Am 14.02.23 um 12:26 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
einiges zum Thema Gespräch, und dann:
Ach so und noch zur Emergenz! Ich habe mir den diesbezüglichen Eintrag auf Wikipedia angesehen,  nachdem ich das ja hier vorgeschlagen hatte. Ich denke, dort ist wirklich alles zu diesem Begriff dargelegt, samt Kritikpunkten und somit würde sich eigentlich jede weitergehende Diskussion - bezogen auf das Eigentliche dieses Begriffs - erübrigen.

eigentlich, ja, aber doch nein. Thema ist die Konformität mit den Wörtern, also es geht meist um die richtige Verwendung der Wörter. Auch ich sündige gegen diese. In Bezug auf Emergenz habe ich den Zustand der Zerstörung auch als emergent angesehen, was der Bedeutung des Wortes nicht entspricht, also falsch (nicht wahr) modulo übliche Bedeutungen ist. Nur darf man auch ein wenig anders sprechen als üblich, ich übertreibe, ok. Zur Sache: Bei Emergenz soll gedacht werden: Aufbau, Entstehen von neuen Eigenschaften. Bei Eliminierung von Eigenschaften soll von Submergenz gesprochen werden. Ich darf trotzdem beides zusammen denken, insbesondere wenn ich es beschreibe. Wenn ein Wald abbrennt, entsteht ein "komisches, schwarzes Feld", das neue Eigenschaften hat. Es ist also ein grauer Bereich vorhanden, zwischen Entstehen, Vergehen und Neuentstehen. Diesen habe ich dann auch bei Wikipedia so ähnlich gefunden, der sich immer wieder wiederholt:

"Genau genommen bilden systemtheoretisch gesehen schon zwei in einer Beziehung stehende Personen ein neues System mit neuen Eigenschaften. Zum Beispiel verhält sich ein (Ehe–)Paar anders als die beiden Einzelpersonen."

Nur wenn beide "in Freiheit" sind, gehen die vorherigen Eigenschaften nicht nur verloren, es entstehen dann automatisch die neuen oder alten Eigenschaften des Solitärs, um das mal sanft zu sagen. Verlust von Eigenschaften ja, keine Emergenz, ja, sprachlich so definiert. Wenn aber Freiheit auch eine Eigenschaft ist, die vorher nicht war, dann ist das Wort Emergenz angebracht. Wen interessiert schon die Gefangenschaft? So ähnlich ist es bei der kritischen Masse. Kinder freuen sich oft mehr an zusammenfallenden Bauklotzkonstruktionen als an aufgebauten, insbesondere wenn ein anderer sie gebaut hat. So ähnlich ist es vermutlich bei Gesprächen und einigem anderen. Gerade das Verlieren des anderen im Spiel wird als Gewinn hochstilisiert. Wenn das keine Emergenz ist!

An Hand des Beispiels Emergenz in Wikipedia kann genau gedacht werden, wie es sich mit "der Meinung" verhält. Es ist so wie das liebe Kind, das im Supermarkt nur auf die Gegenstände zeigte, und jeweils sagte: "haben", ohne sich sonst auszudrücken. Auf dem Weg durch den Wikipedia-Artikel könnte auch jeder in seinem Caddy beim Lesen jeder Stelle sagen: "ja, meiner Meinung nach". Aber Meinung spielt keine Rolle. Die Herkunft der Sätze ist interessanter als zu wissen, wer welche Meinung hat. Ich denke, dass es nicht nur mir darum geht. Und deswegen ist ein Gespräch wichtig, nicht um fremde Meinungen zu hören, diese mögen höchstens Transportmittel sein.

Gruß

J.