Am 24.07.2022 um 12:03 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Wie sollten unmethodisch Sprache, Sinnlichkeit, Fluidmechanik und Quantenmechanik zusammenkommen? Verhält sich die Banalität der Sprache zur unendlichen Vielfalt unserer Sinnlichkeit vielleicht wie die Einfachheit der Moleküle zur strömenden Vielfalt des Wassers? Der mathematische Nachweis für die Existenz regulärer Lösungen der Strömungsgleichungen nach Navier und Stokes steht allerdings noch aus — ebenso wie eine vollständige Lösung der Schrödingergleichung für das Wassermolekül, geschweige denn eine Berechnung von Wasser aus 10^25 Molekülen. 


Wie aus Wasser heraus ein "Quantum consciousness in warm, wet, and noisy brain“ möglich sein könnte, hat Valeriy I. Sbitnev untersucht. "The emergence of quantum consciousness stems from dynamic flows of hydrogen ions in brain liquid. This liquid contains vast areas of the fourth phase of water with hexagonal packing of its molecules, the so-called exclusion zone (EZ) of water. The hydrogen ion motion on such hexagonal lattices shows as the hopping of the ions forward and the holes (vacant places) backward, caused by the Grotthuss mechanism. By supporting this motion using external infrasound sources, one may achieve the appearance of the superfluid state of the EZ water. Flows of the hydrogen ions are described by the modified Navier-Stokes equation. It, along with the continuity equation, yields the nonlinear Schrödinger equation, which describes the quantum effects of these flows, such as the tunneling at long distances or the interference on gap junctions.“ 

https://arxiv.org/abs/1606.00258

“Through the prism of the above description, we may now consider the consciousness evolving in the wet, warm, and noisy brain system. It interacts with a massive volume of memory stored in a deeper, finer-grained scale of a memristive system. The interaction manifests itself through the destructive and constructive interference effects, like the effect of a vote. The memristive system by itself is based on the microtubules involving the calcium ions (networks of the granulated units of Ca^2+), including the calcium-calmodulin-dependent protein kinase II (CaMKII), which is implicated in the strengthening of active neural connections.” Mit "memristive systems" wird sich auch schon mancher Ingenieur beschäftigt haben, handelt es sich beim „Memristor“ ja um das bereits 1971 von L. O. Chua netzwerktheoretisch beschriebene vierte passive Bauelement, das 2008 von HP erstmals realisiert werden konnte. 

Ob die das Bewusstsein womöglich basierenden superfluiden Zustände in den ausgeschlossenen Zonen des Wassers einmal tatsächlich nachgewiesen werden, bleibt abzuwarten. Der nach Theodor Grotthuß benannte Mechanismus zur Leitfähigkeit wässriger Lösungen ist bereits seit 1804 bekannt. Auch wenn es sich um SciFi handelt, ist es bedenkenswert, dass dem Universum im Nullpunktsfeld wie dem menschlichen Hirn im hexagonalen Wasser Quantenzustände zugrunde liegen könnten. Und für manchen Dichter drängen sich die Einfälle aus dem Unterbewusstsein so zufällig ins Bewusstsein wie die virtuellen Teilchen aus dem Nullpunktsfeld ins Universum. 

Der Poet Peter Rühmkorf hat einmal angemerkt: „Wo immer ich gehe, stehe, sitze, liege oder fliege rast, flattert, flimmert, wedelt, taumelt, fegt und schwebt so viel poetischer Leuchtstoff auf meinem inneren Wahrnehmungsschirm vorbei, daß ich ihn in der Eile weder verbinden noch zur Ordnung rufen kann, und den ich ... in diesem vorläufigen Zustand einer ersten Anwehung festzuhalten suche.“ Der bei mir einstmals in der Nähe wohnende Dichter hatte seine „sternschnuppenartigen Einfälle“ auch Quanten oder Lyriden genannt. 

IT