Am 18.04.2023 um 02:02 schrieb Claus Zimmermann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Die Frage, wie das Gehirn das Erleben zustande bringt, kann doch nur beantwortet werden, indem man Hirnfunktionen beobachtet, vielleicht mit bildgebenden Verfahren, und sie mit Erlebnissen und Gedanken in Verbindung bringt. Und steht man dann nicht im Prinzip vor der gleichen Frage wie vorher, die jetzt lautet, wie diese jetzt genauer beobachtete Körperfunktion diesen Gedanken oder dieses Erleben produziert?
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Mir scheint es so zu sein, dass wir ständig nach Naturzusammenhängen suchen, um die Natur besser zu beherrschen. Was hat das mit Verstehen zu tun? Kann man nicht nur verstehen, was man selbst gemacht hat (bei einem Motor oder einer Sprache die Bauweise) und alles andere nur mit den Worten "ist eben so" zur Kenntnis nehmen (das Verhalten der Materialien, das Verständnis der notwendigerweise hinweisenden Definitionen).
Andere Tiere lernen auch aus Erfahrung, man könnte sich sonst auch gar nicht zurechtfinden. Wir haben es nur auf die Spitze getrieben.
Ich traue mir keine Antwort auf die Frage zu, ob ein stofflicher Vorgang mit zunehmender Komplexität immer lebendiger wird. Das Erleben basiert nicht auf Regeln. Wir haben eine Regel für die Anwendung des Worts "grün", können aber nicht erklären, wie wir grün und gelb unterscheiden. "Das sieht man doch!" - oder eben nicht. Wir können unter Ausnutzung bestimmter Naturzusammenhänge eine Maschine bauen, die die Farben unterscheidet. Aber wie sollten wir ihr zum sehen verhelfen, wenn wir nicht wissen wie wir das selbst machen?

Ich hoffe, das ist nicht zu durcheinander. Ist mir leider nicht klarer.

Nein, sicher nicht durcheinander, denn Du bringst ja lediglich den Umstand des bislang wissenschaftlich nicht ergründeten Phänomens von Bewusstsein sowie der weiteren noch offenen Fragen zu diversen Naturvorgängen zum Ausdruck und da dreht man sich nicht selten im Kreise bzw. da erscheinen die sich entgegenstehenden Thesen tatsächlich als ein gewaltiges Durcheinander. 

Ein nach wie großes Problem in der wissenschaftlichen Forschung ist die weiterhin ablehnende Haltung gegenüber Forschenden, die sich mit „nichtstofflichen“ Phänomenen beschäftigen. So etwa Sheldrake mit seiner Theorie von den morphogenetischen Feldern, die seiner Ansicht nach prägende und steuernde Funktion bezogen auf die organische wie anorganische Natur haben. Mir war diese Theorie sofort eingängig, weil ich von der formbildenden bzw. gestaltgebenden Funktion von Feldern (welcher Art auch immer) überzeugt bin.

Das immer noch vorherrschende mechanistische Paradigma zur Beschreibung von Lebensprozessen versucht die Entstehung von Formen (Gestaltgebung) ausschließlich auf molekularer Ebene zu erklären, so etwa auch mit dem Bezug auf die in allen Körperzellen gleiche DNS, gleichem biochemischen Kompositum und dennoch voneinander verschiedenen Organen und Gliedern. Das führt geradewegs zurück zu dem hier kürzlich thematisierten Phänomen der Chiralität (die tiefergehende Erörterung hier steht noch aus.)

Für meine Begriffe lässt sich Morphogenetik/Gestaltgebung nicht allein durch die Analyse biochemischer Substanz erklären, sondern eher durch die Annahme, dass Organismismen in ihrem Wachstum von formgebenden Feldern geprägt werden.

Aber vielleicht kann uns Thomas hier etwas weiterhelfen, damit tatsächlich Wissenschaft hier zu Wort kommt.

Wissenschaft, vornehmlich die naturwissenschaftlichen Methoden haben sich derart fortentwickelt, dass man - auf die Farbempfindung eingehend – mittlerweile nicht mehr auf subjektiv wahrgenommene Farbeindrücke zurückgreifen muss, wenn man beispielsweise die Farbe Grün von Gelb unterscheiden will. Erstere hat ein messbares Lichtspektrum (Spektralfarbe) mit der Wellenlänge von ca. 500 bis 570 nm, Gelb liegt mit seinem Lichtspektrum etwa zwischen 570 und 590 nm. Dieses Gefälle zeigt die absteigende Photonenenergie zwischen Ultraviolett (UV) und Infrarot (IR) und glücklicherweise kommt die Strahlung granuliert (Plancksche Quanten) daher und so sind wir nicht einer katastrophal tötenden UV-Strahlung ausgesetzt, die allenfalls von Skorpionen ausgehalten würde; diese zählen wohl zu den Tieren, die aktuell angesichts der Medwedew'schen Vernichtungs-Phantasien eine Überlebenschance hätten.

Wie nun aber Farben individuell empfunden werden, ist eine ganz andere Sache. In medizinisch-therapeutischer Anwendung von sinnlich wahrgenommener Farbeinwirkung auf Körper und Geist geht man von dessen signifikanter Beeinflussung durch Farben und damit letztlich durch spezifische Lichteinstrahlung aus. Und da könnte selbst „Einbildung“ eine Rolle spielen, nämlich als autosuggestive Beeinflussung diverser Körperfunktionen, die durch jeweils spezifisch energetische Wechselwirkungen erfolgt.

Damit zeigt sich m.E. der enge Zusammenhang zwischen Körperlichkeit (Materie) und nicht-stofflichem, d.h. geistigen Geschehen, wie er sich eben auch durch die Einwirkung von Feldern auf Organismen darstellt. Ob man nun Felder im Sinne der Feldtheorie als klassisch physikalische Potential- und Vektorfelder oder aber (zielführender) als quantisierte Energie/Impulse und somit auch als Materie zu sehen hat, ist für das Faktum der Beeinflussung von Körperlichkeit durch Felder zunächst unbedeutend.

Von Bedeutung könnte sein, dass ein Feld – im benannten Fall ein Morpho-Feld – als eine informationstragende Ganzheit betrachtet wird, die sich selbsterzeugend und selbststeuernd evolutionär aus jeweils vorgängigen Feldern entwickelt hat. Diese für eine Spezies gültige Ganzheit (als Teil einer universalen Ganzheit, einem holistisch angelegten Weltgedächtnis) steht für die kumulative Entwicklung resp. Ausformung der jeweilig biologischen Art, eben als Artbildung.

Soweit zu meinem derzeitigen Verständnis vom Zusammenspiel zwischen nicht-stofflichem Geschehen und Körperlichkeit; sicherlich ist dieses einem laufenden Transit unterworfen, wie dieser sich immer wieder auf's Neue ergibt, abhängig vom aktuellen Wissens- und Erkenntnisstand, gleichermaßen individuell wie kollektiv.

Bester Gruß! - Karl