Moin Karl, 

das Philosophieren als Bedenken von Lebenswelt und Weltall wird erst mit dem letzten Menschen enden. Ja, Pflanzenfresser fressen Pflanzen und Fleischfresser fressen Pflanzenfresser. Wie sie sich aber intern und extern jeweils selbst organisieren wird leider seltener gezeigt, da es weniger spektakulär und äußerst komplex ist. Hobbes bedachte im "Leviathan" seine Lebensumstände unter dem Eindruck des Bürgerkrieges in seinem Land. Die Schrecken des 30-jährigen Krieges auf dem Kontinent schilderte Grimmelshausen im „Simplicissimus“. Ein Merksatz daraus: "In dieser Welt gibt es nichts Beständigeres als die Unbeständigkeit“. 

Neben dem Konservativen Hobbes ist sein liberaler Zeitgenosse Locke hervorzuheben, von dem überliefert ist: „Die Handlungen der Menschen sind die besten Interpreten ihrer Gedanken.“ Und: „Die Beherrschung unserer Leidenschaften ist der wahre Fortschritt in der Freiheit.“ Inwieweit überlappten sich beider Lebenswelten? Und inwieweit überlappen sich Krieg und Frieden bzw. Leidenschaften und Freiheit oder Handlungen und Gedanken? Menschen sind im Gegensatz zu den triebhaften Tieren durch ihre Leidenschaften nicht festgelegt. Sie können auch anders — und die meisten Menschen leben ja auch friedlich miteinander, Kriege sind die Ausnahme (unter den 8 Mrd. Menschen). Zudem fressen Tiere sich nicht inner-, sondern fast nur außerartlich — und Kooperationen wie Symbiosen kommen auch vor. 

Ich halte das für alle Lebewesen angenommene Prinzip „Fressen und Gefressenwerden“ für ideologisch; wenn es nicht spezifiziert wird. Zudem führen Tiere keine Kriege. Die gibt es erst seit der neolithischen Revolution unter Menschen. Zuvor lebten sie weitgehend friedlich. Was hatte sich im Abspann der letzten Eiszeit wesentlich geändert im Zusammenleben der Menschen? Erst die evolutionär-biosphärische Gesamtschau macht verständlich, warum es Pflanzen, Pflanzenfresser, Fleischfresser und Allesfresser gibt. Und daran anzuschließen ist die historisch-zivilisatorische Gesamtschau der Menschheit, um zu verstehen, warum Menschen nicht nur innerartlich Kriege führen, sondern einen Krieg gegen die irdische Natur insgesamt begonnen haben. 

IT     


Am 15.12.2025 um 01:40 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

In Natur-, resp. Tierfilmen sieht man auf eindrucksvolle Weise, wie essentiell das Prinzip „Fressen und Gefressenwerden“ offensichtlich ist.

„Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, kein Mensch“. Geht es somit nach Hobbes‘ Beschreibung des menschlichen Wesens, ist dieses im Grunde triebbestimmt, damit also im Kern ausgelegt für den (Überlebens-)Kampf aller gegen alle.

Schopenhauer setzt diesem Trieb eine ebenso dem Menschen innewohnende Fähigkeit zum Mitgefühl entgegen, über welches aber offensichtlich längst nicht alle Menschen verfügen. Was anderes als ein Regelwerk - wie selbstredend Gesetze - so auch die Religion, könnte der egoistischen, triebgesteuerten Wesenhaftigkeit des Menschen entgegenwirken? 

„Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, kein Mensch“ - Hobbes’ Feststellung trifft vornehmlich insoweit zu, als sich Menschen nicht innig verbunden fühlen oder sich schlichtweg nicht hinreichend gut kennen.

Wir hier in philweb kennen uns sehr gut und das seit Jahrzehnten, somit ist eigentlich alles Sangbare erzählt, ausgetauscht. Müssen Beiträge allenfalls hier demzufolge zum langweiligen Monolog geraten? Ich denke und hoffe das nicht.