Am 16. März 2024 20:25:31 MEZ schrieb "Ingo Tessmann über PhilWeb" <philweb@lists.philo.at>:
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>> Am 16.03.2024 um 18:34 schrieb Claus Zimmermann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
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>> Durch die Definition wird der umgangssprachlich mehrdeutige Ausdruck Kraft fachsprachlich eindeutig bestimmt. Wie immer bedeutet das "also" des deduktiven Schlusses keinen Erkenntnisfortschritt, sondern eher "das heisst" oder "mit anderen Worten". Es handelt sich noch nicht um ein Gesetz, das Bewegungen in Abhängigkeit von bestimmten gemessenen Grössen beschreibt, sondern um eine Zeichenregel.
>> Von Ursache zu reden, ist wie gesagt irreführend, wenn man darunter etwas von der Wirkung Unterscheidbares versteht und der Schluss von die Ursache auf die Wirkung nicht deduktiv, sondern induktiv ist. Warum es nicht einfach bei der Begriffsbestimmung belassen statt anstelle eines präzise gefassten Ausdrucks ein Phantom in die Welt zu setzen?
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>Moin Claus,
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>bei Kraft-, Trägheits- und Reaktion-Gesetzen wird auch häufig von Sätzen oder Axiomen geschrieben. Also gehen wir im Anschluss an die operationellen Definitionen von Länge, Dauer und Masse von Axiomen der NM aus. Eine Physikerregel, ein physikalischer Satz oder ein Naturgesetz ist dann das Gravitationsgesetz. Wenn ich Ursache und Wirkung nicht unterscheiden können soll, warum gibt es dann zwei Worte dafür?

Das kommt gelegentlich vor, in diesem Fall in der nicht fachsprachlichen Ausdrucksweise aber eben nicht. Es handelt sich um einen Zusammenhang und das impliziert wie gesagt 2 unterscheidbare Gegebenheiten.


Wenn die Sonnengravitation die Erdbewegung verursacht und die Erdgravitation auf die Sonnenbewegung zurückwirkt, dann wirken beide Massen wechselseitig aufeinander ein, stehen jeweils in einem Ursache-Wirkungsverhältnis, das invariant deduziert und gemessen werden kann.


Man hatte erst allgemein definiert oder "axiomatisch vorausgesetzt", dass Kraft Bewegungsänderung ist. Und jetzt will man letzteres auf ersteres, also auf sich selbst zurückführen?
Man kann Masse, Abstand, Bewegungsänderung messen, miteinander in Verbindung bringen und statt von Bewegungsänderung auch von Kraft reden.
Masse und Abstand wären die von der Bewegungsänderung unterscheidbaren Ursachen, auf die man die Änderung=Kraft zurückführen kann. Die Massen wirken wechselseitig aufeinander ein, wie du sagst.

Claus


Problematisch erscheint mir diese Bezeichnungsweise lediglich dadurch, dass die Gravitationswirkungen in der NM instantan erfolgen, Ursache und Wirkung also nicht zeitlich aufeinander folgen. Plausibler wird die wechselseitige Kausalitätsstrukter dann aber in der ART ebenso wie in der Elektrodynamik aufgrund der endlichen Wirkungsausbreitung. Was daran Ausdruck eines Phantoms sein soll, erschließt sich mir nicht. Anderseits ist nicht das Geschreibe in der Physik wesentlich, sondern die Formalismen und Experimente. Also: shut up and calculate!
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