Nein, WH, da bin ich nicht sicher. Ich könnte mir vorstellen, daß es sinnvoller ist, den „Atomkrieg“ als eine völlig neue (und bisher nur science-fiction-mäßig durchgespielte) „Gattung“ von Kriegen zu begreifen, in dessen Schatten ja die sog. „konventionellen“ Kriege munter weitergehen. In der Tat sind ja die vielen (Klein-)Kriege seit Hiroshima alle ohne Atomwaffeneinsatz geblieben, ohne daß sie deswegen aufgehört hätten, genauso brutale, unsinnige, menschenfeindliche „Kriege“ zu sein wie eh und je (und vielleicht haben die Atomwaffen nur dazu beigetragen, sie zu ermöglichen oder zumindest in der Außen-Wahrnehmung zu verharmlosen: laß die mal ruhig machen, sind ja nur „konventionelle Kriege“…). Jedenfalls scheint mir nichts in diesen vielen Kriegen Überlegungen (zur Erklärung von Strategien, Motiven, Erfolgen, Niederlagen, Kriegsbeendigungsvoraussetzungen) irgendwelcher revolutionär neuer Kategorien zu bedürfen, die einem wie Cl. ganz und gar fremd wären.
Natürlich ändern Atomwaffen die Kriegsführung auf radikalste Weise, aber eben so, daß man dann gar nicht mehr sinnvoll von „Krieg“ (as we know it) sprechen können wird. Aber diese radikale Transformation des Krieges ist eben nicht nur im „Verstehen, sondern auch als Handlungsoption so abartig anders, daß sie in herkömmlichen Kriegs(treiber)-Szenarien nicht vorkommt. (Es ist ein bißchen so, wie wenn man sagen würde, der erste bemannte Flug zum Mond hat die menschliche „Luftfahrt“ radikal verändert. Ja – und nein: Es fliegen auch immer noch ganz normale Flugzeuge herum, bei denen sich dadurch rein gar nichts geändert hat; v.a. nicht die physikalische „Theorie des Fliegens“: Schwerkraft, Luftwiderstand, Neigungswinkel, Strömungsabriß, usw. usw.).