Wenn ich dein Noch-einmal-Zitat verstehe, hast du dich der Bedeutung des Rousseau/des Vikars angeschlossen, du kannst mich korrigieren, wenn das nicht der Fall ist. Wenn das so ist, könntest du dich mit Rousseau auseinander gesetzt haben, so wie Voltaire und viele andere es taten.
http://freiheitsaktion.de
Am 23.10.22 um 05:33 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb:
Am 22.10.22 um 21:20 schrieb Arnold Schiller über PhilWeb:
In welcher letzten Hinsicht?
Am 22.10.22 um 16:51 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb:
Ich denke nicht, dass dies der von dir gedachten Bedeutung entspricht.In letzter Hinsicht schon, ....
"Aus dieser historischen Beschreibung ergibt sich der Gegensatz der guten Natur und
des Zusammenlebens der Menschen in Gesellschaft. Im Glaubensbekenntis des savoyischen
Vikars wird dieser Gegensatz nicht zufällig mit Metaphern der Musik beschrieben:
„Le tableau de la nature ne m’offroit qu’harmonie & proportions, celui du genre
humain ne m’offre que confusion, désordre! Le concert règne entre les élémens, & les
hommes sont dans le chaos!” (O.C. IV/S. 583).
"Das Bild der Natur bot mir nur Harmonie und Proportionen, das Bild des Menschengeschlechts nur Verwirrung und Chaos.
Der Mensch bietet mir nur Verwirrung und Unordnung! Die Elemente stimmen überein, und die Menschen
Die Menschen sind im Chaos!"
„Chaos“ ist soziale Dissonanz, die verhindert, dass Zusammenleben eine Ordnung
erhält, die mit der Natur des Menschen verträglich wäre. Ursprünglich war ein geordnetes
Zusammenleben gar nicht nötig, weil die Menschen autark waren und sich selbst unterhalten
konnten oder mussten."
(Jean-Jacques Rousseau bezieht sich in seinen Schriften auf diesen savoyischen Vikar)
Gebe die Suchzeile "Le tableau de la nature ne m’offroit
qu’harmonie & proportions" in einer Suchmaschine ein. Dies
ergibt den Link zum Buch:
https://fr.wikisource.org/wiki/%C3%89mile,_ou_De_l%E2%80%99%C3%A9ducation/%C3%89dition_1782/Livre_IV
oder
https://artflsrv04.uchicago.edu/philologic4.7/rousseauonline/navigate/5/2/3
Der oben angegebene Text befindet sich auf Seite 37.
Den Widersacher des Rousseau findest du auch mit
Voltaire Marginalia
https://books.google.de/books?id=Gc8T7SHjQMAC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=falseHier
wirft Voltaire auf Seite 96 ein:
Welches Konzert die Überschwemmungen und die Erdbeben? (ungefähr
übersetzt)
Die Übersetzung des Mittelteils des Absatzes
„Le tableau de la nature ne m’offroit qu’harmonie &
proportions, celui du genre
humain ne m’offre que confusion, désordre! Le concert règne entre
les élémens, & les
hommes sont dans le chaos!” (O.C. IV/S. 583).
könnte statt:
"Das Bild der Natur bot mir nur Harmonie und Proportionen, das
Bild des Menschengeschlechts nur Verwirrung und Chaos.
Der Mensch bietet mir nur Verwirrung und Unordnung! Die Elemente
stimmen überein, und die Menschen
Die Menschen sind im Chaos!"
folgendermaßen treffender sein:
"Das Bild der Natur bot mir nur Harmonie und Proportionen, das
Bild des Menschengeschlechts bietet mir nur Verwirrung und
Unordnung.
Das Konzert regiert zwischen den (Natur-)Elementen, und die
Menschen sind im Chaos!"
----------
Arnold, meine bitte nicht, ich würde dich zum Studieren des
Rousseau bewegen wollen.
Nun sind genau 240 Jahre nach dieser Schrift des Voltaire vergangen, nun müsste doch endlich jeder für wahr halten, was dort geschrieben stand? Es fehlte dem Rousseau nur noch das Wortpaar "soziale Dissonanz"? Auch ohne dieses hatte Rousseau "die Welt" beeinflusst. Was käme mit dem Wortpaar noch dazu?
Der zitierte Text ist aus der Mitte eines Absatzes entnommen.
Zumindest das Ende kann noch gelesen werden:
Les animaux sont heureux, leur roi seul est misérable! O sagesse, où sont tes lois? O Providence, est-ce ainsi que tu régis le monde? Être bienfaisant, qu'est devenu ton pouvoir? je vois le mal sur la terre.
In etwa übersetzt: "Die Tiere sind glücklich, ihr König ist elend! O Weisheit (Gott?), wo sind deine Gesetze? O Vorsehung, regierst du so die Welt? Gnädiges Wesen, was ist mit deiner Macht geschehen? Ich sehe das Schlechte (oder das Übel, das Böse?) auf der Erde."
("ihr König ist elend" ist zweideutig: es könnte Gott (auch König
der Tiere, der Natur und der Menschen) gemeint gewesen sein, oder
aber ein König der Menschen in Opposition zu den Tieren.)
(Hier würde sich Karl über den Vikar ärgern und sagen: Bitte
nicht so pessimistisch, du bist ein Zweifler, Pessimist, redest
die Menschen schlecht, schlimmer noch als Waldemar es manchmal
tut! Entschuldige Karl, wenn ich dir das so in den Mund lege. Und
an Waldemar: Du hast den Konflikt, weil der Mensch als Tierart mit
Rousseau als Teil der Natur auch glücklich sein müsste bzw. die
Ordnung haben müsste. Ach ich habe vergessen, die Ordnung ging ja
schon mit dem Apfel der Eva verloren, das war dem jenseitigen
Oberen auch nicht recht. Eine Person sagte: "Wie man es machst,
macht man es verkehrt!", meine Antwort war: "Wie du es machst, ist
es verkehrt!")
Auch mit Rousseau, Emile und dem Vikar stellen sich mehr Fragen
als Antworten. Die glücklichen Tiere sind schließlich schon
teilweise ausgestorben, und es läuft ihnen kein Arzt mit einer
Impfnadel oder einem Maulkorb nach, wenn es Probleme gibt,
vielleicht mit einer Einschläferungsnadel, damit sie den Menschen
nicht schaden können. Mit ihrem Fortschritt, angefeuert mit ihrer
überhohen Mathematik und Makro- und Mikrowissen, mit ihrer
Erdbuddelkraft und ihrer Fortbewegung können die Menschen sich
fast grenzenlos vermehren und konsumieren bis zum Geht-nicht-mehr,
und die es noch nicht können, denen soll geholfen werden, aber was
folgt darauf? Wenn diese die Schwelle geschafft haben, wollen sie
dann nicht mehr noch? Wer, was steht an der Schwelle? Das war auch
mal ein wenig sozioweb von mir.
JH