Am 16.04.2023 um 14:00 schrieb Rat Frag über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

… Kannst du uns eventuell auch eine kurze Beschriebung der
Halbformalismen geben?

Hi RF, 

eine Kurzbeschreibung wäre bspw.: „Axiomatiken oder die streng finiten Regelsysteme (d.h. mit endlichen Regeln) heißen auch Vollformalismen, jene mehr liberalen Systeme (d.h. mit unendlichen Regeln, gleichgültig ob in klassischen oder konstruktiven Deutungen) sind seit Schütte als Halbformalismen bekannt.“ Siehe dazu: „Der Zahlbegriff und seine Logik“, Seite 83: 

https://dec59.ruk.cuni.cz/~kolmanv/Zahlbegriff2.pdf

Längere Beschreibungen können den Büchern Schüttes (Beweistheorie) und Lorenzens (Metamatematik) entnommen werden. 


In dem Text wird mehrfach explizit auf Meister Eckhard eingegangen.
Auch scheint mir der Grundgedanke von Haben und Sein in diese Richtung
zu verweisen.

Die Beziehung zu Meister Eckhard stellt Pambuccian her. Bei Fromm kommt sie nicht vor. Oder kannst Du mir Textstellen dazu von ihm angeben? Ebenso kann ich Deine Auffassung seines Grundgedankens nicht nachvollziehen. Ich habe Fromm als Sozialpsychologen in Erinnerung behalten, nicht als Mystiker. Auch hierzu wären abweichende Textstellen hilfreich. 


Menschen in Panik können mit geringerer Wahrscheinlichkeit eine gute
Entscheidung.

Metzinger äußert in seinem Buch lediglich die Vermutung, dass es analog zu den physikalischen auch sozialpsychologische Kipppunkte geben könnte, zu denen er den Panikpunkt zählt. Aber wie wahrscheinlich ist der und welche Sozialdynamik liegt ihm zugrunde? Darüber schweigt er sich aus. Ich sehe den Zusammenhang natürlich in der Theorie dynamischer Systeme. 

  
Und an welche Situationen denkst Du hinsichtlich indirekter Nachweise?

Hat Person XY eine Infektion mit dem Erreger Z. Wir finden Antikörper,
die normalerweise im Immunsystem als Reaktion auf Z erzeugt werden,
daraus schlussfolgern wir, dass Person XY auch die Erreger Z hat.
Wir versuchen den Zerfall eines Teilchens zu beweisen und erbringen
den Beweis indirekt über die Detektion der (postulierten)
Zerfallsprodukte.

In beiden Fällen können wir den gewünschten Vorgang nicht prüfen, aber
eben indirekte Effekte, in der Realität eben zumeist Kausalfolgen. In
der Mathematik kann man argumentieren, dass keine Kausalität vorliegt.
Die Prämissen des indirekten Beweises sind nicht die Kausalfolgen des
Vorliegens des Sachverhalts.


In den Realwissenschaften reichen indirekte Hinweise hin, wenn sie theoretisch begründet und statistisch signifikant sind. In der Formalwissenschaft Mathematik geht es aber nicht um Wahrscheinlichkeiten, sondern um logisch korrekte Beweise. Wenn also in der Mathematik keine Kausalitäten vorliegen, was sind dann die wie begründeten Prämissen für indirekte Beweise oder implizite Definitionen? 

IT