Nun ist es mit philweb sehr ruhig geworden und man könnte fast sagen: totenstill - kein Wunder angesichts des Tötens allerorts, denn was soll man da noch über Sinn und Zweck von Leben, des Lebens schlechthin philosophieren oder gar im Sinne der Theodizee nach Gottes Gerechtigkeit fragen. Und überhaupt Gott! „Im Namen Gottes geschieht unendliches Unheil, das im Bewusstsein eines Gottes nie erfolgen würde“, so drückte es eine junge Muslima aus. Wie wahr doch diese Feststellung, wenn man die sich jüngst zugetragene Begebenheit liest, wonach ein „Gotteskrieger“ ein Baby im aktuell nahöstlichen Kampfgebiet mit den Worten abschlachtet: „Gott ist groß“ (übersetzt).

Doch nun zur Begrifflichkeit eines Gottes und zur (mittlerweile einige Zeit zurückliegenden) Frage von Joseph an mich hinsichtlich der christlichen Schöpfungsgeschichte an mich:

jh: „Gut und schön die vielen Umschreibungen. Die letzten Tage kam ich auf den Gedanken, zu fragen, wie es denn mit dem Schöpfungsbericht ist, und suchte und las, ich weiß jetzt nicht mehr so genau warum. Ich dachte, dass ein Mensch, der noch keine subatomaren Entitäten kennt, sich einen Schöpfungsbericht ausdenken konnte, dazu brauchte es eigentlich keines Gottes. Wie würde denn ein moderner Mensch wie du, mit hohen Programmierkenntnissen, und Kenntnissen von Energiefeldern, sich den Schöpfungsvorgang vorstellen? Am ersten, zweiten, ...Tag. Derzeit musste Gott noch mit einem Knochen hantieren, so wie es viel später Frankenstein versuchte, der nur ein kleiner Nachahmer sein konnte. Vielleicht stellst du dir vor, dass ein moderner Gott weniger Tage oder mehr, für die moderne Version der Schöpfung brauchte. Denn ein einfacher Urknall ist wohl keine Schöpfung. Ich kann nämlich nicht von einer kindischen Schöpfungsversion abkommen, wenn mir keine neue und bessere Version zur Kenntnis gegeben wird. Es gab schon viele, die einen besseren Menschen fabrizieren wollten. Was geht denn im Kopf von jemandem vor, der Leben mitsamt einem Lebensraum für dieses Leben erfinden will. Und was würde er sagen, wenn er ein Durcheinander vorfinden würde, viele Jahre nach seiner Schöpfung. Könnte er dann nicht denken, er oder der Gedachte hätte viele Fehler getan? Warum hat er nicht bei den Pflanzen aufgehört? Warum wollte er unbedingt noch sein Ebenbild herstellen? Je mehr ich an das denke, was mit dem Wort Schöpfung gedacht werden soll, um so mehr Probleme habe ich damit. Bin ich jetzt unprotestantisch? Einen anderen Konflikt habe ich, den ich mir bei dir nur massiv vorhanden vorstellen kann. Denn einerseits scheinst du mir eine Art Pantheist zu sein, der von da her mit dem Denken von Schöpfungstheorien in Konflikt kommen würde. Wie bewältigst du diese Spannung?“

Nun, so wie alles Leben aus der „Spannung“ - sprich Differenz – entsteht, sich über die jeweilige Eigenzeit hin nach den Gesetzen der Entropie erstreckt und schließlich in sich zusammen fällt,  betrifft das die Körperlichkeit, was dem diesen Körpern während deren Lebenszeit innewohnenden Geist (der Mensch als geistiges Wesen) anbelangt, ist eine andere Frage, über die wir hier unzählige Male diskutiert haben.

Schnell ist man da wieder bei Gott und Teufel, bei entsprechenden Dieseits- und Jenseitserzählungen, bei Erde, Himmel und Hölle. Im Wesentlichen also bei Spekulation oder eben bei puren Glaubensfragen, da es schlichtweg kein Wissen über Gott und diesbezügliche Jenseitigkeit geben kann. Ohne Wissen darüber kann es demnach auch keine Worte davon geben und so bleibt schlichtweg nur Metaphorik und davon ist die benannte Schöpfungsgeschichte vornehmlich geprägt.

Bekanntermaßen gab und gibt es unzählige Schöpfungserzählungen in den verschiedenen Kulturräumen dieser Welt und erstaunlicherweise deckten sich die Schilderungen nicht selten mit heute verfügbaren naturwissenschaftlichen Erkenntnissen; so etwa, wenn von einem Himmel und Erde trennenden Luftgott oder der Göttin der Urmeere als Besiegerin der Chaosfluten die Rede ist. Die biblische Schöpfungserzählung, insbes. des NT, kommt der naturwissenschaflichen Wirklichkeit bezogen auf zeitgemäße Kosmologie recht nahe: 

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“ (Gen. 1,1).

Naturwissenschaftlich geht man u.a. von der Urknall-Theorie aus, einem sich aus unvorstellbar verdichteter Materie explosionsartig (immer noch) ausdehnendem Universum. Unbeschadet von daran anknüpfenden Vorstellungen, z.B. eines unendlich sich nach thermodynamischer Gesetzmäßigkeit zyklisch bildenden und wiederum vernichtenden Universums, bleibt immer die Frage der Menschen nach dem eigentlichen Anfang und diese Frage ist naturwissenschaftlich definitiv (noch) nicht abschließend beantwortet, so bleibt nach wie vor Raum für beliebige sog. Schöpfungserzählungen. Man wird künftig dabei zunehmend nicht mehr auf Metaphorik zurückgreifen müssen, das Prinzip der Differenz von Materie und Geist jedoch, wird als axiomatisch angelegtes Faktum bestätigt bleiben. Eine Differenz, die sich wiederum in ein vielfältig Differenziertes unterteilt, wie diese schon in ägyptischen Mythen von einer sich selbst erschaffenden Schöpfer-Gottheit dargelegt wurde. Dabei kommt Aristoteles' sich selbst denkender, unbewegter Beweger in den Sinn. Eine aus sich selbst entstandene Gottheit schafft als ein sich stets wiederholendes Schöpfungswerk aus jeweiligem Urzustand ein vielfach Differenziertes. Dieser alt-ägyptische Mythos mag sich mit Penrose' zyklischem Universum (CCC) in Verbindung bringen lassen, eine mir sehr nahliegende Vorstellung.

Nochmal zurück zum Gottesbegriff, namentlich der m.E. unsäglich anthropomorphen Vorstellung eines persönlichen Gottes. Ob man diesen als „himmlischen Vater“ oder als „überempirischen Akteur“ bezeichnet und sieht, immer ist dabei kritisch, dass man dieser Wesenheit menschliche Eigenschaften zuschreibt. Auch wenn eine (wie auch immer erfolgte) Offenbarung die Ebenbildlichkeit von Gott und Mensch postuliert, steht dies dem Bilderverbot (JAHWE: „du sollst dir kein Bild von mir machen“) entgegen, zudem angenommen werden kann, dass die Überlieferung eher als ein „du kannst dir kein Bild von mir machen“ zu verstehen ist.

So bleibt es wohl dabei: 

Im Namen (eines) Gottes erfolgt – subjektiv wie kollektiv - unsägliches Unheil in dieser Welt, was im Bewusstsein, (resp. im Eins- oder in Resonanz sein mit) einer göttlichen, eher als Vorstellung einer kosmisch omnipräsenten, omnipotenten Wesenheit, nicht geschehen würde.


Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl