Das Problem dieser Gesellschaft ist schlicht und
einfach: Ein ZUVIEL an allem!
damit bringst du es, meine ansicht, genau auf den punkt:
bescheidenheit, "armut im herzen", die endlichkeit menschlicher
existenz und daraus die grenzen der verlangens, all sowas ist heute
weg, perdue, abgelöst von
einer imaginierten unendlichkeit aller wünsche und allen tuns und
hoffens - man sehe sich einmal ganz neutral an, wie tiere leben:
arm, ich kenne keine tiere, die reichtümer
anhäufen, die "jedes ist sich selbst das wichtigste" usw durch ihre
armseligen leben gehen
ich als mensch stehe in goldenen gewändern einem zb igel im wald
gegenüber - so das unsägliche bild meines grundlosen größenwahns
wir alle müssten äußerlich wieder richtig arm werden, den ganzen
tand vergessen, um innerlich wieder reich werden zu können, aber wer
sich einmal den besoffenen tanz ums goldene kalb
angewöhnt hat, wird davon nicht mehr ablassen, bis ganz natürliche
rückkoppelungen ihn dazu zwingen, oder er in fäulnis verendet
---
und was mit protesten der jugend, die späterhin zb in form "der
grünen" institutionalisiert werden, und im folgenden dann versanden,
und von einer nächsten jugend mit neuartigen protesten gegen
irgendwas
anderes abgelöst werden - ermüdend doch, das immer wieder neu
mitzuerleben - die jugend protestiert -psychologisch- letztlich nur
gegen die alten, die alles falsch gemacht haben = das ist genau
genommen
nur protest gegen
das irgendwann eigene altwerden und absterbenmüssen - ein nasser
lappen, gegen eine saugende betonwand geworfen, haftet an dieser
einige sekunden, und fältt den "müdgeworden" ab, zurück in die
vergänglichkeit - immer solche jugenden, egal ob sie 68ger oder
greta heißen, und die brauchts auch, ist ganz natürlich seits
menschen gibt, also nix neues unter der sonne, die objekte des
protestes
wechseln zwar, aber das prinzip "jugend voller elan gegen xyz",
himmelsstürmer, bleibt gleich = das jugendliche aufbegehren gegen
die vergänglichkeit der bedeutungen und des lebens selbst
(der name der rose ist rose ist rose ..., und am ende bleibt nur der
name, den man dann auf beliebiges anderes legen kann)
und passend dazu physiologisch: mir ca 25 jahren ist ein mensch-hirn
ausgewachsen/fertig, und mit 35-40 beginnt dann schon die involution
die weitere evolution des systems zu überwiegen,
und genau entsprechend diesem verlauf: bis 20-25 wird rebelliert,
dann wird sich vermehrt in deshalb konsolidiert (institutionalisiert
und langsam versandet, zb "marsch in die/durch die institutionen,
und ab 35-40 ist man wohlgesättigt auf dem höhepunkt, und beginnt
unmerklich bereits wieder abzusterben (alle bäume wachsen zwar
richtung himmel, aber nicht in den ...)
ich habe in meinem leben (bin jetzt 70) zwei jugend-rebellionen-
mit- und durch- erlebt, und jetzt die dritte "klima usw" - soll ich
voraussagen, wie die jetzige weitergehen und am ende versanden
wird? es ist ermüdend. und ich bewundere die alten opis und omas,
die auf der ewigen imaginären flucht vor der eigenen vergänglickeit
voll elan auf der jetzigen jugendprotestwelle mitreiten wollen,
und sich dabei wie frischblutsaugende vampire scheinbar wieder (wie
sog angst-triebe bei pflanzen) verjüngen
jede epoche, zeit, generation hat ihre hochs und tiefs, ihre
highlights und krassen versagen, unsere väter haben nach zwei
zusammenhängenden großen kriegen uns einen konsumterrortempel
gebaut, in dem es von goldenen kälbern nur so wimmelt, und nun wirds
zukünftig halt zeit für einen moduswechsel, das spürt die jugend mit
den instinkt wilder tiere, und reagiert entsprechend -
das ist alles ...
