Hi JH, 

Analytiker trennen gerne Ebenen und Kategorien; praktisch werden Worte stets im jeweiligen wahrscheinlichkeitsgewichteten Beziehungsgeflecht gebraucht. Dabei gewichten und flechten Philosophierende anders als Sozialforschende, Juristen anders als Politiker — und alltäglich geht es zudem wörtlich und metaphorisch durcheinander. 

Eine Idealperson müsste zunächst einmal ideiert werden, womit bereits zwei Ebenen unterschieden würden, die reale und die ideale. Zudem reicht es nicht, bottom up weiter zu denken, es müsste auch top down vorgegangen werden, da Personen in Gesellschaften und Kulturen leben, die wiederum gewachsenen und organisierten Systemen unterliegen, wie Natur und Technik, Wirtschaft und Staat.        

Es reicht also nicht der systematische Zugang, hinzu käme der historische, womit die Dialektik bzw. die historisch-faktische Genese hinzuzunehmen wäre. Hegel, Marx, von Weizsäcker, Habermas und Lorenzen bspw. haben sich daran versucht. Anfangen ließe sich auch mit einem Roman, bspw. über „Das Narrenschiff Erde" auf dem Weg durchs All. Darauf komme ich, weil ich mir gerade „Das Narrenschiff“ Christoph Heins vorlesen lasse … 

IT

Am 14.07.2025 um 11:38 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Gut kommentiert haben alle hier die Sachlage, wenn ein Auge zugedrückt wird. Gilbert Ryle könnte auf den Kategorienfehler hinweisen, nach dem es ein Durcheinander im Denken gibt, wenn dieser begangen wird, wenn einmal die Sache S1 in den Sätzen steht, ein anderes Mal S2, sogar S3 usw., wobei diese sich in verschiedenen Ebenen befinden:

Beispiele
S1: Personen aus Politik, Obrigkeiten,
S2: Die abstrakten Gruppen mitsamt ihrer Obrigkeiten: Länder, Staaten, Organisationen
S3: weitere abstrakt gedachte Sachen: Kapitalismus, Aufklärung, Individualismus, Egoismus, Kollektivismus, Konsumprofil, Moral usw.
S4: Bezeichnungen wie "Moralphilosoph", "Wissenschaftler", "Bischof", andererseits "Ideologe", "Querdenker", "Betrüger". (Gerne nehme ich die letzten Bezeichnungen für mich an, als Geuzenwörter.)

Wenn die Sätze dann noch ein "wir" an wichtigen Stelle enthalten, oder gar persönliche Sätze mit Meinungen, Glaubungen, Wissungen Überzeugungen, dann wird alles völlig unübersichtlich. Dieser Alasdair MacIntyre schreibt derartige fragwürdige Sätze, die sogar von einem Mann der Straße als solche erkannt werden können. Und dann noch mit der Negation: "we don’t need"... Dem stimme ich zu, indem ich sage: "we don't need ein derartiges Durcheinander."

Eine Methode wäre, eine Idealperson zu beschreiben, und die Fehler, die sie vermeiden könnte, unabhängig davon, in welcher Zeit und in welchem Rahmen sie lebt. Mit einer Von-unten-nach-oben-Methode kann dann weiter gedacht werden.

JH

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