Am 29.10.2025 um 03:23 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Natürlich kann man eine andere Wort-, resp. Begriffswahl treffen, um diese auf  alle im Kosmos erkennbaren Lebensformen exakt zugeschnittenen basalen Größen zu benennen. Das Faktum dieser Feinabstimmung bleibt unbenommen von getroffener Wortwahl bestehen, meinetwegen nennt man sie mathematische Selbstkonsistenz.
Dir kommt es doch nur darauf an, jeden Gedanken an einen göttlichen Schöpfungsakt im Keim zu ersticken. 

Moin Karl, 

wir könnten versuchen, uns einer neutralen Sprache zu bedienen, die verständlich und methodisch nachvollziehbar sein sollte. Was darüber hinaus ginge, wären bloße Meinungen, aber kein Wissen. Mathematische Selbstkonsistenz oder physikalische Selbststabilisierung statt Feinabstimmung wären ein Anfang.   

Wir beide hatten uns mit dem Begriff einer kosmischer Intelligenz verständigen können, im Kontext dieser Begrifflichkeit war ich mit Waldemar einig, Gott als ein Gefühl von Allgeborgenheit zu verstehen. 
Zuletzt hatte ich diese kosmische Intelligenz als Ordnungsinstanz benannt, denn welchen Sinn und Wert hätte universale Intelligenz, wenn sie sich nicht als Instanz  verwirklichen würde? 

Du argumentierst metaphysisch von oben herab. Das Universum expandiert selbststabilisierend, was mathematisch konsistent angenähert nachvollziehbar ist. Eine kosmische Intelligenz oder Ordnungsinstanz gibt es nicht.   

Vornehmlich bei Menschen steht der Begriff von Intelligenz für die kognitive Befähigung zur Problemlösung, aufgegliedert nach entsprechend geistiger Kompetenz zur Lösung sprachlich formulierbarer Probleme, z.B. in der mathematischen Logik oder auch ganz realen Problemstellungen dieser Lebenswelt (sic!). 

Die Worte Intelligenz, Information, Wahrheit sind durch ihren inflationären Gebrauch nahezu bedeutungslos geworden. Schon allein auf Menschen bezogen, wird „Intelligenz“ in verschiedenen Bedeutungen gebraucht. Gegen eine Bestimmung als „kognitive Befähigung zur Problemlösung“ habe ich nichts. Also sollten wir uns fortan darauf beschränken, wenn wir von Intelligenz schreiben.   

Wie sollte man sich göttliche, resp. kosmische Intelligenz vorstellen, sofern man (wie oben angeführt) die klar erkennbare Feinabstimmung im Kosmos einer ordnenden intelligenten Instanz zuschreibt. Diese kann selbstredend keine anthropomorphe Wesenheit, somit kein von Menschen gedachter, bzw. postulierter Gott sein (Dekalog: es kann kein Bild von Gott geben). 

Statt von „kosmischer Intelligenz" oder „Feinabstimmung“ sollten wir nur noch von Selbstkonsistenz oder Selbststabilisierung schreiben. Was man sich darüber hinaus denken mag, ist bloße Meinung oder Glaube, aber kein Wissen. 

Wer oder was steht für diese unverkennbar vorherrschende kosmische Intelligenz? Sie ist unleugbar zu erkennen, also warum sollte man sie nicht als Instanz benennen, im Sinne der etymologischen Wortbedeutung als „instanzia“, nämlich eine hierarchisch strukturierte organisatorische Einheit mit Weisungskompetenz, im benannten Fall als kosmisch residierende Singularinstanz und somit tatsächlich als in sich konsistente Entität im Sinne einer schlüssigen autonomen Selbstkonsistenz; Philosophisch als der sich selbst denkende erste unbewegte Beweger definiert (gem. Aristoteles’ Vorstellung). 

Du argumentierst metaphysisch von oben herab. Das Universum expandiert selbststabilisierend. Einer weiteren „Instanz" oder „Entität“ bedarf es nicht. Menschen denken, und Aristoteles mag einen „ersten unbewegten Beweger“ erdacht haben. Aber die Gedanken sind frei und metaphysische Beweise nahezu beliebig. Oder kennst Du eine modallogisch nachvollziehbare Formalisierung des Beweises des ersten Bewegers? Aktualität und Möglichkeit bzw. energeia und dynamis haben in der Physik eine andere Bedeutung bekommen. 

Das sind alles über die Jahrhunderte hin entstandene Denkmodelle, zuzeiten dogmatisch fixiert und bis heute in Ermangelung  einer sog. Letztbegründung eben als solche hypothetisch einzustufen, will heißen, es gibt keine allgemeingültige Definition bezüglich dieser Thematik.  

Dann lass und doch mit der Ungewissheit leben. Feynman folgte in seinem Leben drei Prinzipien, sowohl im Alltag wie in der Wissenschaft: 

1. The first principle is that you must not fool yourself, and you are the easiest person to fool.
2. I learned very early the difference between knowing the name of something and knowing something.
3. I can live with doubt and uncertainty and not knowing. I think it's much more interesting to live not knowing than to have answers which might be wrong. 

Genau so wenig existiert eine naturwissenschaftlich gesicherte Erklärung überempirischer Phänomene, d.h. die real erkennbare, messbare Lebenswelt (sic!) übersteigende, sog. metaphysische Ebene und diesbezüglich wird es aus hiesig irdischer Perspektive auch niemals eine Erklärung geben können (du Bois). Müssig also, darüber in unsinnigen Diskurse zu verweilen; Das wäre in der Tat Palaver. 

Erklärungen „überempirischer Phänomene“ gibt es nicht, aber viele Dogmen darüber. Unsinnig ist die „metaphysische Ebene“ dennoch nicht, wenn methodisch vorgegangen wird, wie etwa in der axiomatischen Mathematik Strukturen des Aktualunendlichen entwickelt werden. Oder wie der Quantenlogiker Mittelstaedt in der Physik die Grenzen der Sprache angenommen hat; „daß die Grenzen der Sprache nicht nur die Grenzen der sprachlich erfassbaren Realität bestimmen, sondern daß umgekehrt auch die Gesetze der realen Außenwelt die Möglichkeiten und Grenzen der Sprache festlegen.“  

Philosophie jedoch, als wissenschaftliche Disziplin mit dem Anspruch, dem  Wesen des Menschseins (des SEINS schlechthin) nachzugehen, Sinn- und Zweckhaftigkeit von Leben und Welt, insbesondere jener der menschlichen Existenz zu ergründen, ist  eben nicht an spezifische Methoden (wie etwa die Mathematik) gebunden, sondern geradewegs offen für interdisziplinäres Herangehen an alle Handlungsebenen, resp. Gegenstandsbereiche. 

Es geht mir nicht um spezifische Methoden, sondern darum überhaupt methodisch vorzugehen. Und das fängt an mit Rechnen und Unterscheiden, woraus Mathematik und Sprache werden. Da Sprache auf die Handlungsebene bzw. Lebenswelt beschränkt bleibt, sind darüber hinaus gehende Gegenstandsbereiche wie die Makro- und Mikrowelt nur mathematisch-physikalisch zugänglich.  

Dein despektierlicher und belehrender Habitus, Deine Behauptung etwa, der Kosmos sei nicht feinabgestimmt, würde lediglich Ausdruck meines Vorurteils sein, erstickt jeden konstruktiven Austausch hier. Letztlich trägt Dein Vorurteil, ich sei religiös verblendet oder dem Idealismus verfallen, dazu bei.

Du hast Dich offensichtlich nie mit Ideologiekritik beschäftigt; denn gerade in der Sprache werden unzählige Vorurteile tradiert, die schon in der Wortwahl hervortreten. Wer annimmt, dass der Kosmos feinabgestimmt ist wie der Sender im Radio durch den Hörer oder wie die Tonhöhe beim Gesang durch die Stimmgabel, der überträgt den Alltagsgebrauch des Wortes „feinabgestimmt“ auf einen Gegenstandsbereich, für den es nicht gilt. Bleiben wir doch bei selbststabilisierend oder selbstkonsistent.    

Die Feinabstimmung des Kosmos bezieht sich natürlich nicht auf seine genuine Begrifflichkeit, sondern auf die ihn bestimmenden Naturkonstanten, das weißt Du wie ich, insoweit müssen wir nicht in Wortklauberei, resp. -fechterei verfallen.

Nein, um Begrifflichkeiten geht es mir nicht, sondern um Selbstkonsistenzmodelle, auch hinsichtlich der Naturkonstanten. 

Was steht dem entgegen, Tradition zu bewahren, soweit sie sich nicht überholt hat, d.h.  obsolet geworden ist. 
Dir zum Gräuel also Paulus (ein christlicher Apostel): „Prüfet alles, das Beste behaltet!“ und mag es noch so althergebracht sein, würde ich ergänzen.
Oder eben Karl Popper: Alles Leben ist Problemlösen - ein ständiges Lernen durch „Trial and Error“. Iterativ prozessuales Bewältigen dieser Lebenswelt (sic!) von Anbeginn signifikanter Ontologie.

Popper hat unzulässig verallgemeinert von menschlichen Handlungen auf das Leben schlechthin. Und Paulus hat es wohl nicht methodisch nachvollziebar, sondern autoritär-dogmatisch gemeint. Denn was war wohl für ihn „das Beste“? Sokrates folgte noch dem LOGOS, der sich ihm in der Untersuchung als der Beste erwies.

IT