Am 23.07.2025 um 19:54 schrieb Claus Zimmermann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Die KI kennt, soweit uns bekannt ist, nur elektrische Zustände und in der Trainingsphase vorgegebene Bewertungen als Eingaben. Wie wir, "lernt" sie nicht nur durch Regeln oder durch Beispiele. Ein Urteil wie "Katze", "witzig" oder "schön" erscheint dann mit einem gewissen Wahrscheinlichkeitsgrad auf der Ausgabenseite.

Und das scheint mir der Unterschied zu uns zu sein. Bei uns gehört das Witzige am Witz zur Eingabe. Wir lachen nicht, weil wir etwas hören, das mehr oder weniger anderem gleicht, von dem man uns gesagt hat, dass es witzig ist, sondern wir lachen spontan.

Moin Claus, 

ja, das bloße Mitlachen scheint auch mir die Ausnahme zu sein. Aber hat nicht ebenso das spontane Lachen ein Wahrscheinlichkeitsmaß bzw. ist durch ein solches simulierbar? Nicht alle Menschen lachen spontan über die gleichen komischen Situationen oder erzählten Witze. Bestimmend dabei sind kulturelle, subjektive und intellektuelle Bedingungen. Die vier gängigen Theorien in der Philosophie des Humors werden ja nach Überlegenheit (Hobbes), Inkongruenz (Hutcheson), Steifheit (Bergson), Energieabfuhr (Freud) unterschieden.  

Das spontane bzw. unwillkürliche Lachen kommt wohl nur bei Babys vor und „probeweise" sogar im Schlaf. Aber schnell wird es mit den Bezugspersonen abgeglichen und damit zum sozialen und nicht mehr spontanen Lächeln. Dennoch bereitet der Umgang mit kleinen Kindern viel Freude, da sie viel und hemmungslos lachen. Spontan ist es aber nur anfänglich; denn schon bald wird es sozial sanktioniert: „Man lacht nicht über ein Gebrechen / Du sollst Erwachsenen nicht widersprechen“ reimte Brecht.   

Aber kann man nicht die elektrischen Zustände der KI mit Zuständen des menschlichen Nervensystems vergleichen? Schon. Aber darin findet man keinen Humor und keine Schönheit. Wie sollte ich diese Erfahrungen als Empfänger, der ich bin, nicht gelten lassen wie die der korrespondierenden Nerven- und Hirnvorgänge auch?

In zellulären oder prozessualen Zuständen sind weder Humor noch Schönheit zu finden, wohl aber in deren sprachlichen, visuellen oder auditiven Ausdrücken. Und die lassen sich unabhängig davon interpretieren, ob sie von MI oder KI generiert wurden. Humor und Schönheit sind  offensichtlich Invarianten, die sehr weitreichend sein können, wie als Beispiele die Chaplin-Stummfilme zeigen.  

Aber wie universell ist der schwarze Humor in der Darwinismus-Parodie „Galapagos“ Kurt Vonneguts? "Vor einer Million Jahre – 1986, um genau zu sein — ist die Welt, wie wir sie kennen, dem Untergang geweiht. Erst brechen die Finanzmärkte der Erde zusammen, dann das Klima und schließlich sorgt eine Pandemie dafür, dass alle Frauen unfruchtbar werden. Alle bis auf diejenigen, die sich an Bord des Kreuzfahrtschiffes Bahia de Darwin auf dem Weg zu den Galapagos-Inseln befinden. Plötzlich sind die Passagiere die letzte Hoffnung der Menschheit. Doch damit die Menschen als Spezies überleben können, muss sie die Evolution von dem befreien, was sie beinahe in den Untergang geführt hätte: ihren übergroßen Gehirnen.“ 

Was wird in einer Million Jahre noch von Menschen auf der Erde künden? Leben wird wohl erhalten geblieben sein, aber dessen Vorformen sollen schon galaktisch verbreitet sein: "A Deep Search for Ethylene Glycol and Glycolonitrile in the V883 Ori Protoplanetary Disk“:

https://iopscience.iop.org/article/10.3847/2041-8213/adec6e

Und hier die Pressemitteilung zur Originalarbeit: 

https://www.mpg.de/24449239/praebiotische-molekuele-v883ori?c=2191

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