Wenn eine Reduzierung stattfände, fände ich das nicht überzeugend.
Da sind wir uns einig. Weil es aber stets nur um Näherungen geht, kann auf Aspekte nicht verzichtet werden, wenn überhaupt etwas verstanden werden soll.
"Emotionen sprengen Gemeinsamkeit, da sie personenbezogen bleiben." (IT)
Neulich hattest du doch noch Nietzsches "dyonysische" Lebensfreude hochleben lassen, wenn ich mich richtig erinnere, mit der er sich vielleicht von seinem Herkunftsmilieu abgegrenzt hat. Vielleicht meinst du, dass Emotionen zwar ihren gemeinschaftsstiftenden Platz im Leben haben, aber nicht in Diskussionen?
Neulich hatte ich ja Nietzsche mit Darwin parallelisiert, d.h. nach Darwin hat Stoffwechsel, Reproduktion, Mutation Selektion zur Folge und nach Nietzsche hat der Wille zur Macht, die ewige Wiederkehr des Gleichen, der dionysische Rausch den Übermenschen zur Folge. Emotionen sprengen den rationalen Rahmen, können gleichwohl Anregungen geben, die Ränder des Rahmens gleichsam fluktuieren lassen. Aus Diskussionen sollten sie weitgehend herausgehalten werden.
"EVERY MOMENT IN BUSINESS happens only once. The next Bill Gates will not build an operating system. The next LarryPage or Sergey Brin won’t make a search engine. And the next Mark Zuckerberg won’t create a social network. If you are copying these guys, you aren’t learning from them. Of course, it’s easier to copy a model than to make something new. Doing what we already know how to do takes the world from 1 to n, adding more of something familiar. But every time we create something new, we go from 0 to 1. The act of creation is singular, as is the moment of creation, and the result is something fresh and strange.“ Merksätze: "competition and capitalism are opposites“ und "Properly understood, technology is the one way for us to escape competition in a globalizing world.“ (peter Thiel)
Hier geht es ums Geschäft. Ich würde sagen, dass Waren- und Leistungsaustausch ein Teil des Lebens ist. Man kann es dem Zitat nicht eindeutig entnehmen, aber vermuten, dass es für den Autor eine viel grössere Bedeutung hat. Das könnte vielleicht aus dem Glauben hervorgegangen sein, dass Gott schon in diesem Leben seine Lieblingskinder durch Erfolg belohnt.
Das wäre geradezu typisch für Amerikaner. Der libertäre Thiel scheint mit dem Christentum aber nichts am Hut zu haben. Ich finde es bemerkenswert, dass er unverblümt Kapitalismus und Autoritarismus in Verbindung bringt. 1972 lag dem Kursbuch die „Pyramide der Unterdrückung“ bei, 2024 war es ein Schema zur Tech-Elite:
Peter Kafka plädierte für eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus, Peter Thiel dagegen strebt einen Kapitalismus ohne Marktwirtschaft an. Technologiebasiert scheinen sich der US-Privatkapitalismus und der Staatskapitalismus Chinas anzunähern. Ebenso wie Thiel hat der auch zur „Paypal-Mafia“ gehörende Palantir-CEO Alex Karp Philosophie studiert — und das ausgerechnet in Frankfurt u.a. bei Habermas. In seiner Diss. „Aggression in der Lebenswelt“ bezieht er sich wesentlich auf Adornos „Jargon der Eigentlichkeit“ und Parsons "The Structure of Social Action“:
Ausgangsfrage Karps: "Zwingt mich ein sozialwissenschaftlich fundierter Ansatz dazu, über jene Konflikte sozialer Handlung hinwegzusehen, die Aktoren Gelegenheit zur Befriedigung verpönter Wünsche verschaffen. Und wenn dem so ist, wie kann ich mich dieses Ansatzes weiterhin bedienen, ohne dabei Gefahr zu laufen, auf den Aggressionsbegriff zu verzichten?“ Thiel zählt die Gründung Palantir’s zu den kreativen singulären Momenten. Für Habermas dürfte Palantir den Systemimperativen folgend zur Kolonisierung der Lebenswelt beitragen.
"Company Overview: Palantir Technologies is a data analytics software provider founded in 2004 by former PayPal executive Peter Thiel, along with Alex Karp, Joe Lonsdale, and Stephen Cohen from Stanford University. Palantir develops data analytics software that addresses fraud prevention, counter-terrorism, and other intelligence tasks. The CIA’s venture firm, In-Q-Tel, a part of the U.S. intelligence community that invests in new technologies for defense operations, was an early investor in Palantir. Palantir’s early clients included a fairly long list of federal, state, and local agencies and departments, such as the Department of Defense, the CIA, the FBI, Homeland Security, the LAPD, the Chicago PD and the NSA.“ Alex Karp: "We promote human-driven synergies between humans and computers by integrating every data store you have — any kind of data and at any scale.“
Ich habe keine Ahnung von Wirtschaftswissenschaft und nehme aus der Laienperspektive nur an, dass der Markt ein bewährtes Instrument zum Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage ist. Hier begegnen sich die Menschen als Konsumenten und Verkäufer. Weiter können sie es nicht bringen.
Faktisch scheinen in den wesentlichen Bereichen Oligopole das Wirtschaftsgeschehen zu bestimmen. Daneben gibt es aber die (kleinen und mittleren Unternehmen) KMUs. Noch wird der Oligopol- durch den KMU-Kapitalismus ergänzt. Wie Fossil- und Techno-Imperium zeigen, sind mit der Politik hauptsächlich die Oligopole verquickt. Und die gibt es auch im Bereich der Ernährung; denn „seit Jahren beherrschen Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe mit ihren Marken Lidl und Kaufland etwa Dreiviertel des gesamten Marktes“, war kürzlich im Manager Magazin zu lesen.
Erfindungen sind besser als Wiederholungsroutine, das würde ich auch sagen. KI z.B. Allerdings kann sie selbst nichts neues hervorbringen, sondern wird an Vorgaben geschult, die sie dann bis zum Erbrechen wiederholt. Man sollte m.E. wissen, was sie kann, viel besser als wir, und wo sie schadet, wenn z.B. ein Musikproduzent lieber auf KI setzt als auf erstklassige Musiker und damit den Geschmack des Publikums verdirbt.
Ist der Geschmack des Publikums nicht schon lange durch Schlager und Musikantenstadl verdorben bzw. gar nicht erst verfeinert worden? Klassik und Jazz spielen kaum eine Rolle beim Massenpublikum. Die CD-Käufe und Streaming-Statistiken dürften das offenbaren. Ähnlich wie bei den KI-generierten Groschen-Romanen werden auch KI-generierte Schlager und Blasmusik den Massengeschmack nicht weiter verderben können — und die Musikliebhaber wissen als Produzenten und Konsumenten mit der KI umzugehen.
IT
PS. Bei ChatGPT ist zu lesen: „Genreranking 2023 insgesamt (physisch + digital) Klassik: ca. 1,7 %, Jazz: ca. 1,5 %. Physisch (CD, Vinyl, Downloads) Klassik: etwa 6 % Anteil am Umsatz mit CDs. Streaming digital dominiert mit etwa 84 % (2024) bzw. 87,5 % (erste Jahreshälfte 2025) des Gesamtumsatzes.“ Es werden offensichtlich kaum noch Werke bzw. Alben ganz gehört, sondern hauptsächlich Einzeltitel.