben!


Moin Karl,

zum Populismus gehören das Personalisieren, Emotionalisieren und Simplifizieren. Wo ich wohne oder was Du für ein Auto fährst ist für die Gesellschaftspolitik irrelevant. Was nicht alles schon für ein populistischer Schwachsinn verbreitet wurde! Der dient noch nur zur Ablenkung und Verzögerung, damit die Profiteure des status quo weiterhin von ihren Privilegien zehren können. 

Gegenwärtig leben in der BRD nur noch rund 13 % auf dem Land in Dörfern mit weniger als 5000 Einwohnern. Unter ihnen sind die sich selbst versorgenden Hofgemeinschaften natürlich die Ausnahme. Hochtechnisiert weitgehend autarke Ökodörfer scheinen mir gleichwohl ein sinnvoller Weg in die Ökogesellschaft, denen die Städte dann folgen könnten. Für Hamburg bspw. reichte schon ein Umkreis von 100 km zur Selbsternäherung (Sarah Joseph: CAN REGIONAL, ORGANIC AGRICULTURE FEED THE REGIONAL COMMUNITY? A Case Study for Hamburg and North Germany). 

Rund 87 % der Menschen in der BRD könnten also auf ihr Auto verzichten; wenn es denn mehrheitlich gewollt würde. Und selbstredend sollte mit autofreien Städten begonnen werden; denn die 13 % Landfahrenden wären problemlos tolerierbar. Aber wie das Beispiel Bremen gezeigt hat, werden bereits die zaghaftesten Versuche, weniger Innenstadtverkehr zu erreichen, von den vielen Autonarren verhindert.  

IT