Moin moin Ingo,

Teilhard de Chardin mit Penrose in ein Verhältnis zu setzen ist so abwegig, als ob man Äpfel mit Birnen vergleicht. Mir sind beide Denker sehr bedeutsam, ersterer war Theologe und Naturwissenschaftler, Penrose ist letzterer und Atheist, für meine Begriffe aber auch Philosoph; er ist mein Favorit schlechthin, was seine Thesen bezogen auf Kosmologie anbelangt, vornehmlich sein Modell vom zyklischen Universum. Ich habe alles von ihm verfügbare Schriftgut gelesen, seine Vorlesungen/Talks verfolgt und würde dennoch nie auf die Idee gekommen sein, seine Kosmologie mit jener des Teilhard de Chardin in Verbidnung zu bringen. Da liegt nahezu eine ganze Epoche wissenschaftlicher Forschung dazwischen.

Hochgeschätzt ist mir Teilhard, weil er es zu seinen Zeiten unternommen resp. gewagt hat, gegen die Dogmen der Amtskirche eine Sicht auf Welt und  Kosmos - den er als Theologe natürlich als göttliche Schöpfung aber dennoch konkret als Evolution annahm - zu postulieren. 

Seine Bemühung, einen Bezug  zwischen naturwissenschaftlicher Evolutionstheorie und christlicher Schöpfungsgeschichte (als pure Metaphorik) herzustellen, war zu dieser Zeit noch ein höchst kritisches, gefährliches  Unterfangen. Da standen sich herausragende Intelligenz und wirkliches Wissen um die Dinge gegen plumpe Dogmatik eines klerikalen Machtzirkels gegenüber. 

Ich wüsste nicht, wo Teilhard „Materie zu Geist“ werden ließ, vielmehr sah er diese Substanzen sich gegenseitig in Wechselwirkung verbunden.

Nun ist es aber doch nur müßig - wenn nicht sogar schäbig - sich heutzutage noch über zu damaliger Zeit angenommene naturwissenschaftliche Gegebenheiten zu ereifern oder diese als „Geschreibe“ abzuqualifizieren.

Was glaubst Du, was man in hundert Jahren über Dein wie auch mein Geschreibe hier sagen wird? Wir können uns glücklich schätzen, wenn man uns posthum zugesteht, dass wir die Dinge der Welt eben nicht besser wissen konnten.

Ja und zu guter Letzt hier (gerade unterwegs, tippe ich mühselig auf so einem iDevice herum) noch zum Verhältnis von Licht und Geist: 

Photonen als Träger von Information, welch andere oder bessere Substanz könnte sich als quasi immaterielles  Agens eignen?

Da schließt sich der Kreis wieder zu Penrose und seinen diesbezüglichen Aussagen. Da findest Du tatsächlich „Formalismen“, die diesen Themenkomplex beschreiben. Auf einen experimentellen Nachweis musst Du mit Penrose jedoch noch einige Zeit warten, wenn dieser überhaupt jemals gelingt. Daher wird Dir Metaphysik noch geraume Zeit Unmut bereiten, im Gegensatz zu Penrose, denn der steht einfach darüber.


Bester Gruß! - Karl



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