Am 13.03.23 um 21:00 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:

Zu dem, was Du hier schreibst, Joseph, fehlt die Definition von „normal“, also die eindeutig geklärte Begrifflichkeit: was ist normal?

Und zu den Grenzen. Alles, sagt man hat bzw. findet seine Grenzen. Und da fällt mir ein, vor einiger Zeit hier von Karl Friston geschrieben zu haben, der mit seiner These von den „Markov Blankets“ Grenzbetrachtungen der besonderen Art anstellt.

Diese „Markov Blankets“ kann man sich tatsächlich als (z.B. Woll)Decken vorstellen, die man zwischen etwas Innerem und von diesem getrennten Äußeren hängt.

Wenn man nun ein jeweils Inneres und Äußeres betrachtet, dann haben diese Bereiche ebenso jeweils voneinander getrennte Zustände, die eben durch diese „Markov-Decke“ getrennt sind.

Um nun nicht in diesem Zusammenhang ein beliebig Inneres und dem entgegengesetztes Äußeres definieren zu müssen, kann man einfach zwei durch eine Grenze getrennte Bereiche betrachten, die dennoch im engsten Grenzbereich unweigerlich durch mehr oder weniger aktive sensorische Zustände interagieren. 

So stellt diese „Markov-Decke“ nur im statistischen Sinne eine Grenze zwischen aneinander liegenden Bereichen dar, was bedeutet, dass die jeweiligen Zustände der getrennten Bereiche nur bedingt unabhängig voneinander sind und es damit keine absolute Autonomie resp. Autonome geben kann.

Das gilt auch für die „Grenze“ zwischen „normal“ und gleich welcher Eigenart immer. 

Lebenspraktisch, somit probabillistisch, stellt die „Markov-Decke“ eine Grenze dar, die etwas von dem unterscheidet, was es selbst nicht ist. So wirst Du Dich sehr wahrscheinlich auch selbst definieren; dennoch wirst Du nicht verhindern können, von mir beeinflusst zu werden und vice versa :-))

Danke, Karl, das hast du sehr gut geschrieben, zumindest in dem Sinne, dass du auf die Frage eingegangen bist, unabhängig davon, ob sie offen, also unbeantwortet ist, oder nicht. Schon mit dem Wort Definition ist eine Grenzsetzung zu denken, allein von der Etymologie her. Sekundär geht es darum, zu bestimmen, ob diese mehr oder weniger beliebig, natürlich, sinnvoll, ertragreich ist, eine zweite Definition wird demnach sofort nach der ersten erforderlich, oder gleichzeitig. Zur Zeit gehe ich davon aus, dass mit jedem "Grenze denken" eine Definition geschieht, egal ob bewusst vs. unbewusst, explizit vs. implizit. Nicht nur das. Ich vermute, dass mit jedem Wort schon so eine Grenzsetzung gedacht werden soll. Mit dem Wort "normal" ist auch eine solche schon mit zu denken, das kann von vornherein kritisiert werden, diese Kritik spielt vermutlich immer mit, wenn explizit gedacht, trägt sie das oft zur Sache bei. Gerne werde ich jetzt etwas zu den von dir zitierten "Markov Blankets" des Karl Friston (noch nie gehört) suchen, und danke für den Hinweis. Du nutzt sofort das Wort Interaktion, das ist bei den schon angedeuteten zwei Sachen (Definitionen) verfrüht. Es geht zuerst um das Denken der Grenzen, dem kannst du trotzdem widersprechen, und mit etwas anderem anfangen, ich bin darauf hin nicht böse. Es geht jedoch um die Frage des "Bei der Sache bleiben", eventuell des Ceteris paribus. Hierbei kannst du einen Zirkel denken, ja, ich auch. Andererseits ist die Wendung: "Irgendwo muss doch angefangen werden" bekannt, der Anfangspunkt im Denken oder Gespräch kann beliebig sein. Du kennst doch auch einige Abgrenzungen, die nicht in der Mitte verlaufen, sondern am Anfang oder am Ende gedacht werden sollen. Der Punkt in einem Satz ist so eine Endabgrenzung. Eine Abgrenzung kann verstärkt werden, dann kann sie als eine Art Universalargument gedacht werden (oder nur als eine). Das wird noch deutlicher, wenn eine Person hinter jedem Satz oder Absatz sagt: Ceteris Paribus, Amen oder "Fertig jetzt, in jeder Hinsicht!". Am Anfang eines jeden Satzes könnte die Person schreiben: "Wahrlich ich sage euch:", oder "Hört auch mir mal zu", "Darf ich auch was sagen?", oder den Namen der Person, so dass sie denkt: Jetzt kommt was. Das Phrasem "Meiner Meinung nach" kann sowohl am Anfang wie am Ende eines Ausdrucks geschehen, hierbei klingt mit, dass die Person selbst als solche berücksichtigt werden will, mit ihrer Meinung unter vielen anderen, die Person trennt sich im Denken dann von der oder den anderen, was dann auch einer Grenzsetzung entspricht. Das Wort Meinung kann mit dem Wort Glauben, Überzeugung übersetzt werden, dann wird noch ein wenig mehr Respekt erwartet als mit dem Wort Meinung. Bei der ersten Verwendung des Phrasems Ceteris Paribus hier oben war keine Endabgrenzung gemeint, obwohl sie auch gedacht werden kann, dort war nur ein "doppelt gemoppelt" oder ein "anders gesagt" zu denken, das "eventuell" betonte dies schon. Grenzsetzungen gibt es viele, etwa die "vor der Gardine" und "hinter der Gardine" trennt, die links/rechts-Trennung, die vorne/hinten-Trennung. Das Bild der Decke kannst du im Winter jeden Tag denken: Innen warm, außen kalt. Immer hat sich eine Art Raum mit ins Denken hinein gemogelt und unterstützt es dabei. Es fehlt noch vieles hierzu, das "von oben herab-Denken", das "das wissen wir doch schon längst", und nicht zuletzt, und das Folgende ist sehr wichtig: "Dr. Emmerich von Zerdetzka hat das alles viel besser beschrieben, seine Integrated interacting Limits werden in der neuesten Forschung stochastisch berücksichtigt (Isbn-Nr..., Preis: ...)!".

So, Karl, jetzt bin ich auf den ganzen Inhalt deines Schreibens eingegangen, das hast du ja lieber. Das war nicht Absicht, es war hier besser (adäquater), (nicht "meiner Meinung nach"), als wenn ich jeden Satz kommentiert hätte.

JH