Moin Karl, 

Du schreibst mit Thomas der literarischen Philosophie das Wort, ich halte Geist und Materie bspw. für überflüssige Metaphern oder bloße Abstraktionen. Mit der Erfindung von Worten werden nicht schon die nichtsprachlichen Dinge erzeugt, für die sie stehen sollen. Dazu bedarf es Existenzbeweise. Mythologen und Begriffsrealisten sehen das anders, sie glauben, wenn sie nur Worte lesen, müsse sich dabei doch auch was denken lassen. Diese Ansicht ist immer wieder verballhornt worden, aber in der Literatur natürlich beliebt und erwünscht und kann auch phantasieanregend sein. Aber Philosophie sollte sprachunabhängig sein und von Mythologie frei gehalten werden, woran seit der sprachkritischen über die pragmatische bis hin zur kulturalistischen Wende gearbeitet wird. Solange wir in diesem hier schon seit 25 Jahren thematisierten Grundsätzlichen nicht übereinstimmen, werden wir weiter sinnlos aneinander vorbei schreiben. 

IT


Am 08.11.2023 um 03:44 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

nach einem Tag, an dem wir (wieder einmal) ausgiebig den Austausch unserer Weltsichten betrieben haben, lese ich nochmal über die Texte und sollte mich eigentlich wundern, warum Du Thomas' großartigen Beitrag nicht verstanden hast. Selbstredend ist das nicht einem grundsätzlich defizitären Auffassungsvermögen, sondern schlichtweg einer ideologisch verursachten Blockade Deiner transzendentalen Apperzeption geschuldet. 

Dein fehlender Sinn für jegliche in einem übertragenen Sinn sprachlich vermittelte Begrifflichkeit, macht es nahezu unmöglich, sich auf dieser Ebene mit Dir hinsichtlich auch nur eines minimal konsensuellen Dialogs auszutauschen. 

Wenn Du den semantisch relevanten Inhalt des von Thomas exzellent abgefassten Beitrags zum aktuellen Thema nicht zu erfassen vermagst (oder sollte man doch eher sagen - nicht akzeptieren willst), bedeutet das nicht notwendigerweise, dass andere Teilnehmende in philweb mit dieser Abhandlung das gleiche Verständnisproblem haben müssen. 

Warum daher sollte Thomas besorgt sein, dass sein Beitrag generell nicht verstanden werden könnte? Die Art seines Ausdrucks ist selbstredend anspruchsvoll, doch wollen wir uns doch nicht im Stil eines „Lieschen Müller“ unterhalten, wie Du des Lieschens eigener Gesellschaftsebene gebräuchlichen Wahrnehmungs- und Ausdrucksvermögen geradewegs trefflich, ebenso im übertragenen Sinn, persifliert hast. 

Was Thomas mit seinem Bezug auf Atem, und dessen hebräischen Wortwurzel Ruah aussagen will, hast Du definitiv nicht verstanden, das liegt aber nicht an Thomas' fehlendem Verständnis bezüglich des etymologischen Bezugs auf den griechischen Tanach, wo man Rûaḥ als Atem Gottes, als einem von ihm ausgehenden Wind, oder an anderer Stelle als seinen heissen Atem zur Auslöschung seiner Feinde aufgefasst hat.

Diese Art von Paraphrase wird Dir den Atem, die Ruhe rauben, Ingo!  Derartiges hat in Deiner Gedankenwelt keinen Raum, kann ihn nie haben, da Dir seit jeher und vermutlich auch künftig,  dieser übersinnliche Zugang verstellt ist. 

Wo liegt das Problem dabei? So what? Es gibt kein Problem, solange Du andersdenkenden und spürenden Menschen ihre (spirituellen) Freiräume lässt. Du siehst Dich doch selbst als Freidenker, oder sagtest Du das nicht kürzlich von Dir?. Das ist Dir doch ehrbar zugestanden, so gestehe auch Du anderen Menschen ebenso ihre gedanklichen Freiräume zu!